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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Bän­ke für die Gläu­bi­gen und das große Dop­pel­kreuz, mit dem Leib auf der einen Sei­te, rei­nem Gold auf der an­de­ren.
    Bens­mil­ler wand­te sich der Sta­tue zu. Sie war auf der Er­de aus ita­lie­ni­schem Mar­mor ge­fer­tigt wor­den und stand mehr als zwei Me­ter über dem Bo­den auf ih­rem Po­dest aus Mond­fels. Un­ge­dämpft schie­nen die Ster­ne auf sie her­ab. Er konn­te sie nicht an­bli­cken, oh­ne ei­ne Gän­se­haut zu be­kom­men. Wie vie­le Li­ter Treib­stoff ha­ben dich aus den Ar­men der Er­de hier­her­ge­bracht, gu­te Frau? frag­te Kre­ski ihn im­mer und im­mer wie­der, aber Bens­mil­ler hat­te die Ant­wort dar­auf wohl­weis­lich ver­ges­sen. Kre­ski lieb­te es, sich über den Reich­tum der Kir­che aus­zu­las­sen, der da­für ver­schleu­dert wur­de, ei­ne Kir­che auf dem Mond zu bau­en, wäh­rend im ‚ver­sklav­ten Os­ten Mil­lio­nen ver­hun­ger­ten’.
    Doch die Ar­men wer­den stets bei euch sein. Das hat­te er ge­sagt, der Chris­tus. Und die Macht der Kir­che konn­te nicht im­mer bis hin­ter die Mau­ern der Un­ter­drückung ge­lan­gen. Gott wür­de für Sei­ne Ar­men Sor­ge tra­gen, so­lan­ge Sei­ne Ge­sand­ten nicht zu ih­nen vor­ge­las­sen wur­den. Ja. Der Herr wür­de sich um sie küm­mern. Kre­ski nick­te dann, nick­te und ging, im­mer noch ni­ckend, fort.
    In die­sen Au­gen­bli­cken kam sich Pa­ter Bens­mil­ler sehr klein und ir­gend­wie heuch­le­risch vor. Kre­ski war ein rie­si­ger Mann, bril­li­ant und kalt in sei­nem Wis­sen um Ma­schi­nen und Mond­tech­nik. Tho­mas Bens­mil­ler, der drit­te Sohn ei­ner Haus­frau aus In­dia­na­po­lis, dun­kel und klein, mäu­se­schnell und mäu­se­still in al­lem, was er tat, war der Her­aus­for­de­rung des Sta­ti­ons­kom­man­dan­ten nicht ge­wach­sen und schreck­te vor sei­nen schar­fen At­ta­cken zu­rück. Was hat­te ein Pries­ter auf dem Mond zu su­chen, wenn es auf der Er­de Ar­beit ge­nug gab? Bens­mil­ler blick­te sich in der un­voll­en­de­ten Kir­che um und dach­te an die Ma­schi­nen und die pul­sie­ren­de Ak­ti­vi­tät drau­ßen. Der Mensch griff nach den Ster­nen. Got­tes Ver­wal­ter, wie et­wa Mon­si­gno­re Ga­rif, hat­ten be­schlos­sen, daß das Evan­ge­li­um fol­gen soll­te. Tho­mas Bern­ber­ger war der ers­te ge­we­sen. Ga­rif hat­te ihm ver­si­chert, daß er der ers­te von vie­len sein soll­te. Es gab vie­le Men­schen wie Kre­ski auf dem Mond. Es wür­de schwie­rig wer­den.
    Gib uns dei­ne Kraft, Mut­ter. Die schlimms­ten Hin­der­nis­se hier sind nicht die Fel­sen und die Luft­lee­re.
    Die Mut­ter Got­tes lä­chel­te auf Pa­ter Bens­mil­ler her­ab, als woll­te sie sa­gen: Das ist dein Pro­blem, mein Sohn. Ich küm­me­re mich um mei­nen Teil, küm­me­re du dich um dei­nen. Bens­mil­ler muß­te lä­cheln. Was der Bild­hau­er ihr doch für ein Ge­sicht ver­lie­hen hat­te! Sie hat­te das Ge­sicht ei­nes Kar­ten­hais. Zehn As­se in je­dem ih­rer wei­ten Är­mel und hin­ter je­dem As ein Dut­zend Ge­heim­nis­se.
    Bens­mil­lers Mus­keln ver­spann­ten sich. Die Mut­ter­got­tes hat­te ge­nickt. Dann wur­de ihm klar, daß sich der Bo­den un­ter sei­nen Fü­ßen im glei­chen Au­gen­blick ab­rupt be­wegt hat­te. Es war ein kur­z­es Zu­cken ge­we­sen, plötz­lich, ver­ein­zelt, mäch­tig. In die­sem Ge­biet gab es nur sel­ten Mond­be­ben. Mond­be­ben wa­ren je­doch lang­sa­me, trä­ge Krus­ten­ver­schie­bun­gen, die kaum ein­mal gut un­ter­mau­er­te Ge­bäu­de be­ein­träch­tig­ten. Ei­ne Ex­plo­si­on! Aber wo blieb der Knall?
    Bens­mil­ler blick­te zur Er­de em­por. Der Mensch hat­te die Ge­räusche hin­ter sich ge­las­sen. Er eil­te aus der halb­vollen­de­ten Kir­che. Drau­ßen an der di­cken Stahl­wand hing ei­ne Kup­fer­plat­te, in die die Wor­te Un­se­re Lie­be Frau vom Un­end­li­chen Him­mel ein­gra­viert wa­ren.
    Gott ha­be Er­bar­men mit ih­nen, be­te­te er. Die Un­ter­druck­si­re­nen hat­ten be­reits mit ih­rem alp­traum­haf­ten Ge­heul be­gon­nen.
    Wie ein wü­ten­der Raub­vo­gel schweb­te Kre­ski über Schleu­se Sechs. Die Mo­ni­tor­schir­me der Schleu­se zeig­ten Män­ner, die drau­ßen um­her­stol­zier­ten,

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