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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Nachtfee und die vor ihr liegende Aufgabe zu konzentrieren. Das Schiff war das größte Objekt weit und breit, hell erleuchtet und unbeholfen: drei eiförmige Objekte nebeneinander, unter denen zwei größere kugelförmige Gebilde angebracht waren, die im rechten Winkel zu den drei Eiern standen, röhrenförmige Verbindungsstücke, die alle diese Elemente miteinander verbanden. Eines dieser Eier war jedoch zerschmettert und ließ das Schiff disproportioniert erscheinen.
    Sie konnte die anderen Schlitten erkennen, die dieses Nichts durchkreuzten und versuchten, die geborstenen Fragmente der Hülle einzusammeln und zum Schiff zurückzubefördern. Die beiden Linguisten arbeiteten im Team, sie waren wie üblich zusammen und teilten sich einen Schlitten. Der Xenobiologe war allein. Karoly d’Branin hatte einen schweigsamen Begleiter: die Psi-Expertin, die bewegungs- und bewußtlos in ihrem Raumanzug hing – vorsichtshalber hatte man ihr vor dem Austritt in den Raum noch eine Zusatzinjektion verabreicht. Royd hatte darauf bestanden, daß wirklich alle das Schiff verließen. Es hätte einfach zuviel Zeit gekostet, die Psi-Expertin aufzuwecken und sich hernach um sie zu kümmern, so schien es das einfachste, sie bewußtlos mit hinauszunehmen, und damit sie nicht plötzlich erwachte und angesichts der fremden Umgebung einen weiteren Schock erlitt, hatte man das Stadium ihrer Bewußtlosigkeit durch eine weitere Injektion vertieft und verlängert.
    Während ihre Kollegen also bereits vollauf beschäftigt waren, wartete Melantha Jhirl noch auf Royd Eris und unterhielt sich unterdessen noch gelegentlich mit ihren Kollegen über Sprechfunk. Die beiden Linguisten, die im Zustand der Schwerelosigkeit ungeübt waren, hatten allerlei Beschwerden vorzutragen. Der Xenobiologe arbeitete schweigend. Er nahm nicht an der drahtlos übertragenen Unterhaltung teil. Offenbar war ihm die Lust zum Reden vergangen: Er hatte sich ja zuvor an Bord in Rage geredet, Karoly und Melantha hatten seine Argumente jedoch abgeblockt. Jetzt hielt er sich völlig zurück. Gerade glitt er durch ihr Gesichtsfeld: eine kurios aussehende Gestalt in schwarzem, enganliegendem Raumanzug, die steif und aufrecht hinter dem Steuer ihres Schlittens stand.
    Da endlich glitt die runde Luftschleuse auf der Oberseite der ersten der beiden Kugeln auf, und Royd glitt in den Raum. Sie beobachtete gespannt und voller Ungeduld, wie er auf sie zutrieb. Wie würde er wohl aussehen? So viele unterschiedliche Bilder, die sie sich von ihm gemacht hatte: seine freundliche, kultivierte, überkorrekte Stimme hatte sie oft an die dunkelhäutigen Aristokraten ihrer Heimatwelt Prometheus erinnert, an jene Geschöpfe, die, mit magischen Fähigkeiten ausgerüstet, in der Lage waren, die komplexesten Genmanipulationen erfolgreich auszuführen; bisweilen hatte sie die Naivität, die er ausstrahlte, auf einen jungen, unerfahrenen Mann schließen lassen. Seine Projektion erschien als hochgewachsener, fast dürrer junger Mann mit müden Gesichtszügen – sie nahm jedoch stark an, daß er in Wirklichkeit wesentlich älter war, er hatte es ihr ja auch selbst erzählt, aber einen alten Mann konnte sie mit seiner Stimme nicht verbinden.
    Royds Reparaturschlitten war weitaus größer als die anderen und auch völlig anders konstruiert: Er hatte die Form einer länglich-ovalen Scheibe, auf deren Unterseite acht beinförmige Tentakel angebracht waren, die dem Schlitten das Aussehen einer Metallspinne verliehen. Am Bug des Gefährts war ein schwerer Arbeitslaser montiert. Auch Royds Raumanzug unterschied sich beträchtlich von ihren eigenen, weitaus massiver wirkend als diejenigen, die ihnen die Akademie für ihre Expedition zur Verfügung gestellt hatte. Zwischen Royds Schulterblättern saß etwas, das wie ein überdimensionierter Buckel aussah – vermutlich seine Energieversorgung. Helleuchtende kleine Flossen waren zudem an seinen Schultern und auf seinem Helm befestigt.
    Schließlich war er nahe genug an Melantha herangekommen, und sie konnte sein Gesicht erkennen – ein Gesicht, das sich nicht grundlegend von den Tausenden anderen unterschied, die sie im Verlauf ihres Lebens gesehen hatte. Es war weiß, sogar ausgesprochen weiß – das war ihr erster Eindruck und zugleich ihr intensivster; sehr kurzgeschnittenes weißes Haar, weiße Bartstoppeln um seine scharfgeschnittene Kieferpartie, fast unsichtbare Augenbrauen, unter denen blaue Augen hin und her flackerten. Seine Haut war bleich, aber

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