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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ohne jede Falte; sie schien von der Zeit kaum berührt worden zu sein.
    Wachsam sieht er aus, dachte sie. Und vielleicht auch ein wenig ängstlich.
    Er stoppte sein Gefährt neben ihrem, mitten in der demolierten Metallruine, die noch gestern der dritte Laderaum gewesen war, und ließ seinen Blick über den angerichteten Schaden schweifen, diese zerfetzten, unzusammenhängenden Fragmente, die eine intakte Einheit aus Glas, Metall und Plastik dargestellt hatten. Alles war nun zusammengeschmolzen. „Da haben wir ja allerhand Arbeit vor uns, Melantha“, sagte er.
    „Erst halten wir mal Kriegsrat ab“, gab sie zurück. Sie ließ ihren Schlitten näher an seinen herantreiben und streckte einen Arm nach ihm aus, allein, die Distanz zwischen beiden war noch zu groß. Melantha überlegte nicht lange, stieß sich ab und manövrierte sich in eine völlig umgedrehte Position, so daß ihre beiden Schlitten nicht mehr nebeneinanderlagen, sondern Royd zu ihr herunterhing und sie zu ihm. So konnte sie sich ihm nähern, ohne daß sich ihre beiden Schlitten – wie zuvor – im Wege gewesen wären. Ihre Hände, eingepackt in metallene Schutzhandschuhe, berührten sich, umklammerten einander und trennten sich wieder. Melantha korrigierte ihren Abstand nach. Nun konnten sich ihre beiden Helme berühren.
    „Ich weiß nicht …“ hob er verunsichert an.
    „Stellen Sie Ihr Sprechgerät ab“, befahl sie. „Das Metall überträgt die Schwingungen unserer Sprache.“
    Er zwinkerte ihr zu und schaltete mit der Zunge sein Gerät aus.
    „Jetzt können wir uns unterhalten“, meinte sie.
    „Ich finde das nicht gut“, sagte er. „Viel zu auffällig, Melantha. Und gefährlich.“
    „Es gibt keine andere Möglichkeit“, gab sie zurück. „Royd, ich weiß Bescheid !“
    „Ja“, sagte er, „das war mir klar! Drei Züge im voraus, Melantha. Ich weiß aus der Art, wie Sie Schach spielen, wie Ihr Denken funktioniert. Aber Sie sind weitaus sicherer, wenn Sie so tun, als wüßten Sie von nichts.“
    „Kann ich mir denken, Kapitän“, sagte sie. „Es gibt allerdings eine Mengen Sachen, die ich mir nicht erklären kann. Können wir mal darüber sprechen?“
    „Nein, bitte fragen Sie mich nicht danach. Sie schweben alle in Gefahr, aber ich kann Sie beschützen. Und je weniger Sie wissen, desto besser kann ich das.“
    Sein Gesicht wirkte durch die Frontplatte seines Helmes hart und unerbittlich.
    Sie starrte in seine Augen. „Ihr Schiff bringt uns um, Kapitän! So denke ich jedenfalls. Nicht etwa Sie. Das Schiff! Aber das erscheint mir nicht schlüssig. Sie kommandieren doch die Nachtfee. Wie kann sie unabhängig von Ihrem Willen operieren? Und weshalb überhaupt? Was für ein Motiv verbirgt sich dahinter? Und wie wurde der Mord über Psi-Kräfte an unserem Telepathen begangen? Das kann doch nicht auf das Konto des Schiffes gehen. Aber was sonst soll dafür verantwortlich sein? Helfen Sie mir doch, Kapitän!“
    Er blinzelte, und seine Augen drückten Pein und Schmerz aus. „Ich hätte mich niemals auf diesen Charterflug einlassen dürfen. Ohne einen Telepathen vielleicht. Aber nicht unter den gegebenen Umständen. Viel zu riskant. Aber die Geschichte mit den Volcryn hat mich zu sehr gereizt.“
    „Melantha, Sie haben schon zuviel herausbekommen“, fuhr er fort. „Ich kann Ihnen wirklich keine weiteren Auskünfte mehr erteilen. Es genügt, wenn Sie wissen, daß das Schiff nicht meinen Befehlen gehorcht. Alles weitere brächte Sie nur unnötig in Gefahr. Solange ich jedoch im Kontrollraum bin, droht Ihnen und Ihren Kollegen kaum eine Gefahr. Darauf können Sie sich verlassen!“
    „Vertrauen muß beide Seiten umfassen“, sagte Melantha fest.
    Er erhob seine Hand und stieß sie von sich weg. Fast gleichzeitig schaltete er mit der Zunge das Sprechgerät wieder ein. „Genug geschwätzt“, kam seine Stimme erregt über ihren Kopfhörer. „Schließlich haben wir eine Menge zu tun. Kommen Sie hinter mir her. Ich will doch mal sehen, aus welchem Holz Sie tatsächlich geschnitzt sind.“
    Melantha Jhirl fluchte leise, bevor sie ihren Kommunikator wieder einschaltete.
     
    Der Xenobiologe hatte alles beobachtet: wie Royd Eris auf seinem überdimensionalen Schlitten aus dem Schiff gekommen war, wie Melantha Jhirl zu ihm hinübergeschwebt war, wie sie sich auf den Kopf gestellt und die Frontplatte ihres Helmes an seine gepreßt hatte. Er hatte sich vor Zorn kaum halten können. Die steckten doch alle unter einer Decke, dieser Royd,

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