Kopernikus 3
alle meine Sinne wieder beisammen, wenn man es so ausdrücken kann. Vielleicht war alles eine Halluzination. Spielt auch keine Rolle. Ich bin wieder zurück in meiner eigenen Zeit. Die Energiekrise und die sexuellen Tabus bestehen immer noch, und die Kriege natürlich auch, und ich selbst kann daran nichts ändern. Das allein zählt.“
„Ich möchte Sie bitten, noch ein paar Tage bei uns zu bleiben. Das ist keine Bestrafung, wenn Sie es vielleicht auch als solche verstehen, lediglich eine Maßnahme zu Ih rem eigenen Besten.“
„Na schön, Doktor“, sagte Nisher ergeben. „Wie lange?“
„Nicht länger als ein bis zwei Tage, schätze ich. Sobald Ihr Gesundheitszustand zufriedenstellend ist, lasse ich Sie wieder laufen.“
„Ist schon in Ordnung“, sagte Nisher. Dann drehte er sich auf die andere Seite, um zu schlafen. Miles befahl den Wärtern zu warten, und begab er sich in seine Wohnung, um sich auszuruhen.
Später beschloß er, seinem Patienten einen weiteren Besuch abzustatten. Er verließ seine Wohnung und eilte zurück zum Krankenhaus, von einem unbestimmten Drang erfüllt.
In der Rezeption von Flügel zwei war niemand. Der Polizist fehlte ebenfalls. Miles rannte weiter. Die Tür zu Leonards Zimmer stand offen, Miles spähte hinein.
Jemand hatte Leonards Bett zusammengeklappt und an eine Wand gelehnt. So war auf dem Boden Platz genug entstanden für zwei Wachen (von denen eine ein ehemaliges Mitglied der Detroit Lions war, einer bekannten Rockergruppe), eine psychiatrische Krankenschwester namens Norma, zwei Schwesternschülerinnen, einen Polizisten sowie für eine Frau in mittleren Jahren aus Denver, die einen Angehörigen besucht hatte.
„Wo ist Leonard?“ schrie Miles.
„Der Bursche muß mich hypnotisiert haben“, sagte der Polizist, der hastig wieder in seine Unterhosen schlüpfte.
„Er predigte die Botschaft der Liebe“, fügte die Frau aus Denver hinzu, bemüht, sich mit der abgelegten Feuchten Zwangsjacke zu bedecken.
„Wo ist er?“ brüllte Miles.
Weiße Vorhänge flatterten am offenen Fenster. Miles starrte hinaus in die Dunkelheit. Nisher war entkommen. Er hatte Feuer gefangen, sein Verstand war erfüllt von der Botschaft der Liebe, die er nun wahrscheinlich im ganzen Land predigen wollte. Er kann überall sein, dachte Miles. Wie um alles in der Welt kann ich ihn nur finden? Wie kann ich mich zu ihm gesellen?
Thomas F. Monteleone Fiores Traum
A CREATURE OF ACCIDENT
Gleich nach der Landung des Schiffes verließ Dr. Fiore seinen Assistenten Kirkland und kletterte die Leiter zur Brücke hinauf. Diese Reise hatte er schon oft gemacht, und die Ergebnisse waren immer gleich. Im Kontrollraum saßen Kapitän Vandermeers Leute gebeugt über ihren Geräten. Fiore fühlte sich unwohl, als er auf ein Besatzungsmitglied zuging, das ihm schweigend entgegengesehen hatte.
„Kann ich Ihnen helfen, Doktor?“
Fiores Nackenmuskeln spannten sich, während er sich den Anschein von Aufmerksamkeit gab. Der Raumfahrer sah ihn wortlos an. Fiore hörte sich sprechen: „Ja, ich möch te mir die Rasterbilder ansehen. Haben Sie sie schon?“
„O ja, Sir. Da drüben in dem Korb.“ Er deutete auf einen Behälter unter einem Auswurfschlitz.
Der Doktor blätterte die Aufzeichnungen durch, las aber nur Daten, die ihm im Laufe der Jahre vertraut geworden waren. Keine ungewöhnlichen Formationen, keine hohen Metallkonzentrationen. Nichts außer einigen hohen Strahlenmessungen. Er ließ die Blätter wieder in den Korb fallen. „Ist auf den Kameras etwas zu sehen?“
Der Mann fuhr auf seinem Sessel herum. „Weiß ich nicht, ich habe es noch nicht geprüft, aber die Platten müßten jetzt fertig sein. Wollen Sie alles auf den Schirm haben?“
Fiore nickte, und der Mann drückte ein paar Knöpfe, woraufhin auf einer der Konsolen ein dreidimensionales Bild entstand. Fiore besah sich flüchtig ein paar Aufnahmen, die aus der Umlaufbahn heraus gemacht worden waren, hielt dann aber plötzlich inne, als er auf einem Bild einige geometrische Schatten zu erkennen glaubte – schmale Rechtecke, die sich über den orangefarbenen Boden zogen.
Er schaltete die Vergrößerung ein, und die dunklen Schatten wurden größer. Plötzlich fröstelte es ihn im Rücken. Seine Gedanken überschlugen sich, rasten davon, während er überlegte, was diese Bilder bedeuten konnten.
„Was ist los?“ fragte der Raumfahrer, der Fiores gespanntes Äußeres beobachtet hatte.
Der Doktor wischte sich den Schweiß
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