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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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wahnsinnigen Spektrum, das die Macht des Lebens freisetzt, die von der Dunkelheit aufgesogen wird und verschwindet. Das ist der Fluch des grauen Landes, der es aushöhlt, zermürbt und jegliches Leben aus ihm heraussaugt …
    So plötzlich, wie alles begonnen hat, endet es auch. Die riesigen Quader zerfallen und ziehen sich in sich selbst zurück, verschlingen sich selbst in blinder, selbstsüchtiger Gier.
    So rasch mich meine Beine tragen, beginne ich den Rückweg zur Station. Mit einem Mal hat die Landschaft ihre Faszination für mich verloren, ich sehe nun mit anderen Augen. Es ist nicht verheißungsvoll und lockend, sondern tot, unbarmherzig und abstoßend. Alles in mir schreit nach Gesellschaft, nach Menschen, die verstehen, was mir widerfuhr, denen ich meine Erfahrungen und Erkenntnisse mitteilen kann, doch instinktiv spüre ich, daß ich allein bin. Niemand, der den realen Schrecken in der Irrealität hier draußen nicht selbst gespürt hat, wird mir meine Angst nachfühlen können.
     
    Die Station ist verlassen, eine bis zuletzt gehegte Hoffnung zerstört; ohne eine Nachricht zu hinterlassen sind Helen und Peter gegangen, lautlos und unbemerkt sind sie aus meinem Leben getreten.
    Die Tragik meines vergeblichen Lebens stürzt wie ein Gebirge über mir zusammen. Jetzt endlich kann ich Helen verstehen. Nicht ich habe als einziger den Zauber des grauen Landes in mich aufgenommen, auch die anderen spürten den Geist der Einsamkeit. Ich habe mich egoistisch von meiner Umwelt abgeschirmt, nun ist sie durch unüberwindliche Abgründe von mir getrennt. Ich habe Freundschaft und Liebe zurückgewiesen für eine Fiktion, die sich nun als Alptraum entpuppt hat. Verzweifelt stehe ich vor den Trümmern meines Lebens, unfähig zu einem Neuanfang.
    Früher wäre es mir vielleicht gelungen, aus diesem Teufelskreis durch Verständnis und Zusammenarbeit auszubrechen, doch in blindem Egoismus habe ich diese Chance vertan; nicht in Selbstsucht und alleinigem Streben liegt der wahre Weg, Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis sind die Schlüssel, die die Tore in eine bessere Welt öffnen. Doch nun, da ich dieses Wissen besitze, nützt es mir nichts mehr.
    Nun sitze ich wieder hier, allein auf meinem hohen Beobachtungsposten, und betrachte die sich langsam formende Schwärze, die, sich ständig erweiternd, eines Tages das graue Land unter sich begraben wird. Dann werden die alten, zernarbten Felswände einstürzen und die Wege in diese einsame, zerklüftete Seelenlandschaft vielleicht, hoffentlich, für immer verschließen. Dann erst wird Friede einkehren. Und bis zu diesem Tag werde ich hier verharren und warten.
    Warten …

 
Angela Rogers
Ein Mann verschwindet
WHAT HAPPENED TO WILLIAM COOMBES
     
    Als Mr. Coombes noch ein Junge war, dachte er, er könne eines Tages einmal aus der engen Eingeschlossenheit hinaus in den freien Raum entkommen. Er aß sein gutes Essen im Speisesaal, den Rücken gegen einen anderen Rücken gepreßt, während fremde Arme gegen seine stießen, und sah zu, wie dem Mädchen gegenüber die Suppe am Kinn hinunterlief. Oder er lag wach neben seinem schlafenden Bruder und hörte jeden der leichten Atemzüge und dahinter die murmelnden Stimmen seiner Eltern und die unaufhörlichen leisen Geräusche der Leute: wie sie in den Fluren vorbeigingen oder Wasserhähne aufdrehten oder hinter ihren eigenen, kaum spürbaren Wänden plötzlich lachten. Er ertrug das leicht, denn er wußte, er würde allein auf dem Mars stehen und über das leere Land hinweg bis zum Horizont blicken, er würde niederknien, die Hand auf den Boden legen und die Finger in den Sand graben.
    An seinem fünfzehnten Geburtstag ließ er sich rekrutieren, und innerhalb von sechs Jahren stand er tatsächlich allein auf dem Mars und sah den weiten Raum durch die Sichtscheibe seines Helms. Und in seinem flexiblen Anzug kniete er ganz mühelos nieder und ließ den Sand durch seine Finger rieseln. Was er berührte, war nicht Sand, sondern sein Schutzhandschuh.
    Er lernte, daß der Mensch ein Tier ist, dafür eingerichtet, auf der Erde zu leben, und wenn er so tut, als verließe er sie, muß er die Erde mit sich nehmen, in kleinen, ökonomischen Päckchen. Er fand, daß die Erde auf dem Mars aus einer Ansammlung von Druckluftkuppeln bestand, so sauber und so überfüllt wie ein Gemeindewohnblock in Woburn, das Emigrationsprogramm dem Expansionsplan immer einen Schritt voraus. Als er versuchte, die Erde zu verlassen und den Mars zu betreten,

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