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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Blech­sche­re in ei­ner Hand. Bens­mil­ler trat zu­rück, wäh­rend die Sa­ni­tä­ter den stöh­nen­den Mann da­v­on­scho­ben.
    Kre­ski warf die Sche­re ne­ben sei­nen Helm auf den Bo­den. Er wand­te sich dem Pries­ter zu, sei­ne dün­nen Ko­te­let­ten wa­ren von Schweiß­trop­fen be­netzt. „Was zum Teu­fel ist mit Ih­nen los?“
    Das röt­li­che Ge­sicht trug einen Aus­druck hek­ti­scher Wut, der Mann at­me­te im­mer noch tief und has­tig. Es war kein Ge­sicht, dem man mit Leich­tig­keit be­geg­nen konn­te. Bens­mil­ler leck­te sich die Lip­pen. „Ich bin Pries­ter. Die­se Män­ner sind mei­ne geist­li­che Auf­ga­be. Wenn sie de­pri­miert sind, trös­te ich sie. Wenn sie sich schul­dig füh­len, neh­me ich ih­nen die Beich­te ab. Wenn sie ster­ben, spen­de ich ih­nen die letz­ten Sa­kra­men­te. Das ist mein Be­ruf. Dies ist mei­ne Ge­mein­de.“
    Ir­gend­wie klang es so, als sei es über­haupt nicht das Rich­ti­ge, um es in ei­nem sol­chen Au­gen­blick zu sa­gen, aber vor Kres­kis schwit­zen­der Wut brach­te Bens­mil­ler es nicht fer­tig, hart zu sein. Kre­ski wand­te sich einen Mo­ment zur Sei­te, wisch­te et­was Schmutz aus sei­nem Ge­sicht und blick­te dann den Pries­ter mit nun­mehr ge­dämpf­tem Zorn an.
    „Wenn Sie Ih­ren Ho­kus­po­kus bei Od­ner ab­zie­hen wol­len, dann tun Sie das. Er wird Sie nicht hö­ren, aber viel­leicht füh­len Sie sich da­nach bes­ser.“ Mit sei­nem be­hand­schuh­ten Fin­ger wies Kre­ski auf den an­de­ren Ver­letz­ten, der im­mer noch auf ei­nem im­pro­vi­sier­ten Me­tall­bett am Bo­den lag. Die Sa­ni­tä­ter hat­ten ein La­ken über ihn ge­wor­fen. Bens­mil­ler beug­te sich, von ei­ner bo­den­lo­sen Furcht über­flu­tet, hin­ab und zog das La­ken bei­sei­te. Das Ge­sicht war asch­fahl, der Mund ge­schlos­sen. Ge­trock­ne­tes und trock­nen­des Blut ver­färb­ten Wan­gen und Hals. In der Brust schlug kein Puls. „Ein zehn Ton­nen schwe­rer Wär­me­tau­scher ist auf ihn ge­fal­len. Lang­sam. Sei­ne In­ne­rei­en sind nur noch ein Brei.“
    „Aber …“ Bens­mil­ler zog das La­ken wei­ter zu­rück. Er kam sich vor wie ein Lei­chen­fled­de­rer an ei­nem ge­öff­ne­ten Grab. Der Kör­per war ganz. Er schi­en nicht son­der­lich ver­letzt zu sein, kei­ne Ver­ren­kun­gen oder Ver­zer­run­gen. Aber wo die Haut durch den zer­fetz­ten Ar­beits­an­zug zu er­ken­nen war, da war das Fleisch pur­purn und schwarz. Er­drückt. Der Pries­ter zog das La­ken wie­der zu­recht, als woll­te er es über den Kopf le­gen, dann zö­ger­te er. Er blick­te Kre­ski an. Wie ein Fal­ke kreis­te der Na­me in sei­nem Kopf. Od­ner … Od­ner … Od­ner. Er schi­en nicht ein­deu­tig jü­disch zu sein, auch nicht ein­deu­tig ka­tho­lisch, über­haupt nicht ir­gend­wie ein­deu­tig. Es war nur ein Na­me und ein schmerz­blei­ches Ge­sicht, das zu ei­nem zer­schmet­ter­ten Kör­per ge­hör­te. „Was war er?“ frag­te Bens­mil­ler den Kom­man­dan­ten.
    Kre­ski blick­te ihn wü­tend an. „Ein Mensch.“ Er zog sei­ne großen grau­en Hand­schu­he aus und steck­te sie in sei­nen brei­ten Druck­an­zug­gür­tel. „Das und ein ver­dammt gu­ter Land­wirt. Das ist al­les, was ich über ihn weiß.“
    Der Pries­ter senk­te sei­nen Blick auf den Leich­nam. Er be­feuch­te­te sei­nen Dau­men und Zei­ge­fin­ger im Mund und mach­te das Kreuz­zei­chen auf der grau­en Stirn.
    „Ich tau­fe dich im Na­men des Va­ters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes.“ Va­ter, nimm Dei­nen Sohn Od­ner auf. Er war ein ver­dammt gu­ter Land­wirt.

2

    „Das kann er nicht ma­chen.“
    Cham­blen scharr­te mit den Fü­ßen und blick­te zu Bo­den. „Er kann es. Es tut mir leid, Tom, aber er kann es.“
    Bens­mil­ler lehn­te sich an das Ge­rüst, das die Sta­tue der Mut­ter Got­tes schütz­te, und blick­te sich wü­tend in der Kir­che um. Es gab noch kei­ne Bän­ke, aber die Bän­ke soll­ten so­wie­so als letz­tes kom­men. Al­le Sta­tu­en stan­den an ih­rem Ort und wa­ren im Au­gen­blick un­ver­hüllt von den ver­bor­ge­nen Vor­hän­gen, die die Kir­che auf Knopf­druck in Ein­klang mit der lu­ther­a­ni­schen Dok­trin über Hei­li­gen­bil­der brin­gen konn­ten. Es gab ei­ne

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