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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Hertzsprung-Russell-Diagramm nach zu urteilen, explodierte jedoch trotzdem. Er setzte dabei zwischen 1049und lo50 Ergs in kosmischer Strahlung frei, bewirkte massive Strömungen im oberen Bereich der Erdatmosphäre und eine weltweite, drei Tage anhaltende Bestrahlung der Erdoberfläche, deren Gipfelpunkt bei 8500 Roentgen lag – wobei die normale, natürliche Strahlungsdosis 0,03 Roentgen pro Jahr beträgt …
    Drei Milliarden Menschen kamen dadurch zu Tode. Jene, die keinen Schutz gefunden hatten.
    Die meisten Vögel, Säugetiere und Flachwasserfische starben. Ungeschützt.
    Die meisten Pflanzen wurden entlaubt (aber würden sich ungeschlechtlich oder durch Samen und Sporen wieder regenerieren).
    Der Himmel erstrahlte in rosa, grünen und violetten Flammen, verursacht durch die geladenen Partikel, die im Magnetfeld der Erde gefangen waren. Noch nie zuvor war der Himmel schöner gewesen.
    Doch nur wenige erhoben sich›um die Pracht des Himmels zu preisen.
    In ein paar Millionen Jahren würde sich der Grund dafür vielleicht in den Annalen der Felsen finden lassen …
     
    „Ich dachte, Sie hätten keine Afrikaner in die Schutzräume gelassen, Major?“ fragte Sharma unschuldsvoll.
    „Was für Afrikaner? Wir sind die Afrikaner. Sie meinen Bantu.“
    „Die Terminologie eines verirrten Geistes.“
    „Nein, es ist richtig. Wir waren vor den Bantus hier.“
    „Und Sie sind auch noch nach ihnen hier.“
    „Das hatte ich auch geglaubt!“
    Woltjers Hand spannte sich fester um das Gewehr, als er durch das Zielfernrohr spähte.
    „Sie werden doch nicht ohne Grund schießen?“
    „Nein, Miss Diversley. Ich sehe sie mir nur an. Aber die betreten eine Sperrzone, diese Bantus.“
    „Eine was?“ kicherte Sharma. „Sie haben doch den Verstand verloren!“
    „Ausnahmen nur für Dienstpersonal oder Tagelöhner mit Pässen.“
    „Na prima – damit bin ich drin! Ich gehe als Tagelöhner durch, nicht wahr? Vielen Dank für Ihre Beruhigung, Major!“
    „Subby …!“
    „Ja, schon gut, Andrea.“ Ja, für Subby würde es später gut sein, dachte Simeon ein wenig spöttisch. Subby würde seine Erniedrigung später sublimieren. Doch dann schämte Simeon sich sogleich und kniff sich ins Fleisch, bis es schmerzte.
    „Hm, den Burschen mit der Fahne kenne ich. Er heißt Frensch. War mal Pastor. Ich dachte, er sei tot. Muß wohl irgendwo untergekommen sein. Wo er wohl in den letzten Jahren gesteckt hat?“
    „Kaffernfreund“, fügte der Major hinzu.
    „Sieht aus, als ob sie durch die Pflanzungen herunterkommen wollten, Major.“
    „Das sehe ich, Marholm. Sie werden die Pflanzungen ruinieren, sie mit ihren dreckigen Füßen zertrampeln.“
    Woltjer schwenkte sein Gewehr von der Kolonne weg und gab einen Schuß ab, und dem furchtbaren Knall folgte die Stille der Betäubung. Andrea hielt sich die Ohren zu, aber das Krachen des Schusses erfüllte ihr Bewußtsein.
    Marholm legte besänftigend die Hand auf Woltjers Arm.
    „Keine Angst, ich bin ein guter Schütze. Ich ziele daneben. Sie sollen um die Pflanzungen herumgehen. Jetzt beobachte ich sie nur.“
    Die Kolonne schwenkte tatsächlich um und zog auf eine Ecke der Pflanzung zu.
    „Das reicht“, grunzte Woltjer und ließ das Gewehr sinken. „Einen von den Bantus kenne ich auch. Mit dem hab’ ich schon einmal Ärger gehabt. Ein religiöser Agitator wie Alice Lenshina. Erinnern Sie sich an die Afrikanische Eingeborenenkirche?“
    Das vergoldete Kreuz mit der weißen Totenkopfflagge schwankte außen um die Kulturen herum und dann wieder geradeaus.
     
    Zunächst empfand Simeon die Kolonne wie eine Satire auf die Afrika-Expeditionen des neunzehnten Jahrhunderts, wo der weiße Anführer das Symbol des Empire vorwegtrug, gefolgt von einer Horde dürrer schwarzer Gestalten. Dann wandelte sich die Erscheinung, und der Trupp wurde zu … einem erbärmlichen mittelalterlichen Kreuzzug. Nicht mit Rittern und Knappen, sondern mit hungrigen Menschen. Mit kranken Menschen, in blinder Gläubigkeit entbrannt. Ein Kinderkreuzzug. Ein Kreuzzug der Unschuldigen und Elenden aus dem Winkel eines mittelalterlichen Schreckensbildes von Hieronymus Bosch.
    „Was wollt ihr?“ brüllte Woltjer. „Frensch, ich kenne Sie! Was machen Sie hier?“
    Der bärtige Mann reichte Kreuz und Flagge dem hinter ihm stehenden Afrikaner, der das Kreuz mit wilder Entschlossenheit ergriff und in den Boden rammte. Die meisten der Nachfolgenden hockten sich erschöpft nieder und begannen, Essen auszuteilen.

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