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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Ruhm, sie waren der Grund ihres Lebens.
    Die Big-Eyes hatte man schon vor langer Zeit für die Auszüchtung dieses Merkmals ausgewählt. Sie hatten sich und ihre Nachkommen Operationen, Veränderungen und Mutationen unterzogen. Dadurch erreichte man die Vergrößerung, die Ausdehnung ihres Sehvermögens in andere Spektralbereiche. Es hob sie für immer vom Rest der Menschheit ab.
    Über Generationen hinweg hatten die Mutationen sich auf ihre Augen ausgewirkt. Ihre Größe war ein Ergebnis davon. Die Operationen, die während der Pubertät des Individuums begonnen wurden, ermöglichten das Sehen in anderen Spektralbereichen, und damit gleichzeitig verlief die Ausbildung zum Scout. Diese Veränderungen trennten die Sichtigen immer weiter vom Rest der Menschheit. Durch die Mutationen, die über Generationen hinweg auf die Augen der Sichtigen einwirkten, verloren sie allmählich ihr normales Sehvermögen, oder besser gesagt, sie ließen es hinter sich. Für alle Sichtigen gab es eine Lücke zwischen hohem Infrarot und niedrigem Ultraviolett. Dies war der einzige Bereich, in dem ein Scout überhaupt nichts sehen konnte.
    Die Scouts flogen große Kristallschiffe zwischen den Sternen, die einen Schweif von Strahlung, ein halbes Lichtjahr lang, hinter sich herzogen. Die Schiffe waren in ihrer Einfachheit technische Wunderwerke. Man hätte sie mit Systemen zur Entdeckung von Schwarzen Körpern ausstatten können, mit Notaggregaten, Warnsystemen und Scannern, aber das hatte man nicht getan. Statt dessen waren es einfache Reflektorscheiben mit einem Durchmesser von siebzehn Kilometern, angetrieben von Maschinen, die sie durch den interstellaren Raum jagten.
    Im Hochgeschwindigkeitsbereich trugen sie die Scouts schneller als das Licht zu den Sektoren, die ihnen zugewiesen waren. Im Einsatzgebiet konnten sie monatelang ganz geruhsam dahintreiben; gelegentlich den Kurs korrigierend, schoben sie die großen, gekrümmten Spiegel sanft durch den Raum. Wie Fenster segelten sie durch die Nacht, und kaum etwas im elektromagnetischen Spektrum entging ihnen.
    Jede dieser Scheiben bestand aus einem Flechtwerk von Kristall, einem makellos geformten Spinnennetz gleich. Innerhalb der Scheibe saßen Gruppen von kleineren Reflektoren, und darin noch kleinere – eine umgekehrte Elton’sche Pyramide von Spiegeln und Akkumulatoren. Ihre Brennpunkte lagen im Steuerraum des Schiffes oberhalb des Mittelpunktes der Scheibe. Und hier saß Scott und durchforschte das Universum nach Zeichen und Hinweisen.
     
    „Hallo, Onkel Max“, sagte Dierdre. Sie war schlank, doch sie wirkte in keiner Weise zerbrechlich. Kaum erst ein Teenager, hatte sie gerade die ersten beiden der Operationen hinter sich, die ihr schließlich die vollständige Sicht ermöglichen würden. Sie trug den großen, undurchsichtigen Schutzhelm, den alle Scouts außerhalb ihrer Schiffe und ihrer Wohnungen trugen. Er war durchlässig für alles bis auf das sichtbare Licht. Mit dem Chromhelm sah sie aus wie eine Puppengestalt, auf der ein Ei saß. Maxwell umarmte sie, und sie berührte das Gesicht ihres Urgroßonkels mit ihrem Helm.
    Maxwell Big-Eyes, ein paar der im Ruhestand lebenden Watchmosts und die Männer und Frauen, die früher Scouts gewesen waren, trugen nur die leichten Schutzmasken. Manche Scouts empfanden sie als Prahlerei und als einen Versuch, die restliche Menschheit zu besänftigen. Maxwell trug seine jetzt, weil er in den Jahren als Scout sich nie die Haare hatte wachsen lassen können. Die Vorstellung von einem Kopf voller Haare war für ihn schon immer verlockend gewesen.
    „Hallo, Dierdre“, sagte Doktor Snorkel. „Was machen die Augen?“
    „Die sind ganz in Ordnung“, sagte sie und ließ sich auf einem kleinen Stuhl beinahe in der Mitte des Raumes nieder. Sie blickte zu der sanft glimmenden Projektionstafel über ihnen hoch.
    „Können Sie mir die Positionen der anderen geben?“ fragte sie den Techniker.
    Der sah zu Snorkel hinüber.
    „Geben Sie ihr jede Unterstützung“, sagte Snorkel. „Handeln Sie nach ihren Anweisungen, als kämen sie von mir oder Max.“
    „Sehr wohl, Sir.“
     
    Das menschliche Auge kann nichts mehr unterscheiden, was weniger als dreizehn Bogenminuten auseinanderliegt. Die Augen der Scouts übertrafen dies nach den Veränderungen bei weitem. Die Wellen, die sich durch die Nacht bewegten, wurden umgeleitet und in die Augen der Scouts im Fokus ihrer Schiffe reflektiert. Die Scouts waren die menschlichen Linsen gigantischer

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