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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Steinhope war kein Dummkopf. Er verstand, ja er fürchtete Zeitparadoxa. Er wußte zwar, daß er Newton das Geheimnis anvertrauen konnte, aber der Rechner durfte die Zeit Newtons nicht überstehen. Also baute er noch einen kleinen Mechanismus ein, dank dessen sich das Gerät durch Hitze selbst zerstören würde. Nach fünfjährigem Gebrauch würde es automatisch zu einem unkenntlichen verkohlten Schlackeklumpen zusammenschmelzen. Die Zeit würde reichen, damit er seine Aufgabe erledigen könnte. Die Befreiung von Newtons titanischem Verstand von der Langeweile!
    Hocherfreut über die Wohltat, die er gleich vollbringen würde, stellte Wallace die Zeit- und Raumkoordinaten für das gute alte England ein, schaltete den Strom ein und verschwand.
     
    Er materialisierte in der ländlichen Gegend von Lincolnshire im Frühling des Jahres 1666 und machte sich auf, um seine Begegnung mit dem Schicksal zu machen. Es war das zweite und letzte Jahr der großen Pest, und Newton hatte vor der Qual und dem Tod, der London heimsuchte und sein College – Trinity – in Cambridge bedrohte, zu Hause Zuflucht gesucht, um dort in der Abgeschiedenheit zu arbeiten. Die Jahre des schwarzen Todes waren Newtons goldene Jahre, in denen er den wesentlichen Teil seines mathematischen Werks erarbeitete, das farbige Spektrum des weißen Lichts erklärte und das Prinzip des Gesetzes der Schwerkraft erfaßte. Aber um wieviel leichter würde dies alles werden, wenn Newton erst einmal von den erbärmlichen Ketten mühseliger Berechnungen befreit würde. Das Geschenk, das Wallace brachte, würde diese Ketten sprengen! Voran, Genie!
    Es war früh am Abend, als Wallace, geleitet von einer Karte der Gegend, die ihm ein Freund vorbereitet hatte, der sowohl Kartograph als auch Historiker war, die ruhige kleine Stadt Woolsthropeby-Colsterworth erreichte. Hier war es, in einem kleinen Bauernhaus, wo Wallace seinen größten Held aller Zeiten treffen würde. Als er auf die Tür zuging, fiel ein kalter, sanfter Regen. Drinnen leuchtete das weiche, rauchige Licht einer Öllampe und zeigte durch das durchsichtige Glas die Gestalt eines Mannes, der über einen Tisch gebeugt saß. Aus dem Kamin stieg der duftende Rauch von gut getrocknetem Feuerholz und versprach Wärme im Haus.
    Als Wallace an die Tür klopfte, drohte sein Herz vor Aufregung zu zerspringen. Nach einer kurzen Pause erhob sich der Schatten und ging vom Fenster weg. Die Tür öffnete sich, und dort stand Isaac Newton, ein junger Mann von dreiundzwanzig Jahren, dessen Intelligenz Hume und Voltaire für „das größte und seltenste Genie, das je zum Schmuck und zur Unterweisung des Menschengeschlechts entstanden ist“ hielten. Wäre der Auftrag, den er sich selbst erteilt hatte, nicht so wichtig gewesen, dann wäre Wallace vor Aufregung ohnmächtig geworden.
     
    „Ist dies das Haus von Isaac Newton?“ fragte er mit einer Stimme, die in einer Art zitterte, wie das normalerweise bei Liebenden anzutreffen ist, die ihre tiefsten Gefühle offenbaren wollen.
    Der junge Mann, mittelgroß und mit dichtem Haar, das schon Spuren von Grau zeigte, schwang die Tür auf und antwortete: „In der Tat ist dies mein Haus, Fremder. Tretet näher, ich bitte Euch, bevor Ihr durch die Nässe erkrankt.“
    Isaac ging hinter Wallace in das Zimmer und sah schweigend zu, wie sein Besucher seinen nassen Mantel und seinen Hut ablegte. Die tragbare Zeitmaschine wurde vorsichtig an der Wand auf den Boden gestellt. Der Rechner ruhte noch sicher in seiner Plastikhülle in Wallaces Hemdtasche. „Danke, Meister Newton. Können wir uns hinsetzen, während wir uns unterhalten? Ich fürchte, Ihr werdet einige Zeit brauchen, um über meine Worte nachzudenken.“
     
    Isaac deutete auf einen Stuhl am Tisch und holte selbst einen zweiten Stuhl aus einer dunklen Ecke, um sich zu Wallace zu setzen. „Eure Sprache hat einen seltsamen Klang, Fremder. Kommt Ihr aus der hiesigen Gegend, oder seid Ihr von weither zu mir gereist? Fangt Eure Geschichte langsam an, ich bitte Euch.“
    Wallace lachte über die Frage laut auf. Die Reaktion rührte von seiner nervösen Aufregung her und überraschte ihn selbst. Außer dem erschreckte sie Isaac. „Bitte vergebt mir. Es ist nur so, daß ich tatsächlich sehr weit gereist bin, so sehr, sehr weit, um Euch zu besuchen. Ich komme aus der Zukunft, versteht Ihr?“ Wallace war nicht ein Mensch, der sich durch besondere Zurückhaltung auszeichnete.
    Jetzt war Isaac mit Gelächter an der Reihe. „Also,

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