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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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steht, um die Häresie zu b e kämpfen. Wenn Sie uns diesbezüglich beraten könnten, würde ich Ihnen mit größter Freude zuhören.“
    „Ich bin Inquisitor des militanten Ordens der Ritter Jesu Christi“, sagte ich grob. „Ich gebe keine Ratschläge, Exze l lenz, ich handle. Zu diesem Behuf wurde ich nach Arion entsandt, und ich beabsichtige, meinen Auftrag auszufü h ren. Erzählen Sie mir doch, was Sie über die Häresie und den Ersten Gelehrten, diesen Lukyan Judasson, wissen.“
    „Selbstverständlich, Pater Damien“, begann der B i schof. Er machte einem Diener ein Zeichen, der uns da r aufhin ein Tablett mit Wein und Käse brachte, und ging daran, die kurze, aber explosive Geschichte des Juda s kults zusammenzufassen. Ich hörte ihm zu, mir währen d dessen die Fingernägel am karmesinroten Aufschlag meiner Jacke polierend, bis der schwarze Lack makellos glänzte, und unterbrach ihn von Zeit zu Zeit mit einer Frage. Noch ehe er seinen Bericht halb beendet hatte, war ich entschlossen, Lukyan persönlich aufzusuchen. Das schien mir am besten zu sein.
    Außerdem hatte ich es die ganze Zeit gewollt.
     
    Ich nahm an, daß es wichtig war, wie man auf Arion au f trat, und erachtete es als notwendig, Lukyan durch meine Erscheinung und meinen Posten zu beeindrucken. Ich zog die besten Stiefel an, die ich besaß, geschmeidige Handarbeit aus römischem Leder, wie sie Torgathons Empfangszimmer noch nicht gesehen hatte, und einen streng geschnittenen schwarzen Anzug mit burgunde r farbenen Aufschlägen und steifem Kragen. Am Hals trug ich ein großartiges Kruzifix aus purem Gold, die Kr a gennadel war ein dazu passendes Schwert, das Symbol der Ritter der Inquisitation. Bruder Denis lackierte mir sorgfältig die Fingernägel, schwarz wie Ebenholz, du n kelte mir auch die Augen nach und legte mir einen feinen weißen Puder aufs Gesicht. Als ich in den Spiegel sah, bekam ich vor mir selbst einen Schreck. Ich lächelte, aber nur kurz. Lächeln zerstörte die Wirkung.
    Ich ging zu Fuß zum Haus des heiligen Judas Iskariot. Ammadon war von breiten, großzügig angelegten gold e nen Straßen durchzogen, die scharlachrote Bäume säu m ten, Flüsterwind genannt, deren lange, auf den Boden reichende Zweige in der Tat der sanften Brise Gehei m nisse zuzuflüstern schienen. Bei mir war Schwester J u dith, eine kleine, selbst in der kapuzenförmigen Tracht des Ordens vom heiligen Christopherus schmächtig wi r kende Frau. Sie hatte ein sanftes, freundliches Gesicht und große, jung und unschuldig aussehende Augen. Für mich war sie sehr nützlich. Schon viermal hatte sie A n greifer auf mich getötet.
    Das Haus war ein weitläufiger und stattlicher Neubau. Es erhob sich inmitten von Gärten voller kleiner leuc h tender Blumen und goldfarbener Rasenflächen. Das ga n ze Grundstück war von einer hohen Mauer umgeben. Sowohl diese Mauer als auch die Außenwände des G e bäudes waren von Wandgemälden bedeckt. Einige davon kannte ich aus Der Weg von Kreuz und Drachen, und ich blieb kurz stehen, um sie zu bewundern, ehe ich das Haupttor durchschritt. Niemand versuchte, uns aufzuha l ten. Es gab keine Wachen, nicht einmal einen Pförtner. Im Inneren gingen Männer und Frauen zwischen den Blumen spazieren oder saßen müßig auf Bänken unter Silberbäumen und Flüsterwinden.
    Schwester Judith und ich blieben kurz stehen und wandten uns dann dem Haus zu.
    Wir hatten eben die ersten Stufen genommen, als uns aus dem Haus ein Mann entgegenkam. Er blieb im Ei n gang stehen und wartete. Er war blond und beleibt und trug einen großen, drahtigen Bart, der ein zögerndes L ä cheln einrahmte. Er hatte ein loses Gewand an, das ihm bis auf die Sandalen an seinen Füßen reichte und mit Drachen bestickt war, die die Silhouette eines Mannes mit einem Kreuz trugen.
    Als ich oben angekommen war, verbeugte er sich vor mir. „Pater Damien Her Varis von den Rittern der Inqu i sition“, sagte er. Sein Lächeln wurde breiter. „Ich begr ü ße Sie im Namen Jesu und im Namen des heiligen Judas. Ich bin Lukyan.“
    Ich nahm mir vor herauszufinden, welcher der Unte r gebenen des Bischofs den Judaskult mit Informationen belieferte, bewahrte jedoch Haltung. Ich bin schon seit langer, langer Zeit Ritter der Inquisition. „Pater Lukyan Mo“, sagte ich und ergriff seine Hand, „ich habe Fragen an Sie.“ Ich lächelte nicht.
    Er lächelte. „Das dachte ich mir“, erwiderte er.
     
    Lukyans Büro war geräumig, doch spartanisch eingeric h tet.

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