Kopernikus 2
so gut es geht, ausschalten. Meine Aufmerksamkeit darf im Grunde keine Sekunde nachlassen. Melantha, wurde Ihr Anzug beschädigt?“
„Ja. An der Schulter.“
„Ziehen Sie sich sofort einen anderen an, augenblicklich ! Ich glaube zwar, daß die Reprogrammierungen, die ich vorgenommen habe und immer noch vornehme, die Luftschleusen sicher machen, aber ich möchte nicht das kleinste Risiko eingehen.“
Schon rannte sie den Korridor hinunter, um sich umzuziehen.
„Wenn Sie fertig sind“, fuhr er fort, „befördern Sie die Leichen in den Massekonverter. Eine passende Öffnung finden Sie in der Nähe des Antriebsraumes, gleich links von der Hauptschleuse. Werfen Sie alle nicht festinstallierten Gegenstände wie wissenschaftliche Instrumente, Bücher, Bänder oder Geschirr ebenfalls hinein. Also alles, war wir entbehren können …“
„Vielleicht auch Messer“, schlug sie vor.
„Auf alle Fälle.“
„Sind die telekinetischen Fähigkeiten Ihrer Mutter auch im Augenblick noch eine Gefahr?“
„In einem Schwerefeld sind sie weitaus geringer“, sagte er. „Sie muß gegen das Feld ankämpfen. Selbst wenn sie die ganze Kraft des Schiffes ausnutzt, so kann sie doch immer nur einen einzigen Gegenstand auf einmal bewegen. Sie verfügt nur über einen Bruchteil der Kraft, die sie unter Bedingungen der Schwerelosigkeit aufbringen kann. Aber bitte bedenken Sie stets, daß Mutter im Augenblick keinesfalls hilflos ist. Es besteht immer noch die Gefahr, daß sie mich austrickst und das Schwerefeld abschaltet. Ich kann es zwar von meiner jetzigen Position aus in Sekundenschnelle wiederherstellen, aber dieser kurze Augenblick könnte ausreichen – daher dürfen keinerlei Gegenstände herumliegen, die sie als Waffen einsetzen könnte.“
Melantha hatte den Gepäckraum erreicht. In Windeseile riß sie sich den defekten Anzug vom Leib und schlüpfte in einen anderen, intakten. Dann packte sie das alte Kleidungsstück zusammen und warf es in den Konverter. Noch zwei weitere Male öffnete sie die Klappe und stieß die verschiedensten Gerätschaften hinein, die in dem Gepäckraum herumgelegen hatten. Danach konzentrierte sie sich auf die Beseitigung der Leichen. Der Linguist bereitete ihr keinerlei Schwierigkeiten. Seine tote Partnerin hingegen begann, auf dem Fußboden entlangzukriechen, als Melantha den Mann durch die Öffnung schob, und als die Frau selbst an der Reihe war, wehrte sie sich schwach und erinnerte Melantha daran, daß Royds Mutter nicht völlig hilflos war.
Der Leichnam des Xenobiologen hingegen war völlig starr und steif. Aber als sie kurze Zeit später den Aufenthaltsraum reinigte, trieb plötzlich wieder ein Messer auf ihren Kopf zu. Es kam wie in Zeitlupe geflogen. Sie schlug es zu Boden, hob es auf und legte es zu den anderen Gegenständen, die sie bereits aufgesammelt hatte.
Sie war mit dem Durchkämmen der zweiten Kabine beschäftigt. Gerade hatte sie sich den Ampullenkasten der Psi-Expertin unter den Arm geklemmt und griff nun nach der Spritze ihrer ehemaligen Kollegin, als sie Royds Schrei hörte.
Sekundenbruchteile später drückte eine gigantische unsichtbare Hand gegen ihren Brustkasten und warf sie, die sich heftig zur Wehr setzte, zu Boden.
Irgend etwas bewegte sich zwischen den Sternen.
D’Branin konnte es mehr ahnen als sehen. Aber es war unzweifelhaft da, ein riesenhafter, anwachsender Schatten, der einen Teil des Sternenhimmels schwarz überzog. Und es hielt geradewegs auf sie zu.
Wäre doch nur sein Team da, sein Telepath, seine übrigen Experten, seine gesamten Instrumente.
Wie mesmerisiert preßte er den Beschleunigungshebel des Schlittens noch tiefer hinab und raste dem Ding entgegen.
Platt wie eine Flunder lag sie gegen den Fußboden gepreßt. Jeder einzelne Knochen tat ihr weh. Nach kurzem Überlegen riskierte sie einen Sprechkontakt mit Royd, indem sie die Kommunikationstaste in ihrem Helm mit der Zunge niederdrückte.
„Royd? Was, um Himmels willen, ist denn passiert?“ Der Druck war schier unerträglich, nahm aber noch weiterhin zu. Sie konnte sich kaum noch bewegen.
Langsam und schmerzvoll kam endlich eine Antwort über den Helmlautsprecher. „… ausgetrickst … tut sehr weh, wenn … ich … spreche.“
„Royd …“
„Hat … Kontrollen … tele … kinetisch … verändert … zwei g … drei … höher … hier vor mir … alles, was ich … tun muß … zurückdrehen … Hebel zurückdre … he … n … ich muß …“
Schweigen. Und dann
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