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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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ge­spens­ti­sche Ge­stal­ten, die sich im Ozean von ein Sechs­tel g im Schwimm­gang vor­an­be­weg­ten. Einen Au­gen­blick lang glit­zer­te die Hau­be ei­nes Krans im Licht der Nacht­lam­pen. Er kroch über das un­wirk­li­che graue Bild auf dem Schirm und war ver­schwun­den. Wei­te­re Män­ner folg­ten mit wei­te­ren Ma­schi­nen. In dem selt­sa­men Licht sa­hen Men­schen und Ma­schi­nen wie Ver­wand­te aus, Cous­ins zwei­ten Gra­des, von­ein­an­der ge­trennt durch ei­ne Dop­pel­schicht Fi­ber­glas und rah­men­den rost­frei­en Stahl. Bens­mil­lers Blick wan­der­te auf das Schild, das über ei­ner der Mo­ni­tor­kon­so­len hing und auf dem in schwar­zer An­ti­qua die Wor­te stan­den: Wir sit­zen al­le im sel­ben Boot. Er konn­te es nie ganz ver­ste­hen, die wah­re Be­deu­tung des Sat­zes nie völ­lig be­grei­fen. Ir­gend­wie kam es ihm so vor, als sag­ten die Ma­schi­nen dies. Un­ter dem Blech sind wir al­le Brü­der. Es wi­der­te ihn an. In der zwei­ten Hälf­te des zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts hat­te der Mensch im Kriegs­zu­stand mit sei­nen Ma­schi­nen ge­lebt. Jetzt, in der ers­ten Hälf­te des ein­und­zwan­zigs­ten, wur­de er selbst zu ei­ner Ma­schi­ne.
    Der öli­ge Ma­schi­nen­ge­ruch stieg ihm deut­lich in die Na­se. War dies das ers­te Ge­fecht in ei­nem neu­en Krieg?
    Ne­ben der Schleu­sen­tür war Kre­ski da­mit be­schäf­tigt, Knöp­fe zu drücken. Ei­ne ge­quäl­te Atom­bat­te­rie ver­kün­de­te, daß die Au­ßen­tür ge­öff­net wur­de. Kre­ski er­blick­te Bens­mil­ler aus dem Au­gen­win­kel und schoß her­um.
    „Bens­mil­ler, sind Sie taub? Ge­hen Sie zu­rück in Ihr Eck­chen und stel­len Sie die Luft an!“
    Der Pries­ter be­merk­te, daß Kre­ski mit Aus­nah­me des Helms in vol­ler Mon­tur war. Die Si­re­nen blie­ben im Hin­ter­grund mit ih­rem im­mer noch un­wirk­li­chen Ge­heul. Sei­ne Trom­mel­fel­le wa­ren noch nicht frei.
    „Aber wenn es Ver­letz­te gibt …“
    „Ver­dammt!“ Kre­ski lief vor Wut rot an. „Auf dem Mond ist man ent­we­der le­ben­dig oder tot. Es wä­re mir lie­ber, sie wä­ren le­ben­dig. Ach­ten Sie auf die Si­re­nen, Mann!“
    Bens­mil­ler, von dem Wut­an­fall des rie­si­gen Man­nes ein­ge­schüch­tert, wand­te sich um und ging zu­rück in den Haupt­kor­ri­dor. Die Schleu­se wälz­te mit dop­pel­ter Alarm­ge­schwin­dig­keit Luft um, die krei­schend ge­gen die wü­ten­den Pum­pen re­bel­lier­te. Der Pries­ter ver­such­te, das Ge­räusch aus­zu­schal­ten.
    Als er um die Ecke bog, stieß er auf Re­ve­rend Ar­thur Cham­blen, die an­de­re Hälf­te der Mond­mis­si­on des Öku­me­ni­schen Rats. Grau­haa­rig, in den Sech­zi­gern. Er war ein stol­zer Mann, hoch­ge­wach­sen und ma­ger, stolz dar­auf, daß er kör­per­lich für fä­hig be­fun­den wor­den war, den Stra­pa­zen der Raum­fahrt zu wi­der­ste­hen, stolz auf sein Di­plom in Astro­no­mie, das es ihm ge­stat­te­te, das klei­ne Sta­ti­ons­te­le­skop zu be­die­nen, das den Vier­hun­dert­zöl­ler un­ter­stütz­te, der sich sieb­zig Ki­lo­me­ter ent­fernt be­fand. Bens­mil­ler, des­sen Sta­ti­ons­bei­trag dar­in be­stand, daß er sich um die zahl­rei­chen La­b­or­tie­re küm­mer­te und sie ver­sorg­te, be­nei­de­te Cham­blen manch­mal. Der Mann sprach über vie­le Din­ge mit si­che­rer Be­stimmt­heit. Er be­saß einen schar­fen Ver­stand und hat­te kei­ner­lei Skru­pel, Kri­tik dort zu äu­ßern, wo er sie für an­ge­bracht hielt.
    „Er hat recht, wis­sen Sie. Tot oder le­ben­dig. Nicht viel da­zwi­schen.“
    Die Stim­me war kalt, un­be­wegt. We­ni­ger die Stim­me ei­nes Pre­di­gers als die ei­nes Phy­si­kers. Die Au­gen wa­ren ge­nau­so, fahl­blau, eis­blau, selbst­si­cher.
    „Warum ha­ben Sie sich dann nicht wie ein bra­ver Jun­ge in ih­rer Zel­le ein­ge­schlos­sen?“ Bens­mil­ler schwitz­te.
    „Ich ha­be Sie ge­sucht. Als die Si­re­nen er­tön­ten, kam al­les an­ge­lau­fen. Au­ßer Ih­nen.“
    „Mei­ne Oh­ren sind noch nicht frei.“
    „Die Si­re­nen ha­ben schon ih­ren Sinn. Ge­hen wir.“
    Mit ei­nem ge­spens­ti­schen Schnap­pen gab die in­ne­re Schleu­sen­tür nach und ver­schwand zi­schend in ih­rer Ver­scha­lung.

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