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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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sich einem anderen Glaubensb e kenntnis als ihrer eigenen uralten Religion anzuschließen. Torgathon Nine-Klariis Tun war eine Ausnahme. Vor be i nahe zwei Jahrhunderten, als Papst Vidas L. dekretiert hatte, Nicht-Menschen dürften als Geistliche dienen, war er unter den ersten Konvertiten gewesen. Zog man seine enorme Lebensspanne und die eiserne Sicherheit seines Glaubens in Betracht, dann war es kein Wunder, daß er einen solchen Aufstieg genommen hatte, obgleich ihm weniger als tausend seiner Rasse in die Kirche gefolgt waren. Er hatte mindestens noch hundert Jahre zu leben. Ohne Zweifel würde er eines Tages Torgathon Kardinal Tun sein, sollte es ihm gelingen, genügend Häresien zu zermalmen. So sind die Zeiten nun einmal.
    „Wir haben auf Arion kaum Einfluß“, sagte der Erzb i schof. Beim Sprechen bewegte er die Arme – vier g e wichtige Keulen aus gesprenkeltem grün-grauem Fleisch quirlten durchs Wasser –, und bei jedem Wort bebten die schmutzigweißen Wimpern rings um sein Atemloch. „Ein paar Priester, ein paar Kirchen, einige Gläubige, doch keine Macht, die der Rede wert wäre. Die Häretiker sind uns dort zahlenmäßig schon überlegen. Ich verlasse mich auf Ihre Intelligenz, Ihre Geschicklichkeit. Machen Sie aus diesem Unglück eine Möglichkeit. Die Häresie ist so augenfällig, daß Sie sie leicht widerlegen können. Vielleicht finden einige der Irregeleiteten auf den rechten Weg zurück.“
    „Bestimmt“, sagte ich. „Und die Art dieser Häresie? Was muß ich widerlegen?“ Es ist ein trauriges Zeichen für meinen eigenen verworrenen Glauben, wenn ich hinzuf ü ge, daß es mir im Grunde egal war. Ich habe mich schon mit zu vielen Häresien auseinandersetzen müssen. Ihre Glaubensüberzeugungen und ihre Fragestellungen hallen in meinem Kopf wider und stören nachts meine Träume. Wie kann ich mir meines Glaubens sicher sein? Dasselbe Edikt, durch das Torgathon für den geistlichen Stand z u gelassen wurde, hatte ein halbes Dutzend Welten dazu veranlaßt, den Bischof von Neu-Rom abzulehnen, und diejenigen, die diesen Weg gegangen waren, hätten ve r mutlich eine besonders abscheuliche Häresie in dem ma s sigen und bis auf einen römischen Kragen nackten Frem d ling gesehen, der sich vor mir im Wasser wälzte und die Autorität der Kirche in vier großen, mit Schwimmhäuten versehenen Händen hielt. Das Christentum ist die großa r tigste menschliche Religion, doch das bedeutet wenig. Die Nicht-Christen sind uns zahlenmäßig im Verhältnis fünf zu eins überlegen, und es gibt weit über siebenhundert christliche Sekten, von denen einige beinahe so groß sind wie die Einzig Wahre Interstellare Katholische Kirche der Erde und der tausend Welten. Selbst Daryn XX I. , mächtig wie er ist, ist nur einer von sieben, die den Titel Papst für sich beanspruchen. Mein Glaube war einst stark gewesen, doch habe ich mich zu lange unter Häretikern und U n gläubigen bewegt, und nicht einmal meine Gebete können die Zweifel jetzt noch vertreiben. Daher verspürte ich auch kein Grauen, lediglich intellektuelles Interesse, als der Erzbischof mir die Art der Häresie auf Arion mitteilte.
    „Sie haben“, sagte er, „aus Judas Iskariot einen Heil i gen gemacht.“
     
    Als Vorgesetzter bei den Rittern der Inquisition befehlige ich ein Raumschiff, welches Wahrheit Christi zu nennen ich das Vergnügen habe. Ehe mir das Gefährt zugewi e sen wurde, hieß es St. Thomas, nach dem Apostel, doch fand ich, daß ein für seine Zweifel bekannter Heiliger kein angemessener Schutzpatron für ein Raumschiff war, welches im Kampf gegen die Häresie eingesetzt wurde. Ich habe auf der Wahrheit keinerlei Aufgaben; ihre Mannschaft besteht aus sechs Brüdern und Schwestern vom Orden des heiligen Christopherus dem Weitgere i sten, und ihr Kapitän ist eine junge Frau, die ich einem Kaufmann abgeworben habe.
    Ich war daher in der Lage, mich während der dreiw ö chigen Reise von Vess nach Arion ganz dem Studium der häretischen Bibel zu widmen, von der mir der Verwa l tungsassistent des Erzbischofs ein Exemplar ausgehä n digt hatte. Der dicke, schwere und schön aufgemachte Band war in dunkles Leder gebunden und mit Goldschnitt versehen. Er enthielt zahlreiche hervorragende, farbige und holographisch erhöhte Illustrationen. Eine beme r kenswerte Arbeit, eindeutig von jemandem ausgeführt, der die leider beinahe vergessene Kunst der Buchgestaltung schätzte. Die abgebildeten Gemälde – ich nahm an, daß die Originale im

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