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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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– aber wie lange noch? Wenn der Tod ihm schließlich entkommt, fliegt er dann woandershin, oder kommt er stracks hierher, um sich auf der wirklichen Hand niederzulassen, deren Spiegelbild ihn jetzt noch im Spiegelreich gefangenhält?
    „Meine Knochen fühlen sich an, als brächen sie in Stücke“, stöhnt Ralph. „Aber vielleicht ist das gar nicht so. Diese Hand ist jedenfalls noch fest. Ach, mein allzu festes Fleisch! Ich kann sie ja nicht sehen, die anderen Knochen. Ich kann nur fühlen. Gott, was ich fühle!“
    „Laß ihn doch los. Öffne deine Hand.“
    „Ich kann nicht, Jonathan. Ich kann nicht.“
    Es ist Viertel vor zwei. Die Stadt draußen ist still wie ein Grab. Stille Nacht. Ralph ist zu erschöpft zum Schreien.
    Gemeinsam warten wir.

 
Joe Haldeman
Die Pilotin
THE PILOT
     
    Das Gerät ist nicht richtig eingestellt. Ein grüner Streifen flackert diagonal durch den Bildkubus, und der lächelnde Präsentator ist nur undeutlich zu sehen.
    Sie versucht es einzustellen, indem sie sanft mit der Zunge über einen Backenzahn streicht, erinnert sich dann, flucht sparsam und dreht an einem Knopf, bis der Streifen verschwindet, dann an einem anderen, um das Bild scharfzustellen. Der Präsentator verabschiedet sich lächelnd von irgend jemandem. Ein Gefühl von kaltem Metall klebt an Daumen und Zeigefinger, bis sie es an ihrem Oberschenkel wegreibt, angeekelt und mit gerümpfter Nase. Wieviele dreckige Vertreter und Kongreßteilnehmer und Hotelzimmermädchen haben diese Knöpfe berührt, seit sie das letzte Mal sterilisiert wurden? Sind sie überhaupt jemals sterilisiert worden?
    „Unser nächster Gast ist eine Frau mit einer bemerkenswert seltenen Beschäftigung.“ Beschäftigung! Er lächelt aus dem Kubus hinaus, und das Bild verkleinert sich, um sie mit einzuschließen; sie lächelt nicht und versucht, auf dem dreckigen Ledersessel nicht hin und her zu rutschen. „Sie ist Raumschiff-Pilotin …“ – ich bin ein Raumschiff – „… aber nicht bloß ein gewöhnlicher Raketenjockey. Sie führt ein Kriechboot zwischen der Erde und dem äußeren Sonnensystem – zu den Asteroiden, bis hin zum Saturn. Ihr Name ist Lydia Meinenger, und sie ist eine New Yorker Landsmännin.“ New Yorker. „Lydia, würden Sie uns etwas über Kriechboote erzählen; wie sie …“
    „Zunächst einmal“, unterbricht sie, „sind sie absolut nicht langsam. Sie sind sehr viel schneller als alles, was Sie im Erde-Mond-System verwenden. Der Name ist ein Überbleibsel aus den Tagen der alten Robot-Schlepper, die in den Hohmann-Transfer-Orbits dahinkrochen, um den Treibstoffbedarf so gering wie möglich zu halten. Ein Hohmannschlepper brauchte sechs Jahre bis zum Saturn; ich schaffe es in dreizehn Monaten. In neun, mit einer Jupiterpassage. Aber das geht nicht mit Passagieren.“
    „Wegen der Strahlung?“
    „Richtig.“ Warm wie die Sommersonne. „Man kann nicht jeden einzelnen in Blei verpacken, so wie mich.“
    „Das ist wahrscheinlich der faszinierendste Aspekt Ihres Berufes, Lydia. So, wie Sie mit dem Schiff verdrahtet sind, sind Sie eigentlich ein Teil davon.“ Ich bin das Schiff, du Narr.
    „,Verdrahtet’ ist ein bißchen extrem ausgedrückt. Man benutzt heute keine chirurgischen Implantate mehr, sondern lediglich Induktionsplatten, die über diverse Organe gelegt werden. Es gibt ein paar Drähte, die mit dem somatischen Feedbacksystem verbunden sind“, – o langsame Ekstase –, „aber die führen durch natürliche Körperöffnungen, und wenn sie an Ort und Stelle sind, spürt man sie kaum noch.“
    „Diese Feedbackgeschichte – steuern Sie damit das Schiff?“
    „Genau. Zu Beginn wird eine Justierung vorgenommen, so daß … nun, solange ich mich gut fühle“ – gut! – „arbeitet jedes System des Schiffes störungsfrei. Wenn ein System von der erwarteten Leistung abweicht, fühle ich das als Übelkeit oder leichten Schmerz. Art und Intensität des Unbehagens sagen mir, welches System betroffen ist, und vermitteln mir eine Vorstellung vom Grad der Fehlfunktion. Einen Hydrogenverlust beispielsweise, bei dem der Treibstofffluß zeitweilig ungleichmäßig ist, empfinde ich als brennenden Krampf im …“ Das Bild wird weiß, ein leises Läuten ertönt. „… turn.“
    Der Präsentator grinst hinter seiner dreckigen Hand. „Ich fürchte, das wird die Zensur nicht durchlassen, Lydia.“ Sie leben in der Scheiße, und deshalb können sie nicht darüber reden? Kichern. „Das erscheint nicht sehr

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