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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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den Tod“, rief Karoly d’Branin.
    „Sie haben völlig recht, Karoly“, sagte Royd. „Ich will niemanden von Ihnen töten. Aber ich muß ebenfalls geschützt sein.“
    „Das werden Sie auch“, versicherte ihm Melantha. „Karoly schickt die anderen einfach in den Raum und beauftragt sie mit der Suche nach Teilen der Außenhülle. Und ich weiche nicht von Ihrer Seite. Ich werde Ihnen auch helfen, dann schaffen wir’s dreimal so schnell.“
    Royd antwortete höflich: „Nach meiner Erfahrung sind die meisten Menschen, die ständig unter Schwerefeldbedingungen leben, sehr ungeschickt im Vakuum und ermüden ausgesprochen schnell. Ich denke, es ist effektiver, wenn ich die Reparatur allein ausführe.“
    „Ich bin da anders“, erwiderte Melantha Jhirl trotzköpfig, „muß ich Sie erst wieder daran erinnern, daß ich das sogenannte veredelte Modell bin? Ich bin weder im All noch im Bett zu schlagen, und ich helfe Ihnen.“
    „Wie es Ihnen beliebt. In wenigen Augenblicken werde ich den Schwerkraftsimulator ausschalten. Karoly, Sie gehen zu Ihren Leuten und treffen die dafür nötigen Vorbereitungen. Und packen Sie Ihren Transportschlitten aus und machen Sie sich für den Ausstieg bereit. Ich werde die Nachtfee in etwa drei Stunden verlassen, nachdem ich mich etwas von den Strapazen Ihrer Schwerkraft erholt habe. Ich will Sie alle außerhalb des Schiffes haben, wenn ich von Bord gehe.“
     
    Sie hatte den Eindruck, als habe ein riesiges Untier einen Teil des Universums verschlungen.
    Melantha Jhirl wartete auf ihrem Transportschlitten in unmittelbarer Nähe der Nachtfee und betrachtete die Sterne. Hier, in den Tiefen des interstellaren Raumes, war es auf den ersten Blick kaum anders als in einem Planetensystem. Die Sterne waren kalte, gefrorene Lichtpunkte; wenn man sie aus dem Schutz einer Atmosphäre heraus betrachtete, blinkten, ja, tanzten sie vor dem Auge – hier jedoch waren sie starr und unbeweglich, sie erschienen einfach weitaus kälter. Aber das gleiche Phänomen zeigte sich eben auch, wenn man sie auf einer Reise durch ein Planetensystem betrachtete; hier, in den Tiefen des Alls, welche die Menschen nur mit ihren überlichtschnellen Schiffen durchmaßen, in denen sie jedoch niemals in den Normalraum eintraten, geschweige denn dort verharrten, veränderte die Abwesenheit von Himmelskörpern in relativer Nähe das gewohnte Verhältnis zum All. In den Tiefen des Universums, in denen sie sich zur Zeit aufhielten, war jegliches Leben fern – irgendwo gab es hier nur die Volcryn, die seit ewigen Zeiten, in Schiffen, die vor Äonen gebaut worden waren, diese Weiten durchquerten. Melantha versuchte eine Zeitlang, die Sonne Avalons ausfindig zu machen, allein, sie war völlig orientierunglos und wußte nicht, wo sie mit ihrer Suche beginnen sollte. Die Sternkonstellationen waren ihr völlig unbekannt, sie war ohne jegliche Orientierung. Hinter ihr, vor ihr, über ihr, um sie herum erstreckten sich die Sterne in atemberaubender Unendlichkeit. Als sie jedoch unter sich starrte – sie hatte sich über den Rand ihres Schlittens gebeugt –, traf es sie nahezu mit physischer Kraft. Sie hatte dort ebenfalls Sterne erwartet. Unter ihr gähnte jedoch das Nichts, und dieses Nichts löste einen heftigen Schwindelanfall in ihr aus. Da hing sie über einer unendlich tiefen Grube, einem gähnenden, bodenlosen Abgrund im Universum – finster, sternenlos, unermeßlich tief.
    Das Nichts.
    Langsam fing sie sich und erinnerte sich: Tempters Schleier. Nichts weiter als eine gigantische, unvorstellbar große Gaswolke, die das Licht der Sterne am Rande der Galaxis schluckte. Dennoch vermochte diese Erkenntnis nicht, ihr die gewohnte Gelassenheit und Sicherheit zurückzugeben. Der Eindruck war zu bedrückend, als daß rationale Erkenntnis hier viel genützt hätte. Gewaltsam mußte sie ihren Blick losreißen, denn die gähnende Leere zog sie förmlich an, wollte sie hinabziehen. Die Nachtfee schien ihr unerreichbar fern zu sein – ein abgrundtiefer Golf, schier unüberbrückbar, schien sie vom Schiff zu trennen, ein Golf, der sie verschlingen wollte.
    Gerade noch rechtzeitig, bevor ihre Sinne sie verließen, gelang es ihr, die Kontrollen am gabelförmigen Steuerruder des Schlittens zu betätigen. Augenblicklich veränderte sich ihre Position der Schlitten schwang herum, so daß dieses drohende Nichts nicht mehr unter ihr gähnte, sondern sich rechts von ihr erstreckte. Das schien zu helfen. Sie vermochte sich wieder auf die

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