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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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durch. Das war der übliche Mist – Elektrizitätsrechnung, eine Erinnerung daran, daß er zur Bank kommen und sein Foto auf der Kreditkarte erneuern solle, und sein Postexemplar von Time, nur drei Tage, nachdem das Magazin in den Kiosken auslag. Dann fiel sein Blick auf eine vertraute Absenderangabe auf einem zusammengefalteten Briefbogen, und er hielt den Atem an, als er ihn auseinanderfaltete.
     
    KLASSENKAMERADEN DES JAHRGANGS 1958
     
    Vielen Dank für Eure großartige Reaktion auf die Bekanntgabe unserer Pläne für ein Klassentreffen, das fünfundzwanzigste, im nächsten Jahr! Könnt Ihr Euch vorstellen, daß es fast ein Vierteljahrhundert her ist, seit wir zusammen unsere High School besucht haben? Wir auch nicht! Aber es haben immer noch nicht alle geantwortet! Auf 93 Einladungen haben wir 82 Antworten bekommen. Falls Du zu den fehlenden elf gehörst, die wir unten aufgelistet haben, oder wenn Du weißt, wo einer von ihnen zu erreichen ist, dann melde Dich bitte. Das Treffen mit Abendessen und Tanz findet am Abend des dreizehnten Juni statt, und am nächsten Morgen geht’s weiter! Stattfinden wird das Ganze natürlich in der Turnhalle der High School. Pro Person sind 12,50 Dollar zu bezahlen, Paare 20,00 Dollar. Dafür gibt es Essen, Getränke und Tanz.
     
    Wir freuen uns darauf, Euch wiederzusehen,
    Festkomitee KLASSENTREFFEN DES JAHRGANGS ’58
    David Whiply
    Tim White
    Mary (Mason) White
     
    Einen Augenblick lang war Breed verblüfft, als er seinen Namen auf der Liste der fehlenden elf fand. Großer Gott, er könnte es den Dreckskerlen tatsächlich zeigen! Aber was sollte das mit der vorherigen Ankündigung? Er hatte von nichts gehört und nichts gesehen.
    Ah, jetzt wußte er, was passiert sein mußte. Früher im Jahr war er zwei Monate im Ausland gewesen. Er hatte seine Sekretärin angewiesen, ihm nur die wirklich wichtigen Dinge nachzuschicken und den Rest aufzuheben. Die erste Ankündigung mußte unter den Stapel von lokalen Postwurfsendungen und Universitätsanzeigen geraten und weggeworfen worden sein.
    Breeds Blick wanderte noch einmal über den Brief und blieb an den Namen der Organisatoren hängen – die gemeinsten in einer gemeinen Klasse. Die Erinnerungen schlugen wie eine Welle von Schmerz über ihm zusammen.
     
    Der Tag war kalt und regnerisch, und die Klasse hatte sich gerade für die Sportstunde in der dritten Stunde umgezogen. Die Jungen standen auf der einen Seite des Sportfelds, die Mädchen auf der anderen, in einer Reihe zum Abzählen. Wie üblich fühlte sich der Fettsack Dick Breed in seinen Turnhosen (Größe 54) nicht wohl, als würde er nicht hierhergehören. Mit seinem brandroten Haar wurde er nicht braun, und seine Haut war weiß wie Teig. Die grünen Turnhosen sahen aus wie eine Pilzkultur auf seinem aus Brotteig gekneteten Körper. Er war für die Stunde spät dran gewesen, und während er sich hastig umzog, hatte er an das bevorstehende Trigonometrie-Examen gedacht und nicht bemerkt, daß er seine Hosen falsch herum angezogen hatte.
    Dieser primitive Neandertaler Dave Whiply aber hatte es gemerkt. „Hallo, Blindschleiche! Die 64 auf deinem Hintern – ist das die Angabe für die Größe oder das Gewicht?“ Auch die Mädchen hörten es, und sogar der Sportlehrer hatte gegrinst. Die ganze Klasse lachte, und Breed hätte vor Scham sterben können. Der Rest der Stunde verstrich schrecklich langsam und kriechend, und die ganze Zeit hindurch brannte sich diese verdammte Zahl in sein Hinterteil.
     
    Jeder hatte in den letzten drei Wochen von nichts anderem mehr gesprochen als von dem Ball der Oberstufe. Dick Breed lief seit Tagen mit einem schwummrigen Gefühl im Magen herum, ganz besonders in Englisch IV, wo er hinter Mary Mason saß. Immer wieder hatte er sich genug Courage zusammengekratzt, um sie einzuladen, und dann war immer etwas dazwischengekommen und hatte den Augenblick verdorben. Aber heute, so versprach er sich, heute würde er sie fragen. Die Zeit wurde knapp. Mary kam mit einer Gruppe von kichernden Freundinnen ins Klassenzimmer, und Breed nahm innerlich einen Anlauf. Als sie sich vor ihm hinsetzte, und bevor sie mit jemand anders zu sprechen anfangen konnte, lehnte er sich nach vorn und sagte mit einer Lautstärke, die nicht mehr ganz ein Flüstern war: „Äh, Mary, was ich mir … äh … überlegt habe … ob du … natürlich wenn du nichts anderes vorhast … ob du wohl mit mir zum Ball der Oberstufe gehen willst? Mit mir zusammen, meine ich?“
    Einen

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