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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Tiefen der Bergwerke, aus denen ihr Reichtum kam, hinunterstiegen und dort Schutz fanden, während oben über der Erde die schwarzen Bergleute mit der Spitzendosis von 8500 Roentgen bestrahlt wurden und starben? Dasselbe Muster wiederholte sich überall auf der Erde. Das verlegen machende Klagen über Unterentwicklung war verstummt. Es waren die entwickelten Völker der Welt, die die Mittel und die Technologien zum Überleben besaßen. Die ‚Säuberungsoperation’ … er hatte in Jo’burg gehört, wie Männer wie Woltjer die Supernova so nannten. Säuberungsoperation. Alle politischen und moralischen Unannehmlichkeiten weggeputzt von den geladenen Partikeln, die dem flammenden Licht auf den Fersen folgten, das sich selbst nur wenige Monate zuvor angekündigt hatte.
    Die Säuberung. Warum?
     
    Und Woltjer war immer noch verärgert über Andreas Zärtlichkeit diesem Inder gegenüber, der die Frechheit besessen hatte zu überleben und der jetzt diese weißen liberalen Liebkosungen mit dermaßen gieriger Nonchalance entgegenahm.
    „Hätte nicht sein dürfen!“
    „Allerdings nicht“, sagte Gunnar Marholm brüsk, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Hätte nicht, war aber. Kann man uns also irgendeinen Vorwurf machen? Der Wissenschaft? Wissen Sie nicht, daß dies alles schon ein paarmal in der Geschichte der Erde vorgekommen ist? Sehen Sie sich nur die geologischen Zeugnisse an, Mann! Da finden Sie Massenvernichtungen der Fauna. Wahrscheinlich eine akute Dosis von 500 Roentgen alle 300 Millionen Jahre. Und einmal seit der Zeit des Präkambriums eine Einzeldosis von gut und gern 25 000 Roentgen. Ich gebe zu, der Stern, der jetzt explodiert ist, war etwas unglückselig. So nah bei uns. Und mit einer so hohen Spitzendosis.“
    Simeon starrte aus dem Fenster auf die sich langsam erholende Landschaft und den segensreichen Anblick frischen Chlorophylls. Aber ringsumher lagen auch Hunderte von Rinderskeletten, bei denen die zerfetzte Haut noch an den weißen Knochen hing.
    Und dazwischen verstreut gab es immer wieder erkennbar menschliche Skelette, an denen sie jetzt vorbeikamen und die sie mitunter krachend überrollten. Kruger steuerte das Halbkettenfahrzeug geradewegs über sie hinweg, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, sie zu umfahren.
    „Das Universum schuldet uns nicht das Leben“, murmelte der Schwede.
    Aber wie der Herr denen geholfen hatte, die sich selbst halfen! O ja … Jene, die sich die Früchte der Erde stets zu eigen gemacht hatten, hatten auch ihre großen Kornspeicher, in denen sie sich vor Seinem Zorn verbergen konnten – und sie hatten sich wahrhaft erfolgreich verborgen!
    Schweden hatte die Säuberung ebenfalls gut überstanden – mehr als neunzig Prozent seiner Einwohner waren gerettet worden. Nicht daß man Schweden hätte vorwerfen können, es habe sich zuvor großzügig bedient, verglichen mit anderen hochentwickelten Ländern. In dieser Hinsicht hatte es eine reine Weste. War das der Grund, weshalb Gunnar Marholm seine Fragen mit so eisigem Chauvinismus stellte? Simeon wußte es nicht. War es vielleicht, weil er spürte, daß das Überleben seines eigenen Volkes durch das Überleben der wahren Piraten dieser Erde verunreinigt war? Derer, die den Sturm kaum weniger erfolgreich überstanden hatten als das sozialdemokratische Schweden mit einem geringeren Grad an antiseptischer Perfektion – aber immer noch mit eindrucksvollem Erfolg, verglichen mit Indien, das ein halbes Prozent seiner Bevölkerung gerettet hatte, oder mit Nigeria, wo ein zehntel Prozent überlebt hatte. Großbritannien, die Nummer eins unter den Ex-Kolonialisten, hatte achtundvierzig Prozent seiner Einwohner gerettet und Amerika sechsundfünfzig Prozent, hauptsächlich Weiße. Und dieses Südafrika, durch das sie jetzt fuhren, kam auf achtzig Prozent der weißen Bevölkerung.
    Der Herr hilft denen, die sich selbst helfen. Die Schwachen und die Armen verbrennen wie Stroh.
    Ist Gott also unlogisch? Inkonsistent? Es konnte doch nicht sein, daß es nichts zu tun hatte mit Gott? Simeon erschrak vor diesem Gedanken. Unlogik oder Unheil konnte Gott nicht übersehen oder gar begehen. Es mußte einen Zweck geben.
    Ein halbes Prozent – nein, Indien war gar nicht gut davongekommen.
    Daher auch die Zärtlichkeit der Engländerin, ein schlechtes Gewissen, das sich nur dadurch besänftigen ließ, daß sie sich Dr. Subbaiah Sharma erotisch hingab …
    „Geologische Zeugnisse, Gunnar?“ entgegnete Simeon voll Sorge und Unruhe,

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