Kopernikus 6
Mittelgang getrennt wurden.
Wie Tiere krochen Männer unter dem Rattennest von Magnesiumträgern herum, zogen Plastikrohre und vielfarbige Kabel hinter sich her. Das Klinken und Kratzen und Kreischen und Pochen der Kabel und Rohre verlor sich in einem hastigen und unruhigen Flüstern, das die Kuppel ausfüllte und an Bensmillers Ohren vorbeihallte, bis er dagegen anschreien wollte. Der Gestank von Schweiß und Ammoniak machte die Blasphemie greifbar, die sonst nur halb wahrzunehmen gewesen wäre. Er hätte um Trost aus der Kuppel hinaus in die ruhige, sterile Öde geblickt, doch dort waren kriechende Kräne und hüpfende Teufel in Metallanzügen dabei, neue Stromleitungen zu legen und ein neues Fusionskraftwerk in seinem erst gestern gegossenen Fundament zu verankern. Die Blasphemie war überall. Sie zwangen ihn dazu, sich in ihr zu suhlen, und er war dabei zu ertrinken.
Entlang der Wand hingen die schmalen Aluminiumleitungen, durch die bald die Luft von Pumpen, die unter dem Boden installiert waren, befördert werden würde. Alles paßte so schnell zusammen, so logisch. Es schien beinahe so, als ob die Männer in der Kuppel die Träger und Leitungen einfach nur zusammenwerfen würden. Alles paßte auf Anhieb ganz genau, schon beim ersten Versuch. Es schien überhaupt keine Mühe zu bereiten. Und doch sah Bensmiller den schmierigen Schweiß, der von ihren Gesichtern strömte, und roch ihn. Er sah die angestrengten Grimassen, die angespannten Kiefer.
Diese Arbeit … ist ihnen wichtig. Segne ihr Tun, Maria.
Schließlich blieb nur noch ein einziger Ort übrig, wo noch eine Garteneinheit eingebaut werden konnte und sich Rohre und Kabel überall in der Nähe befanden. Hastig eilte Bensmiller davon; er wollte es nicht mitansehen, wie der Altar Gottes in die gluckernden Maschinen eingestöpselt wurde.
Das Begräbnis von Odner und Beckwith fand in Schleuse Eins statt, der größten Schleuse und dem einzigen Raum, der groß genug war, um es der gesamten Stationsbesatzung zu gestatten, sich vollzählig zu versammeln. Monahan war anwesend, auf einem Chirurgiewagen, der an die medizinischen Monitoren angeschlossen war. Kurz danach brachte eine Rakete Odner zurück in die Arme der Erde, während Beckwith auf Wunsch seiner Frau auf dem Mond beerdigt wurde. Bensmiller sah zu, wie der Sarg durch eine Luke im Staub verschwand, dann flüchtete er durch die eisernen Hallengänge der Station Grissom, vorbei an Anschlagbrettern und Graffiti, um die allgegenwärtigen Maschinen herum an den einzigen Ort, wo er Geborgenheit finden konnte.
Die Plakette war abgenommen worden. Im Inneren gab es nichts als das beständige, mechanische Surren vollautomatischer Tätigkeit; die H-Kulturmannschaft hielt sich noch in der Schleuse auf. Bensmiller schreckte zunächst zurück, als er das vollendete Gewächshaus erblickte, doch dann schlüpfte er geschmeidig zwischen den schwarzen Särgen voll keimenden Lebens hindurch zu den nun merkwürdig einladenden Armen der Mutter Gottes. Menschen leben, und Menschen sterben. Der Priester vermittelt zwischen dem Leben und dem Tod. Leben kommt von Gott und kehrt zu Gott zurück. Etwas in ihm brannte bei dem Gedanken, daß dieser Weg umgebogen wurde, daß das Leben mit dem Tod, das Wachstum mit dem Zerfall, das Atmen mit dem Ersticken ernährt wurde. Wo paßte Gott in einen solchen geschlossenen Regelkreis hinein? Er berührte eines der leuchtenden grünen Blätter. Er verstand das nicht. Wenn Gott nicht hineinpaßte, dann galt dies auch für einen Priester, wenn er sich nicht selbst an die Maschinen verkaufte und sich um ihre Bedürfnisse kümmerte, während das
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