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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Le­ben sei­nen ei­ge­nen Schwanz ver­tilg­te.
    „Ge­be­ne­dei­te Mut­ter, von ei­nem Ra­dies­chen­beet ver­drängt! Gott hel­fe uns!“ Er woll­te zu der Jung­frau hin­auf­bli­cken, Kraft von ihr er­hal­ten, aber er konn­te es nicht.
    Bens­mil­ler beug­te sich hin­ab und schnüf­fel­te an dem Tep­pich dicht ge­pflanz­ter Blät­ter. Die Luft dort schi­en fri­scher zu sein. Oder war das nur ei­ne Er­in­ne­rung?
    Er schritt von den Gar­ten­ein­hei­ten fort und be­gab sich an die Stel­le, wo die Kan­zel ge­stan­den hat­te. Das Com­pu­ter­ter­mi­nal gab ein sanf­tes, sum­men­des Ge­räusch von sich, wäh­rend es die Funk­tio­nen all der Ma­schi­nen re­gu­lier­te. Bens­mil­ler lach­te bit­ter in sich hin­ein. Sie ha­ben mich ent­wur­zelt und an mei­ner Stel­le ei­ne Ma­schi­ne ein­ge­pflanzt, dach­te er. An die­sem Ort, mit ei­ner sol­chen Ge­mein­de war es wohl auch das Bes­te. Er leg­te die Hän­de an bei­de Sei­ten des Ter­mi­nal­kon­troll­pults. Trä­nen, die er zu be­kämp­fen sich wei­ger­te, schos­sen her­vor und be­fin­ger­ten die lie­bes­mü­den Sei­ten sei­ner Er­in­ne­rung.
    „Das Evan­ge­li­um nach dem Hei­li­gen Lu­kas“, sag­te er und blick­te auf die schwei­gen­den grü­nen Rei­hen. „Hört das Wort Got­tes, ihr ver­damm­ten Ra­dies­chen!“
    Zwei Ta­ge lang mied Pa­ter Bens­mil­ler Cham­blen und blieb mit sei­nen Ge­dan­ken al­lein. Im­mer und im­mer wie­der ging ihm das Di­lem­ma durch den Kopf, wäh­rend er die end­lo­sen Rei­hen der Rat­ten­kä­fi­ge säu­ber­te und zu den Hun­den mit den trau­ri­gen Au­gen sprach, die ihn hin­ter ih­ren fein­ma­schi­gen Netz­git­tern an­we­del­ten. Er woll­te kämp­fen und sei­ne Fah­ne auf die Sei­te des Le­bens stel­len, doch so sehr er sich auch um­schau­te, war es ihm doch un­mög­lich, die Ge­fechts­li­ni­en aus­zu­ma­chen. Die Men­schen lie­fen durch die lee­ren Öden mit Kör­per­funk­ti­ons­mo­ni­to­ren, die stän­dig mit den Ma­schi­nen schwatz­ten, und fühl­ten sich da­durch si­che­rer. Es war schwer für ihn, das zu glau­ben. Die ar­men Hun­de wa­ren zu dumm, um die Elek­tro­den zu ver­ste­hen, die an ih­ren Schä­deln und Flan­ken mit Kle­be­band be­fes­tigt wa­ren. Sie we­del­ten, wann im­mer er ih­nen sei­ne Hand ent­bot. Das Glück be­stand le­dig­lich aus ei­ner wei­te­ren Schüs­sel Pan­zer­plat­ten-Kek­se. Er be­ob­ach­te­te Män­ner da­bei, wie sie da­mit prahl­ten, wie emp­find­lich ih­re Mo­ni­to­ren sei­en und wie voll­kom­men die Ma­schi­nen ihr Wohl­er­ge­hen be­wach­ten. Oh­ne zu be­ten frag­te er sich, ob die Men­schen je­mals wie­der oh­ne sie le­ben könn­ten. Nichts in sei­nen Bü­chern gab ihm dar­auf auch nur die Spur ei­ner Ant­wort, nein, ließ nicht ein­mal die Fra­ge zu.
    Kurz nach dem Abendes­sen­si­gnal für die B-Schicht weck­te der Sum­mer Pa­ter Bens­mil­ler aus ei­nem un­ru­hi­gen Schlaf. Er rich­te­te sei­ne Prit­sche und drück­te die Tür­klin­ke hin­un­ter. Vor dem luft­dich­ten Tür­rah­men be­fand sich ein lä­cheln­der Mann in ei­nem Roll­stuhl.
    „Tut mir leid, daß ich nicht hin­ein­kom­men kann, Pa­ter“, sag­te Mo­nahan. „Aber mei­ne Rä­der schaf­fen es nicht durch Ih­re Tür. Aber ich woll­te trotz­dem vor­bei­kom­men und Ih­nen dan­ken.“
    Bens­mil­ler lä­chel­te. Sei­ne Au­gen brann­ten ein we­nig.
    „Sind Sie si­cher, daß Sie jetzt schon auf­sein und her­um­fah­ren soll­ten?“
    Mo­nahan lach­te und klopf­te leicht auf den be­deck­ten Stum­pen, der ge­nau über sei­nem lin­ken Knie en­de­te. „Da­zu ge­hört mehr als ein feh­len­des Bein, um mich fest­zu­hal­ten. Bei ei­nem Sechs­tel g hei­len Leu­te ziem­lich schnell. Wenn ich Glück ha­be, dann kann ich nächs­te Wo­che schon auf Krücken ge­hen.“
    Das lä­cheln­de Ge­sicht, das ihn durch ei­ne weit­ge­öff­ne­te, luft­dich­te Tür an­blick­te, be­weg­te ihn einen lan­gen Au­gen­blick ent­setz­lich. „Ich wüß­te nicht, warum Sie mir dan­ken soll­ten.“
    „Kre­ski hat mir ge­sagt, daß Sie ver­sucht ha­ben, mir die Ster­be­sa­kra­men­te zu spen­den.“
    „Ich ver­ste­he.“
    „Ge­hört Mut da­zu, sich mit die­sem al­ten

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