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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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ka-Thane und zugleich Erzbischof von Vess, Heiligstem Vater der Vier Gelübde, Groß-Inquisitor des Kampfordens der Ritter Jesu Christi und Berater Seiner Heiligkeit, Papst Daryn XXI. von Neu-Rom.
    „Und gibt es auch so viele Häresien wie Sterne am Himmel, Pater, so ist doch jede einzelne nicht weniger gefährlich“, erklärte der Erzbischof feierlich. „Als Ritter Christi ist es unsere vornehmste Aufgabe, sie allesamt zu bekämpfen. Und ich muß hinzufügen, daß diese jüngste Häresie besonders abscheulich ist.“
    „Sehr wohl, mein Lordkomtur“, erwiderte ich. „Ich hatte nicht die Absicht, sie auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich bitte um Vergebung. Die Mission auf Fi n negan war überaus anstrengend. Ich hatte mir vorg e nommen, Sie zu ersuchen, mich für einige Zeit von me i nen Pflichten zu entbinden. Ich brauche Ruhe, Zeit zum Nachdenken und zum Ausspannen.“
    „Ruhe?“ Erneut bewegte sich der Erzbischof in seinem Wasserbe ck en, und obwohl es nur eine leichte Verlag e rung seiner gewaltigen Körpermasse war, reichte sie aus, um eine weitere Flutwelle über den Fußboden zu senden. Seine pupillenlosen schwarzen Augen blickten mich ve r ständnislos an. „Nein, Pater, ich fürchte, das ist gänzlich unmöglich. Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen sind für diese neue Mission unerläßlich.“ Dann schien sein Baß etwas weicher zu werden. „Ich hatte noch nicht die Zeit, Ihre Berichte über Finnegan durchzugehen“, sagte er. „Wie lief die Arbeit?“
    „Schlecht“, berichtete ich ihm, „wenn ich letzten E n des auch glaube, daß wir obsiegen werden. Die Kirche ist stark auf Finnegan. Als unsere Versuche zur Aussöhnung zurückgewiesen wurden, legte ich einige Maßnahmen in die richtigen Hände, und wir konnten die Zeitung und den Rundfunk der Häretiker schließen. Unsere Freunde haben überdies dafür gesorgt, daß die rechtlichen Schritte der Gegner zu nichts führten.“
    „Das ist doch nicht schlecht“, meinte der Erzbischof. „Sie haben einen beachtlichen Sieg für den Herrn und die Kirche errungen.“
    „Es kam zu Ausschreitungen, mein Lordkomtur“, fuhr ich fort. „Über hundert Häretiker und ein Dutzend uns e rer eigenen Leute wurden getötet. Ich fürchte, es wird zu weiteren Gewalttätigkeiten kommen, ehe die Sache au s gestanden ist. Unsere Priester werden angegriffen, sobald sie die Stadt betreten, in der die Häresie Wurzeln g e schlagen hat. Die Anführer der Häretiker riskieren ihr Leben, wenn sie sich aus der Stadt herauswagen. Ich ha t te gehofft, derartige Haßausbrüche, ein solches Blutve r gießen vermeiden zu können.“
    „Löblich, doch nicht realistisch“, sagte Erzbischof Torgathon. Er blinzelte mich wieder an, und mir fiel ein, daß bei Leuten seiner Rasse Blinzeln ein Zeichen von Ungeduld ist. „Manchmal muß das Blut von Märtyrern und das von Häretikern vergossen werden. Was spielt es für eine Rolle, wenn jemand sein Leben hingibt, solange seine Seele gerettet ist?“
    „In der Tat“, pflichtete ich bei. Trotz seiner Ungeduld würde Torgathon seinen Vortrag vermutlich noch stu n denlang fortsetzen, wenn ich ihm die Möglichkeit dazu ließe. Das Empfangszimmer war allerdings für menschl i che Bequemlichkeit nicht eingerichtet, weshalb ich nicht länger als unbedingt nötig verweilen wollte. Die Wände waren feucht und moderig, die Luft war heiß, und es stank nach ranziger Butter, ein für die ka-Thane chara k teristischer Geruch. Mein Kragen scheuerte mir den Hals wund, ich schwitzte unter der Soutane, meine Füße w a ren pitschnaß, und der Magen begann mir zu knurren.
    So drängte ich zielstrebig auf die anstehenden G e schäfte hin. „Sie sagten, diese jüngste Häresie sei ung e wöhnlich abscheulich, mein Lordkomtur?“
    „So ist es“, erklärte er.
    „Wo hat sie begonnen?“
    „Auf Arion, einer etwa drei Wochen von Vess entfer n ten Welt. Eine ganz und gar menschliche Welt. Ich b e greife einfach nicht, warum ihr Menschen so leicht zu korrumpieren seid. Wenn ein ka-Thane den Glauben erst einmal gefunden hat, dann gibt er ihn nur in den selte n sten Fällen wieder auf.“
    „Das ist bekannt“, erwiderte ich höflich. Ich vermied es zu erwähnen, daß die Zahl der ka-Thane, die den Glauben gefunden hatten, verschwindend gering war. Denn die ka-Thane waren ein langsames, schwerfälliges Volk, und die überwiegende Mehrheit seiner zahllosen Millionen zeigte keinerlei Interesse daran, anders als in der herkömmlichen Weise zu lernen oder

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