Kopernikus 2
erwürgen …“
„Habe ich dir nicht versprochen, daß es dieses Mal keine unschuldigen Leute sein würden. Nur Lieutenant Denzlo, und dann höre ich wieder auf. Ich verspreche es.“ Er schlug ein Kreuz über seinem Herzen. „Ich werde ganz bestimmt nicht …“
Simm!
„Schon wieder? Ach, Andy.“
„Wir haben noch unser Essen …“
Simm!
Sie konnte ihm gerade noch einen kurzen Kuß auf die Wange geben, bevor er wegteleportiert wurde.
Dieses Mal landete Andy nicht in der Polizeifestung. Denzlo, wahrscheinlich in Zusammenarbeit mit Hart, hatte ihn an einen anderen Platz teleportiert.
Zum Schauplatz des letzten Würgemordes.
Sie hatten Andy nur Minuten nach dem Verbrechen hingebracht. Bis jetzt war noch niemand da. Nur der Tote und Andy.
„Das nenne ich anhängen“, sagte Andy.
Dies geschah im Sektor Pasadena, und das Opfer war ein Mann namens Reisberson. Er lag mit weitgespreizten Beinen auf dem Fußboden seines Büros ausgestreckt.
Reisberson hatte einen Laden für Fernsehwände, und das Zimmer war voll von Vorführwänden. Auf jeder Wand war eine gerade laufende Fernsehshow zu sehen.
Zehn Sekunden, nachdem Andy den Toten gesehen hatte, sah er auf die nächste der riesigen Fernsehwände.
„ … eine Aufregung in der Luft …“, sagte ein unsichtbarer Ansager. „Und all das für einen guten Zweck, was die Leute hier, die an dem Frischluftmarathon teilnehmen, sehr froh stimmen muß.“
Alle Wände um Andy herum zeigten das gleiche Bild. Hunderte von Läufern, die auf das Startsignal warteten.
Hinter ihm ging eine Tür auf, und Füße stampften herein. „Bleiben Sie, wo Sie sind, Medienkiller!“ befahl eine amtlich klingende Stimme. „Wir reißen Sie in Stücke! Keine Bewegung!“
Andy aber war tatsächlich sehr empfänglich für das, was er im Fernsehen sah. In diesem Augenblick rannten Leute auf all den riesigen Bildschirmen los. Andy blieb nichts anderes übrig.
Er rannte weg. Also schossen sie auf ihn.
George R. R. Martin
Die Expedition der Nachtfee
(NIGHTFLYERS)
Als Jesus von Nazareth sterbend an seinem Kreuz hing, waren die Volcryn weniger als ein Lichtjahr von seinem Todeskampf entfernt. Ihr Ziel lag irgendwo weit draußen, in unvorstellbaren Bereichen des Kosmos. Als das Feuer des Krieges auf der Erde tobte, befanden sie sich in der Nähe des Planeten Alt-Poseidon, dessen Meere damals noch ohne Namen und unbefischt waren. Als durch die Entdeckung des interstellaren Antriebs der Staatenbund der Erde in die Planetarische Föderation umgewandelt wurde, waren die Volcryn in die Randbezirke des Hrangan-Systems eingedrungen. Die Hranganer hatten keine Ahnung davon. Wie auch wir waren sie Kinder der kleinen, hellen Welten, die um ihre weit verstreut liegenden Sonnen kreisten, Kinder, die ein geringes Interesse an den Dingen hatten, die sich in den gähnenden Leeren zwischen ihren Planetensystemen taten, geschweige denn ein Wissen um sie.
Ein gewaltiger Krieg zog sich über tausend Jahre hin – die Volcryn bewegten sich durch seine Wirren, von niemandem auch nur erahnt und daher auch unangetastet von jeglicher Zerstörung, sicher und behütet in Räumen und Weiten, die niemals vom Hauch der Flammen würden berührt werden. Nach diesem Krieg war die Planetarische Föderation zerschlagen und dahin, die Hranganer verschwanden nach ihrem Untergang in der ewigen Dunkelheit des Alls, die Volcryn blieben von alldem unverändert.
Als Kleronomas mit seinem Forschungsschiff von Avalon aus aufgebrochen war, konnte er sich den Volcryn im Verlauf seiner Reise bis auf zehn Lichtjahre nähern. Kleronomas stieß auf viele außergewöhnliche Dinge, die Volcryn fand er jedoch nicht – weder damals noch ein Menschenalter später, als er sich auf dem Rückflug nach Avalon befand.
Als ich drei Jahre alt war, war Kleronomas längst zu Staub zerfallen, so zurückliegend und tot wie Jesus von Nazareth. Die Volcryn näherten sich inzwischen der Daronne. Die dort beheimatete Rasse der Crey veränderte um diese Zeit ihr Verhalten, ihre Angehörigen saßen mit leuchtenden, flackernden Augen auf den Planeten des Daronne-Systems und starrten auf die Sterne.
Als ich erwachsen geworden war, hatten die Volcryn bereits Tara hinter sich gelassen, sie befanden sich jetzt sogar außerhalb der Reichweite der Crey, und sie wollten immer noch weiter hinaus in die Tiefe des Kosmos.
Heute bin ich alt, und die Volcryn werden bald durch den Tempters Schleier stoßen, der wie ein schwarzer Nebel zwischen den Sternen
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