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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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keinerlei Erscheinungsbild, aber sie sind eine Verbindung von elektromagnetischen Phänomenen, die sie für einen geübten Beobachter kenntlich machen. Die meisten sind aus den Überresten von Sternen gebildet. Die explodierenden Schalen und Chromosphären können sich der intensiv zurückebbenden Gravitation dieser Einzelgestirne nicht völlig entziehen.
    Nach diesen Anzeichen hält ein Scout Ausschau. Die Plasmawolke vor Billy war in vieler Hinsicht eine Probabilität, in anderer gar nicht. Sie war noch immer undurchsichtig in Bereichen, wo sie hätte durchscheinend sein müssen. Die Anzeige der Gravitationssensoren im Schiff war immer noch unbestimmt, selbst in dieser Nähe. Deshalb dachte er, daß im Innern der Wolke sehr instabile Bedingungen herrschten. Daß sie ein Schwarzes Loch umgab.
    Billy beobachtete die Wolke im Infrarotbereich und dann im Ultraviolett. Sie löste sich nicht auf, sondern wurde einfach auf andere interessante Art undurchsichtig.
    Er schickte auf der Frequenz des Scout-Relais einen Funkspruch hinaus. Dabei beobachtete er, wie seine eigene Botschaft davonjagte wie ein riesiger, sich verzweigender Kaktus.
    „Ich gebe die Ablesungen ein“, sagte er. „Die Bordsensoren können allenfalls annähernd feststellen, was da los ist.“
    Billy studierte die Konsole. Sie glimmte sanft in UV und Infrarot. Warnlampen im Schiff waren in sieben verschiedenen Spektralbereichen sichtbar; im Notfall würde der Scout so immer gewarnt werden können, ganz gleich, welche Frequenz er gerade beobachtete. Im Moment leuchtete keines der Problemlichter. Das Schiff tat ruhig seine Arbeit; es trug seinen einsamen menschlichen Insassen zu seinem Einsatz.
    Hinter und über Billy hing eine weitere fleckige Gaswolke, ein paar vereinzelte junge Sterne, der ganze Schöpfungsapparat. Ab und an warf er einen Blick auf die ausgebrannten alten Sterne, die sich zu beiden Seiten erstreckten. Sie sahen aus wie trübe Goldfischgläser, die in einem Raum voller Moos hingen.
    Das Plasma vor ihm faszinierte ihn. In Größe und Form war es anders als alles, was er je gesehen hatte. Schon im Röntgenbereich hätte es durchsichtig sein müssen, aber nur bis in geringe Tiefe war es im Detail erkennbar. Billy wünschte manchmal, er könnte durch Lichtjahre dickes Blei sehen. Die Arbeit als Scout wäre dann viel einfacher. Sein Sehvermögen im Röntgenbereich war abhängig von der Menge der in dieser Form abgesonderten Strahlung. Etwas, das so hell gewesen wäre, daß er in dieser Tiefe hätte hindurchsehen können, hätte alles Metall auf der Argus kristallisiert und ihn selber umgebracht.
    Er nahm Tangentialkurs auf den massigen Rand der Wolke. Das würde sein, als glitte er durch die Front eines Hurricans, nur daß die Chancen, im Innern ein ruhiges, windstilles Auge zu finden, gering waren. Es würde sein, als segelte er mitten in das Zielende eines Zyklotronen so groß wie die Sonne.
     
    „Er liebt sie doch nicht immer noch, oder?“ fragte Max.
    „Er sagt, nein.“ Dierdre kratzte sich mit ihren kurzgeschnittenen Fingernägeln am Knie. Sie trug Shorts, Stiefel und einen roten Büstenhalter. Ihr großer Chromhelm senkte sich über ihr Knie.
    „Das solltest du heute nachmittag dem Sanitäter zeigen“, sagte Doktor Snorkel, der gerade wieder hereinkam und sich zu ihnen gesellte.
    „Was ist es?“
    „Ein Ausschlag. Eine Nebenwirkung von ein paar der Medikamente, die wir bei der letzten Operation benutzt haben. Billy hatte das monatelang. Hauptsächlich nervös bedingt. Außer Beruhigungsmitteln gibt es kaum etwas dagegen.“
    „Ich will keine Beruhigungsmittel mehr“, sagte Dierdre zu Snorkel. „Ich bin schon wacklig genug morgens früh, und abends ist mir bläh . Undich werde reizbar.“
    „So ist es immer gewesen“, sagte Snorkel. „Außer bei Wilhelmina Scoutmaker. Die wurde hyperaktiv. Deshalb mußten wir ihr Aufputschmittel verabreichen, und danach zeigte sie dann die gleiche Anspannung wie alle anderen.“
    „Gibt es etwas an mir, was Sie noch nicht wissen?“ fragte Dierdre.
    Snorkel lächelte. „Erzähl mir etwas, und ich sage dir dann, ob wir es wissen oder nicht.“
    Maxwell Big-Eyes hatte zugehört, die gewölbten Hände zu einem Kegel zusammengelegt, die Zähne an den Fingerspitzen. Er saß zusammengesunken auf seinem Stuhl. Er war immer zusammengesunken. Er hatte viele Jahre aufrecht im Fokusraum von Schiffen sitzen müssen, und jetzt rebellierte er gegen alles, was zu seiner Vergangenheit

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