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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ewigen Lebens. Wenn ich es getrunken habe, werde ich ewig leben. Er ist mein Körper. Ich habe keinen eigenen Körper, ich bin lediglich Plasma. Indem ich seinen Körper verspeise, gewinne ich das immerwährende Leben. Dies proklamiere ich als neue Wahrheit: Ich bin ewig.“
    „Er wird uns ebenfalls aufessen“, sagte Elms.
    Ja, dachte Agneta, das wird er. Inzwischen konnte sie die Gestalt als Approximation identifizieren. Er ist eine proxische Lebensform, erkannte sie. Er hat recht, er hat keinen eigenen Körper. Die einzige Möglichkeit, an einen Körper zu kommen, ist …
    „Ich werde ihn töten“, verkündete Elms. Er riß die Laserwaffe aus der Halterung und richtete sie auf die Gestalt.
    „Die Zeit ist reif“, sagte die Gestalt.
    „Bleib mir vom Leibe!“ fuhr Elms sie an.
    „Ich werde bald nicht mehr unter euch sein. Es sei denn, ich trinke von eurem Blut und esse von eurem Fleisch. Opfert euch, damit ich leben kann.“ Die Gestalt ging auf Elms zu.
    Elms feuerte mit dem Lasergewehr. Die Gestalt strauchelte, sie begann zu bluten. Das ist Travis’ Blut, dachte Agneta. Nicht sein eigenes. Wie entsetzlich ist das alles! Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.
    „Rasch“, sagte sie zu Elms. „Sprich mir nach: ‚Ich bin unschuldig am Blut dieses Mannes.’ Rasch, bevor es zu spät ist.“
    „Ich bin unschuldig am Blut dieses Mannes“, krächzte Elms heiser.
    Die Gestalt fiel. Blutend lag sie im Sterben. Sie sah nicht mehr wie ein bärtiger Mann aus. Irgendwie anders, aber Agneta konnte nicht sagen, wie. „Eli, Eli, lama sabachthani?“ stöhnte sie.
    Schließlich starb das Wesen unter den Augen von Elms und Agneta.
    „Ich habe ihn getötet“, sagte Elms. „Ich habe Christus umgebracht.“ Er richtete die Waffe gegen sich selbst und legte den Finger um den Abzug.
    „Das war nicht Christus“, sagte Agneta. „Das war etwas anderes. Der Widerpart von Christus.“ Sie nahm Elms die Waffe weg.
    Elms weinte.
     
    Die Erdenmenschen im Komitee hatten eine Majorität bei der Abstimmung; sie stimmten dafür, sofort jegliche Aktivität in Rautavaaras künstlich am Leben erhaltenen Gehirn einzustellen. Das tat uns zwar leid, aber wir konnten nichts daran ändern.
    Wir hatten den Beginn eines absolut einzigartigen wissenschaftlichen Experimentes erlebt. Die Theologie einer Rasse war auf die einer anderen geprallt. Das Abschalten des Lebenserhaltungssystems war eine wissenschaftliche Tragödie. Denn beispielsweise in der Beziehung zu Gott hatten die Erdenmenschen einen uns diametral entgegengesetzten Standpunkt. Was man selbstverständlich auf den Umstand zurückführen muß, daß sie eine somatische Rasse sind, wir dagegen Plasma. Sie trinken das Blut ihres Gottes, und sie essen sein Fleisch; auf diese Weise werden sie unsterblich. Für sie ist daran nichts Skandalöses. Sie halten es für normal. Aber für uns ist das eine abscheuliche Lästerung. Wie kann der Betende seinen Gott trinken und verspeisen? Wirklich fürchterlich. Der Höhere sollte immer den Niederen opfern; der Gott sollte seinen Anbeter verspeisen.
    Der Abgrund zwischen Rassen, die sich in verschiedenen Sonnensystemen entwickelten, ist unüberwindlich. Wir haben versucht, die Erdenmenschen zu verstehen, und wir sind dabei gescheitert. Umgekehrt wissen wir aber auch, daß sie viele unserer Bräuche nicht verstehen und von ihnen abgestoßen werden. Das hat der Fall Rautavaara nur zu deutlich gemacht. Aber hatten wir nicht einfach nur Studien im Dienste der Wissenschaft betrieben? Ich selbst war verblüfft von Rautavaaras Reaktion, als der Erlöser Mr. Travis aufgegessen hatte. Ich hätte gern die Erfüllung dieses heiligsten aller Sakramente gesehen, die Verspeisung von Rautavaara und Elms.
    Das ist uns nicht gelungen. Daher muß das Experiment aus unserer Warte als gescheitert angesehen werden.
    Nun leben auch wir unter dem Bann einer unnötigen moralischen Schuld.

 
Bob Buckley Das Sternenloch
THE STAR HOLE
     
    Laris Howard stand vor einem Problem. Zwar war er in besserer Form als die meisten anderen Kolonie-Bewohner, doch atmete er noch immer schwer vom Klettern. Sein akademischer Grad in Mondkunde hätte ihm helfen sollen, jenes Gefühl von Unwirklichkeit abzuschütteln, das die Aussicht in ihm erweckte, nützte aber nichts.
    „Da ist sie also.“ Howard sprach so sanft ins Helmmikrophon, als enthülle er eine zerbrechliche Statue, ein Stück geblasenen Glases oder ein behauenes Eisstück, das unmittelbar außerhalb des gefeierten

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