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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Das rechne ich dir hoch an. Ich werde versuchen, daß bis zu dem Treffen in England alles bereinigt ist. Ja, ich will nächste Weihnachten nach London, und da ist das ein guter Grund. Vielen Dank, daß du das für mich erledigst, Pete. Schöne Grüße an Betty. Bis dann.“
    Breed legte den Hörer wieder auf die Gabel, starrte auf die Einladung zum Klassentreffen, zerknüllte sie in seiner Hand und warf sie in den Papierkorb. „Eßt, trinkt und laßt es euch gutgehen, ihr Drecksäcke. Ich schau mir die Sache im Fernsehen an.“

 
Jack Dann Ohne Netz und doppelten Boden
THERE ARE NO BANISTERS
     
    Dreiundachtzig Bücher, die Hälfte davon über Psychologie, spiegelten sich in dem antiken versilberten Spiegel wider. Sie waren alle veraltet. Fleitman hatte seine Versuche, mit irgend etwas Schritt zu halten, schon vor langer Zeit eingestellt. Diese Bücher waren nur ein Teil seines Rituals. Eigentlich habe ich nie gern gelesen, sagte Fleitman sich. Und das Fernsehen hatte ihm nie ausgereicht, nicht einmal mit den direkten Anschlüssen ans Gehirn. Er hatte aufgehört, die Miete für die kleinen Geräte zu bezahlen, als er langsam begonnen hatte, Lust zu empfinden beim Fühlen der Reklamesendungen. Er konnte es sich einfach nicht rational erklären, wie man bei einer Zigarettenreklame fast einen Orgasmus kriegen konnte.
    Fleitman preßte seine Stirn an den Spiegel. Zwei beschlagene Flecke bildeten sich unter seiner Nase. Wenn du bloß vergessen könntest, wo du bist. Wenn du doch bloß jung wärst. Aber du solltest zufrieden sein, sagte sich Fleitman. Hier ist es sicher, und du hast deine Ruhe; es gibt hier keine jungen Leute, die sich dazwischendrängen könnten. Fleitman lehnte sich zurück in seinen Stuhl und lächelte sein Ebenbild im Spiegel an. Er erinnerte sich daran, wie sein akademischer Grad veraltet und verfallen war. Er dachte an die darauffolgenden vierzig Jahre, in denen er bequeme und einfache Jobs ausgeübt hatte, Jobs, die er gut ausfüllen konnte, Jobs, in denen seine Ausbildung und seine Erfahrung von Nutzen waren. Er erinnerte sich daran, wie er als Oberaufseher eines Moduls gearbeitet hatte.
    Fleitman zündete sich eine Zigarette an und sah dem Rauch nach, der sich vor seinem Gesicht kräuselte. Er spürte eine kaum merkliche sexuelle Erregung. Aber er würde kein künstliches Vergnügen mehr zulassen. Er ließ seinen Blick durch das Zimmer wandern. All die vertrauten Gegenstände standen ordentlich an ihrem Platz. Alles war sauber und ordentlich – bereit für den nächsten Tag. Aber dies alles wird anders sein, wenn diese Generation ausgestorben ist, dachte er. Und auch du wirst tot sein.
    Das Telefon war so barmherzig, ihn mit schrillem Klingeln aus seinen Träumen zu reißen. Ein fast weißes, runzliges Gesicht erschien auf dem Bildschirm; es lächelte und sagte dann, ohne die üblichen Begrüßungsfloskeln zu benutzen: „Sie haben eine Sitzung, Professor Fleitman. Haben Sie das vergessen?“
    Blöde Ziege, sagte Fleitman, jedoch nur zu sich selbst.
    „Das Unterhaltungskomitee wartet schon auf Sie. Soll ich ihnen sagen, daß Sie gleich kommen?“
    Fleitman studierte seinen Gesichtsausdruck im Spiegel. „In Ordnung! Sagen Sie Taylor, daß ich komme, sobald ich angezogen bin.“
    „Aber Sie sind doch schon angezogen, Sir!“
    Vor vierzig Jahren hatte sie vielleicht noch Brüste, dachte er. Jetzt hat sie bloß noch ausgetrocknete Leinensäcke. Wie kam er denn jetzt auf Leinensäcke? Wo hatte er denn das Wort noch gehört? Aber es fiel ihm jetzt nichts dazu ein. „Sagen Sie ihnen, ich werde dasein, wenn ich mich angezogen habe, Mrs. Watson.“
    Fleitman war froh darüber, daß man eine Sitzung einberufen hatte. Er brauchte Gesellschaft, und außerdem würde eine schöne Auseinandersetzung seine Gedanken wieder ordnen. Und schließlich, dachte Fleitman, wird sich wieder jeder wie gewöhnlich an den Gefühlsapparaten ausruhen. Er spürte den Drang, sich anzuschließen. Aber nein, dachte er und versuchte, nicht mehr daran zu denken. Er verspürte ein leichtes Ekelgefühl, als er sein Zimmer verließ.
    Er nahm einen Pendlerzug und fuhr zum Park. Von da aus war es noch ein kurzer Spaziergang zum Konferenzgebäude, bei dem er sich von dem ganzen Wust, der durch seine bloße Existenz auf seinen Gedanken lastete, zu befreien erhoffte.
    Ein dünner Nieselregen ging, wie vorgeschrieben, herunter. Fleitman hatte seinen Regenmantel vergessen, aber er genoß es, die kalten, kleinen Regentropfen auf seinen

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