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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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ih­re wei­ße Schul­ter hat­te man ein Bün­del elek­tri­scher Ka­bel ge­wor­fen. An ih­rer Kro­ne war ein pho­to­elek­tri­scher Sen­sor be­fes­tigt wor­den.
    Son­nen­licht, Er­den­glim­mer. Das Le­ben braucht sein Licht.
    „Im Na­men des Va­ters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes …“
    Zwi­schen den schat­ten­über­zo­ge­nen Kis­ten und den Rei­hen auf­ge­türm­ter Fäs­ser dräng­ten sich sie­ben Men­schen­we­sen um ei­ne Plat­te aus Kunst­stoff­res­ten. Man hat­te ein Tuch aus fei­nem Lei­nen dar­über ge­legt. Auf der einen Sei­te des Tuchs stand der gol­de­ne Kelch, auf der an­de­ren ein klei­ner Tel­ler mit dun­kel­grü­nen Kek­sen.
    Ma­ria streck­te ih­re Ar­me aus. In je­der Hand hielt sie, mit Ei­sen­bän­dern be­fes­tigt, ein Bün­del Na­tri­um-Queck­sil­ber­lam­pen. An Sten­geln wuch­sen über­all wei­te­re künst­li­che Son­nen. Die Kup­pel vi­brier­te vor Licht.
    Ich sah ei­ne Frau, mit der Son­ne be­deckt und den Mond zu ih­ren Fü­ßen, und auf ih­rem Haupt war ei­ne Kro­ne aus zwölf Ster­nen.
    Zwölf Ster­ne. Zwölf­hun­dert Ster­ne. Zwölf­tau­send Ster­ne.
    Zwölf Bil­lio­nen Ster­ne.
    Mut­ler, es sind Dei­ne. Wir wer­den sie zu Dei­nen ma­chen.
    „Herr, er­bar­me Dich un­ser. Chris­tus, er­bar­me Dich un­ser. Herr, er­bar­me Dich un­ser.“
    Sie­ben Men­schen hiel­ten in­ne und er­in­ner­ten sich an ih­re Feh­ler. Al­le acht Se­kun­den at­me­te je­der von ih­nen ein. Das Le­ben ar­bei­te­te hier, in ih­ren Lun­gen, in ih­rem Blut, in je­der Zel­le. Sau­er­stoff zu Stick­stoff. Ener­gie. Le­ben. Herr, ver­gib uns.
    Die Ma­schi­nen summ­ten vor ei­ge­nem Le­ben. Um Ma­ri­as Schul­tern schlän­gel­ten sich Lei­tun­gen, die un­ter ei­ge­nen Zie­len beb­ten. Ih­re ei­ge­ne Spra­che spra­chen. Gas­mo­le­kü­le schweb­ten über win­zi­gen grü­nen Sten­geln. Vor ei­nem Au­gen­blick war es noch ein At­men. Das At­men ei­nes Pries­ters, ei­nes Man­nes, ei­ner Frau, ei­nes Ka­tho­li­ken und Pro­tes­tan­ten und Atheis­ten. Das At­men von sechs Hun­den und drei­hun­dert wei­ßen Rat­ten. Das letz­te At­men ei­nes Men­schen­we­sens. Ei­nes Ta­ges der ers­te Atem­zug ei­nes mond­ge­bo­re­nen Säug­lings.
    Le­ben von Le­ben, Atem von Atem. Der Tod ist nur der Ver­mitt­ler. Ma­ria öff­net die Ar­me, um die win­zi­gen grü­nen Fel­der dar­in ein­zu­schlie­ßen, die un­ter vier­zig künst­li­chen Son­nen auf che­mi­schen Bä­dern ge­dei­hen. Win­zi­ge grü­ne Scho­ten, die die ver­brauch­te Luft mit son­nen­be­schie­ne­nem Brech­ei­sen aus­ein­an­der­nah­men, ih­ren Atem zu­rück­ga­ben, ih­re Nah­rung spen­de­ten. Wie­der ge­langt die neue Luft in die Lei­tun­gen.
    Der Kreis bleibt un­ge­bro­chen.
    Wir sit­zen al­le im sel­ben Boot.
    „Dies ist mein Leib …“
    Ma­ria öff­net die Ar­me, um das Le­ben zu um­ar­men. Al­les Le­ben. Grü­nes Le­ben, tie­ri­sches Le­ben, Le­ben, das auf zwei Bei­nen geht und auf ei­nem Bein. Sie um­armt das falsche Le­ben, die sum­men­den Schal­tun­gen und em­por­ja­gen­den Ra­ke­ten.
    „Un­ser täg­li­ches Brot gib uns heu­te …“
    Denn die­se Din­ge sind not­wen­dig. Der Mensch lebt nicht vom Brot al­lein. Er braucht sei­ne Öko­sphä­re.
    „Zie­het hin, die Mes­se ist be­en­det.“ Un­se­re Ta­ge be­gin­nen, be­gin­nen erst.
    Dan­ke, Mut­ter. Hilf mir, die­se Din­ge zu ver­ste­hen.
    Auf ih­rem Haupt ei­ne Kro­ne aus zwölf Bil­lio­nen Ster­nen.

Ge­or­ge Gu­thridge Das Stille
THE QUIET

    Kua­ra, mein Sohn, die Wei­ßen ha­ben den Mond ge­stoh­len.
    Der Him­mel vor dem Fens­ter ist schwarz. Zwi­schen den Ster­nen hängt ei­ne blau­wei­ße Schei­be. Das ist die Er­de, sagt Dok­tor Ste­fan­ko. Ich kla­ge und tromm­le mit den Fäus­ten. Ich bin mit Rie­men an ein Bett ge­fes­selt. Dok­tor Ste­fan­ko drückt mir die Schul­tern her­un­ter und be­tupft mei­nen Arm. „Da du kei­ne Ru­he hal­ten willst, wer­de ich dir noch ei­ne Sprit­ze ge­ben müs­sen“, sagt sie lä­chelnd. Ich lie­ge still.
    Das ist nicht die Er­de. Die Er­de ist braun. Die Er­de ist die Ka­la­ha­ri.
    „Du bist auf dem Mond“, sagt Dok­tor Ste­fan­ko. Das er­zählt sie mir schon zum

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