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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Kei­ne Stun­de zu­vor hat­te Mon­si­gno­re Ga­rif über das S-Band aus Hou­ston mit ihm ge­spro­chen. Wie schon zwei­mal zu­vor in der Ver­gan­gen­heit gab es Nach­rich­ten über die stei­gen­de Zahl ame­ri­ka­ni­scher Kir­chen, die für im­mer ih­re Pfor­ten schlos­sen. Nicht aus Geld­man­gel – der Öku­me­ni­sche Rat ga­ran­tier­te je­dem Pfar­rer sein Aus­kom­men und be­müh­te sich dar­um, die Ge­bäu­de in­stand zu hal­ten. Aber es schi­en sinn­los, das Evan­ge­li­um vor lee­ren Bän­ken zu pre­di­gen.
    Sie ha­ben ih­ren Ho­ri­zont ver­lo­ren. Sie kön­nen den Him­mel nicht vom Be­ton un­ter­schei­den.
    Syn­the­ti­sche Nah­rung hat­te da­zu ge­führt, daß selbst die Al­lerärms­ten auf dem Ver­ei­nig­ten Kon­ti­nent ge­sät­tigt wer­den konn­ten. Kör­per­li­ches Lei­den durch Krank­heit und Hun­ger wa­ren sel­ten ge­wor­den. Wo wa­ren denn dann die Mas­sen, die hät­ten dank­sa­gen sol­len?
    Die Er­de schweb­te stets über der wei­ßen Schul­ter Ma­ri­as. Hilf ih­nen em­por­zu­bli­cken, Mut­ter.
    Er spür­te ein er­neu­tes Vi­brie­ren des Bo­dens. Dies­mal war es we­ni­ger hef­tig als zu­vor, und sei­ne Fre­quenz schwank­te. Kein Kran­schna­bel zeig­te sich hin­ter den Mau­ern. Bens­mil­ler er­hob sich, neu­gie­rig ge­wor­den, und klet­ter­te die ers­ten vier Spros­sen ei­ner Me­tal­lei­ter em­por, die von den Elek­tri­kern zu­rück­ge­las­sen wor­den war.
    Au­ßer­halb des Strah­lungs­ra­di­us der rie­si­gen blau­wei­ßen Nacht­lam­pen der Sta­ti­on war die Land­schaft schat­tig und un­wirk­lich. Auf der Schot­ter­stra­ße vor der Kup­pel wälz­te sich ein zehn­räd­ri­ger Tief­la­der vor­an. Sein ku­ge­li­gen Rei­fen wur­den vom Ge­wicht sei­ner block­för­mi­gen La­dung fast platt­ge­drückt. Noch mehr Schrott für die Bau­stel­le. Bens­mil­ler wuß­te nicht ge­nau, was dort ge­baut wur­de. Am En­de der pro­vi­so­ri­schen Stra­ße be­fand sich die Bau­stel­le, in der Nä­he von Kom­plex A, der aus glit­zern­den Ge­wächs­haus­kup­peln be­stand. Je­de die­ser Kup­peln war ein war­mer, gel­ber Stern­hau­fen, je­der Stern selbst ei­ne künst­li­che Son­ne über ei­nem An­bau­ab­schnitt. Das Pro­jekt hat­te ir­gend et­was mit Ener­gie­er­zeu­gung für die Ge­wächs­haus­kup­peln zu tun. Kre­ski, der Sta­ti­ons­kom­man­dant, ver­lang­te stän­dig nach Ex­pan­si­on, nach Neu­bau­ten, mit dem noch weit ent­fern­ten End­ziel ei­ner voll­kom­me­nen Selbst­ver­sor­gung der Sta­ti­on Gris­som. Je­de neue Kup­pel, je­der neue Kor­ri­dor, der sich durch den Staub von Si­nus Iri­dum schlän­gel­te, kam dem Ab­schnei­den der Ver­bin­dun­gen zu dem blau­en Pla­ne­ten, der stän­dig am Süd­him­mel zu se­hen war, nä­her.
    Zwei kä­fer­ähn­li­che Las­ter folg­ten dem Tief­la­der zur Bau­stel­le. Bens­mil­ler schüt­tel­te den Kopf und klet­ter­te wie­der hin­un­ter. Un­ten an­ge­kom­men, klopf­te er sich den Mör­tel von den Kni­en. Noch mehr Ma­schi­nen. Auf Rä­dern, auf Gleitrol­len, un­ter Kup­peln und un­ter dem Mond­bo­den, über­all wu­cher­ten sie. Und doch war das Sta­ti­ons­per­so­nal in vier Mo­na­ten um gan­ze sie­ben neue Mit­ar­bei­ter er­wei­tert wor­den. Der Pries­ter frag­te sich, warum sie die Men­schen nicht ein­fach nach Hau­se schick­ten und die Ma­schi­nen sich über die Mond­ober­flä­che aus­brei­ten lie­ßen.
    Pa­ter Tho­mas Bens­mil­ler nahm sein Schreib­brett auf und fuhr mit sei­nem Tä­tig­keits­be­richt über den Bau der Mond­kir­che fort. Der Haupt­al­tar war fast be­en­det. Die große Plat­te aus Ahorn­holz, die ers­te ih­rer Art, die je­mals über die qual­mi­gen Ne­bel der Er­de ge­stie­gen war, wür­de schon bald die Dar­stel­lung des Abend­mahls zei­gen. Sie war be­reits an ih­rer grob aus dem Mond­ge­stein ge­haue­nen Säu­le be­fes­tigt wor­den und wür­de noch die­sen Mo­nat ge­weiht wer­den. Rechts vom Al­tar stand die Kan­zel aus hol­z­ähn­li­chem Kunst­stoff. Bens­mil­ler er­wähn­te al­les und gab auf den Mehr­fach­for­mu­la­ren sei­ner Zu­frie­den­heit Aus­druck.
    Nur we­ni­ges blieb noch zu tun: an­strei­chen, Elek­tro­ar­bei­ten, die

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