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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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konnte er es nicht. Er war ein Alien in einem Raumanzug, der in einer kleinen Hülle noch immer die Haut der Erde trug; nicht so ökonomisch wie eine Kuppel, aber dafür kleiner, sehr klein.
    Mit der Zeit empfand er sich körperlich an die Erde gefesselt, wenn auch an einer auslaufenden Leine. Er hatte auf den Dächern in Woburn gestanden und sich in den Weiten des Universums verloren gefühlt; aber als er zwischen den Planeten dahinschwebte, gab es für ihn nichts als Schottluken, Druckgrenzen und Kubikzentimeter ausgefüllten Raums. Und es kostete ihn Monate seines Lebens, von einem der inneren Planeten zum nächsten zu gelangen, Jahre, um den Neptun zu erreichen, und voraussichtlich sein ganzes Leben, bis er die Grenzen des Sonnensystems hinter sich lassen würde. Da er nun schon gefangen war, erschien es ihm allmählich pervers, freiwillig in kleinen Käfigen im Inneren eines Käfigs zu leben und zu sterben, und so begann der Gedanke an die Erde selbst in ihm zu wachsen.
    Er blieb dreißig Jahre bei der SPEC. Er war in der Beschaffung tätig, und den größten Teil der Jahre verbrachte er in kleinen Räumen mit Sozio-Mathematik. Er war zwölf Jahre in Archangelsk, drei in Oban, sechs in Mauiai. Er sah viel von der Welt auf kurzen Stationierungen, aber alles in allem verbrachte er weniger als sechs Jahre anderswo als auf der Erde. Die meiste Zeit verrichtete er die gleiche Arbeit in immer ähnlichen Räumen. Er besaß eine ungewöhnliche Begabung für Logistik, und sein Aufstieg durch die Gruppen ging mit großer Geschwindigkeit vonstatten. Das überraschte mich, als er zum ersten Mal davon sprach; aber nach siebzehn Jahren mit Mr. Coombes Erinnerungen weiß ich, daß die Raumadministration hauptsächlich aus Logistik und der Versorgung mit Tranquilizern besteht.
    Und doch, er tat außergewöhnliche Dinge: Er war beim Bau der Alpha Centauri dabei; er packte die Kolonisten hinein und sah, wie sie sich von der Sonne entfernte und in die Finsternis trieb. Während der Unruhen auf Merkur wurde er beinahe getötet; zumindest fand er es angebracht, dies zu behaupten. Seine Ausbildungszeit lag natürlich vor dem Acht-Stunden-Krieg, als noch Überfluß herrschte; einen Monat lang wurde er immer wieder in einem kleinen Transportflugzeug hoch über die Häuser befördert, viele Meilen hoch, wie er sagte, und man befahl ihm hinauszuspringen. Wieder und wieder trat er aus dem Flugzeug hinaus in den Wind und schwamm hoch über der Erde, gleichsam fallend und doch schwebend. In einer bestimmten Höhe über den Dächern mußte er eine Leine ziehen, und ein Fallschirm riß ihn zurück in Sicherheit. Das war, bevor er zum Mars kam, und er zog die Leine stets, ohne zu zögern, sogar mit Erleichterung.
    Im Laufe der Jahre erzählte er mir eine Menge von seinem Leben bei der SPEC, aber für ihn bestand das Leben hauptsächlich aus Logistik. Das, was ich Abenteuer nennen würde, erwähnte er nur beiläufig, aber er redete oft von seinen Trainingssprüngen, und mit Besessenheit kam er immer wieder auf die Experimente in Parker zurück und darauf, was mit Rachel Kwe geschehen war.
    Venus ist derart feindlich, daß wir dort heute nicht einmal mehr Bergbau betreiben, aber zu Mr. Coombes Zeiten hoffte man immer noch, sie zu kolonisieren. Man benötigte drei Anläufe für die Errichtung von Parker, und als man es endlich geschafft hatte, war man darin eingesperrt. Man flog Autosonden ein und begann mit der Erforschung, aber die Verlustrate war zu hoch; und so sah man sich genötigt, Versuche mit der einen oder anderen Technik zur Adaption von Menschen anzustellen, an denen von verschiedener Seite gearbeitet wurde.
    Mr. Coombes meinte mir gegenüber, daß sie es mit Klonen hätten versuchen sollen, aber nach den Unruhen in Darkside war jegliche Arbeit mit Klonen untersagt worden. Keine der Alternativen war wirklich durchführbar; dennoch ging der Auftrag an Unichem, und zwar für eine Methode, deren Konzeption keinen Deut besser war als die der anderen, nur weniger ambitioniert. Wahrscheinlich sagte irgend jemand: „konservativ“, und jemand anders antwortete: „Aha! Also sicher“. Also errichtete Unichem in Parker eine Forschungsstation und warb Versuchspersonen an.
    William Coombes hätte es eigentlich besser wissen müssen, aber in seiner Vorstellung sah er sich aus den geduckten Kuppeln von Parker in eine unberührte Welt hinauswaten, und so hätte er sich wohl zur Verfügung gestellt. Er hatte nur noch zwei Jahre abzuleisten, aber

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