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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Mit­tel­gang ge­trennt wur­den.
    Wie Tie­re kro­chen Män­ner un­ter dem Rat­ten­nest von Ma­gne­si­um­trä­gern her­um, zo­gen Plas­ti­k­roh­re und viel­far­bi­ge Ka­bel hin­ter sich her. Das Klin­ken und Krat­zen und Krei­schen und Po­chen der Ka­bel und Roh­re ver­lor sich in ei­nem has­ti­gen und un­ru­hi­gen Flüs­tern, das die Kup­pel aus­füll­te und an Bens­mil­lers Oh­ren vor­bei­hall­te, bis er da­ge­gen an­schrei­en woll­te. Der Ge­stank von Schweiß und Am­mo­ni­ak mach­te die Blas­phe­mie greif­bar, die sonst nur halb wahr­zu­neh­men ge­we­sen wä­re. Er hät­te um Trost aus der Kup­pel hin­aus in die ru­hi­ge, ste­ri­le Öde ge­blickt, doch dort wa­ren krie­chen­de Krä­ne und hüp­fen­de Teu­fel in Me­tallan­zü­gen da­bei, neue Strom­lei­tun­gen zu le­gen und ein neu­es Fu­si­ons­kraft­werk in sei­nem erst ges­tern ge­gos­se­nen Fun­da­ment zu ver­an­kern. Die Blas­phe­mie war über­all. Sie zwan­gen ihn da­zu, sich in ihr zu suh­len, und er war da­bei zu er­trin­ken.
    Ent­lang der Wand hin­gen die schma­len Alu­mi­ni­um­lei­tun­gen, durch die bald die Luft von Pum­pen, die un­ter dem Bo­den in­stal­liert wa­ren, be­för­dert wer­den wür­de. Al­les paß­te so schnell zu­sam­men, so lo­gisch. Es schi­en bei­na­he so, als ob die Män­ner in der Kup­pel die Trä­ger und Lei­tun­gen ein­fach nur zu­sam­men­wer­fen wür­den. Al­les paß­te auf An­hieb ganz ge­nau, schon beim ers­ten Ver­such. Es schi­en über­haupt kei­ne Mü­he zu be­rei­ten. Und doch sah Bens­mil­ler den schmie­ri­gen Schweiß, der von ih­ren Ge­sich­tern ström­te, und roch ihn. Er sah die an­ge­streng­ten Gri­mas­sen, die an­ge­spann­ten Kie­fer.
    Die­se Ar­beit … ist ih­nen wich­tig. Seg­ne ihr Tun, Ma­ria.
    Schließ­lich blieb nur noch ein ein­zi­ger Ort üb­rig, wo noch ei­ne Gar­ten­ein­heit ein­ge­baut wer­den konn­te und sich Roh­re und Ka­bel über­all in der Nä­he be­fan­den. Has­tig eil­te Bens­mil­ler da­von; er woll­te es nicht mit­an­se­hen, wie der Al­tar Got­tes in die glu­ckern­den Ma­schi­nen ein­ge­stöp­selt wur­de.
    Das Be­gräb­nis von Od­ner und Beck­with fand in Schleu­se Eins statt, der größ­ten Schleu­se und dem ein­zi­gen Raum, der groß ge­nug war, um es der ge­sam­ten Sta­ti­ons­be­sat­zung zu ge­stat­ten, sich voll­zäh­lig zu ver­sam­meln. Mo­nahan war an­we­send, auf ei­nem Chir­ur­gie­wa­gen, der an die me­di­zi­ni­schen Mo­ni­to­ren an­ge­schlos­sen war. Kurz da­nach brach­te ei­ne Ra­ke­te Od­ner zu­rück in die Ar­me der Er­de, wäh­rend Beck­with auf Wunsch sei­ner Frau auf dem Mond be­er­digt wur­de. Bens­mil­ler sah zu, wie der Sarg durch ei­ne Lu­ke im Staub ver­schwand, dann flüch­te­te er durch die ei­ser­nen Hal­len­gän­ge der Sta­ti­on Gris­som, vor­bei an An­schlag­bret­tern und Graf­fi­ti, um die all­ge­gen­wär­ti­gen Ma­schi­nen her­um an den ein­zi­gen Ort, wo er Ge­bor­gen­heit fin­den konn­te.
    Die Pla­ket­te war ab­ge­nom­men wor­den. Im In­ne­ren gab es nichts als das be­stän­di­ge, me­cha­ni­sche Sur­ren voll­au­to­ma­ti­scher Tä­tig­keit; die H-Kul­tur­mann­schaft hielt sich noch in der Schleu­se auf. Bens­mil­ler schreck­te zu­nächst zu­rück, als er das vollen­de­te Ge­wächs­haus er­blick­te, doch dann schlüpf­te er ge­schmei­dig zwi­schen den schwar­zen Sär­gen voll kei­men­den Le­bens hin­durch zu den nun merk­wür­dig ein­la­den­den Ar­men der Mut­ter Got­tes. Men­schen le­ben, und Men­schen ster­ben. Der Pries­ter ver­mit­telt zwi­schen dem Le­ben und dem Tod. Le­ben kommt von Gott und kehrt zu Gott zu­rück. Et­was in ihm brann­te bei dem Ge­dan­ken, daß die­ser Weg um­ge­bo­gen wur­de, daß das Le­ben mit dem Tod, das Wachs­tum mit dem Zer­fall, das At­men mit dem Er­sti­cken er­nährt wur­de. Wo paß­te Gott in einen sol­chen ge­schlos­se­nen Re­gel­kreis hin­ein? Er be­rühr­te ei­nes der leuch­ten­den grü­nen Blät­ter. Er ver­stand das nicht. Wenn Gott nicht hin­ein­paß­te, dann galt dies auch für einen Pries­ter, wenn er sich nicht selbst an die Ma­schi­nen ver­kauf­te und sich um ih­re Be­dürf­nis­se küm­mer­te, wäh­rend das

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