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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Armen und seiner Brust zu fühlen. Sein Hemd klebte ihm auf der Haut.
    Vor ihm erstreckte sich der Park. In den Bäumen hing feiner Nebel, der sie zu einer fahlen Decke verband, die gestützt wurde von einem Unterbau wie aus erstarrten Armen und Beinen, knorrigen Ästen, die wie stämmige Oberkörper aussahen, und Zweigen, die wie Gliedmaßen wirkten. Ein gelber Kiesweg schnitt durch den undurchdringlich wirkenden Wall von Bäumen. Fleitman achtete nicht auf die Wolkenkratzer hinter ihm, diese stählernen Stalagmiten, die bis an die hell strahlende Oberfläche des Kuppelgewölbes heranragten. Die Sonnenlichter – tausend Augen, die die unterirdische Stadt umgaben und erleuchteten – waren voll aufgedreht. Diese Sonnenlichtdusche dauerte planmäßig eine volle Stunde.
    Fleitman ging einen Dammweg entlang, der am Rand des Parks vorbeiführte, und lauschte dem Lärm der Pendlerzüge, die unten vorbeifuhren. Die Bürgersteigüberdachung schützte ihn jetzt vor dem Regen. Er sah, wie die Menge sich vor einem Fußgängertransportband anstellte und wartete. Die Leute trugen alle Regenmäntel. Fleitman fühlte sich angewidert von dem greisenhaften Aussehen der Menschen. Ihre einst weiche, glatte Haut war zu Pergament geworden. Fleitman faßte sich an sein eigenes Gesicht. Er ging aus dem Park heraus – zum Unterhaltungsgebäude war es noch ein Fußweg von fünf Minuten. Fleitman schob sich wie ein Schlafwandler durch die Menge, ohne die Leute zu beach ten. Er nahm die Rolltreppe, die in das Gebäude hineinführte, und fuhr dann mit dem Fahrstuhl in sein Stockwerk.
    Für ein paar Sekunden verharrte er vor der Tür des Konferenzsaales, nur einige Zentimeter von der Sensorschranke entfernt. Dann tat er einen Schritt nach vorn. Die Tür glitt auf. Der Einschnitt gab den Blick frei auf fünf alte Männer, die rings um einen blankpolierten Metalltisch saßen.
    „Na, wird auch höchste Zeit!“ sagte Taylor, der an der Stirnseite des Tisches saß. „Mensch, wir warten schon seit …“
    Jake, der links von Taylor saß und gegenüber von Sartorsky, sagte: „Setz dich, Fleitman. Wir haben eine tolle Idee.“ Er nickte dabei Sartorsky zu, der damit beschäftigt war, das verzerrte Spiegelbild seines Gesichts auf der metallenen Tischoberfläche zu betrachten. Sein Atem beschlug das Spiegelbild. „Erinnerst du dich noch an die alten Kinofil me?“ fuhr Jake fort. „Ich meine, hast du davon gehört?“
    Fleitman streckte sein Rückgrat, um ein paar Zentimeter größer zu erscheinen. Entspanne dich, dachte er. Sie sitzen. Er drückte seine Handflächen gegen den Rücken des Stuhls. Nicht nötig aufzustehen, ihr alten Bastarde. „Die Ordnungsregeln schreiben vor …“
    Gut, dachte Fleitman. Jake wird also Ärger machen. Das gibt mir ein bißchen Zeit zum Nachdenken.
    „Was sind die Ordnungsregeln?“ meldete sich Sartorsky.
    Sartorsky ist blind, dachte Fleitman. Er unterdrückte den albernen Wunsch, das schwarze Sichtband von seinen Au gen zu ziehen. „Zuerst mal: Wieso bin ich über diese Sitzung überhaupt nicht unterrichtet worden?“
    Tostier, der neben Fleitman saß, blinzelte ihn an. Fleitman hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Er war jünger als die übrigen Männer.
    „Es ist aber bekanntgemacht worden“, sagte Toomis, der gegenüber von Tostier saß und links von Fleitman.
    „Außerdem habe ich dich gestern angerufen!“ sagte Taylor. „Was zum Teufel willst du denn sonst noch?“
    „Zur Sache“, antwortete Fleitman. Ein Gedanke kam ihm. Das gehört nicht zur Sache, du Hundesohn. Jeder spielte das Spiel, aber sie würden Fleitman nicht mehr als fünf Minuten geben.
    „Setz dich, Fleitman!“ sagte Jake. „Und hör mal einen Augenblick zu. Sartorsky da drüben kam mit einer tollen Idee.“ Jake schaute Sartorsky an, aber der war noch immer mit seinem Spiegelbild beschäftigt. „Es ist eine tolle Sache für den ganzen verdammten Bereich, sie ist gut genug für mindestens ein paar Monate.“
    „Die Sache stinkt“, mischte sich Taylor ein. „Die Leute wollen eine Gefühlsdusche – oder wenigstens was mit Gehirnanschlüssen.“ Toomis nickte zustimmend. Tostier grinste Jake an, gespannt darauf, was dieser wohl antworten würde.
    Sartorsky riß sich von seinem Spiegelbild los. „Laß es mich selbst erzählen. Es ist meine Idee.“
    „Ruhe!“ bellte Jake. „Ich mach’ das schon für dich.“ Tostier nickte zustimmend; Fleitman hörte gar nicht zu.
    Popcorn, dachte Fleitman. Was zum Teufel war eigentlich

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