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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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starrt auf mei­nen Un­ter­leib.
    „Ach, das wird schon gut­ge­hen. Du wirst doch ein bra­ves Mäd­chen sein, U, nicht wahr?“
    Mein Kopf nickt. Mein Herz sagt we­der ja noch nein.
    Die Rie­men sprin­gen mit lau­tem Kli­cken auf. Dok­tor Ste­fan­ko und Gai hel­fen mir auf die Fü­ße. Die Welt schwankt. Die Erd­schei­be stellt sich schräg und schwingt hin und her. Der Fuß­bo­den neigt sich in ei­ne, dann in die an­de­re Rich­tung. In mei­nen Hän­den und Fü­ßen krib­belt es. Mir wird in einen Stuhl ge­hol­fen. Es klickt wie­der. Die Tür öff­net sich mit Zi­schen, und der Stuhl schwebt hin­aus. Dok­tor Ste­fan­ko geht vor­an, Gai tapst hin­ter­her. Wir be­we­gen uns durch einen Kor­ri­dor nach dem an­de­ren. Lau­ter rech­te Win­kel. Nichts ist krumm, bis auf die Mün­der von Wei­ßen, die uns im Vor­bei­ge­hen zu­lä­cheln. Und die sind zu krumm.
    Wie­der zischt ei­ne Tür. Wir kom­men in einen kal­ten Raum. Blau­es Glas, von in­nen be­reift, er­streckt sich an bei­den Wän­den vom Bo­den bis zur De­cke. Hin­ter dem Glas ste­hen ein­ge­fro­re­ne Ge­stal­ten. Ich er­in­ne­re mich an die­sen Ort. Ich er­in­ne­re mich, wie trä­ge sich der Haß in mei­nem Her­zen an­fühl­te.
    „Kua­ra ist dort hin­ten“, sagt Dok­tor Ste­fan­ko. Ihr Atem ist weiß.
    Der Stuhl schwebt nä­her. Mei­ne Bei­ne sto­ßen an das Glas; Käl­te durch­zuckt mei­ne Knie. Der Stuhl weicht zu­rück. Ich leh­ne mich nach vorn. Durch das Glas kann ich die ge­schlos­se­nen Au­gen mei­nes Soh­nes se­hen. Sei­ne Wim­pern und Brau­en sind be­reift. Der Kopf lehnt zur Sei­te. Sei­ne Ärm­chen hän­gen her­un­ter. Trotz der Käl­te be­rüh­re ich das Glas. Gai zieht scharf den Atem ein und drückt mei­ne Schul­tern zu­rück, aber Dok­tor Ste­fan­ko legt die Hand auf Gais Hand­ge­lenk, und er läßt mich frei. Die­ses Glas gibt nach, an­ders als das an den Last­wa­gen auf dem Tsa­ma­feld. Num steigt in mir auf. Mein Herz schlägt schnel­ler. Num dringt in mei­ne Ar­me, flu­tet in mei­ne Fin­ger. „Kua­ra“, flüs­te­re ich. Wär­me brei­tet sich auf dem Glas aus. Sie bil­det einen klei­nen, un­re­gel­mä­ßi­gen Kreis.
    „So­bald du dich in dei­ner neu­en Hei­mat ein­ge­lebt hast, kommt er hier her­aus“, sagt Dok­tor Ste­fan­ko.
    Kua­ra. Wenn ich nur tan­zen könn­te. Das Num wür­de in mir sie­den. Ich könn­te Kia ma­chen. Ich wür­de die Geis­ter der Käl­te ver­scheu­chen. Du wür­dest er­wa­chen, durch das Glas tre­ten und in mei­ne Ar­me kom­men.
    Wenn es uns auch oft an Was­ser fehl­te, so wa­ren wir doch nicht un­glück­lich. Die Tsa­ma-Me­lo­nen er­hiel­ten uns am Le­ben. Es war ein großes Feld, und wenn wir spar­sam wa­ren, konn­ten wir lan­ge Zeit aus­kom­men, oh­ne zu den Was­ser­lö­chern wan­dern zu müs­sen. Die Pfan­nen Garn und Gaut­scha wa­ren von Wei­ßen und zah­men Buschleu­ten be­setzt, und ih­re Be­woh­ner, die Kung, wa­ren zum Teil ge­flo­hen, zum Teil um des Was­sers wil­len ge­blie­ben und ar­bei­te­ten jetzt auf den Far­men der Wei­ßen und aßen ih­re Nah­rung.
    Wir wa­ren elf, manch­mal auch ein oder zwei mehr. Der un­ver­hei­ra­te­te Gai war ei­ner von de­nen, die ka­men und gin­gen. Tu­ka pfleg­te zu sa­gen: „Man kann uns im­mer an drei Hän­den ab­zäh­len, aber nie an zwei oder vier Hän­den.“ Dann lach­te er. Er lach­te ei­gent­lich im­mer. Ich glau­be, er lach­te, weil es in der Nä­he un­se­rer Hei­mat, der Akam-Pfan­ne, so we­nig Wild gab. Die we­ni­gen Dui­ker und Spring­bö­cke, die frü­her über die Ebe­ne ge­zo­gen wa­ren, hat­ten das Vor­drin­gen der Wei­ßen und die Flucht der Kung ge­ro­chen und wa­ren weg­ge­lau­fen. Tu­ka lach­te, um die Lee­re aus­zu­fül­len.
    Wenn er nicht ge­ra­de Fal­len für Spring­ha­sen und Sta­chel­schwei­ne stell­te, half er mir manch­mal, Holz und Knol­len­früch­te zu sam­meln. Wir gru­ben nach Xwa-Wur­zeln und nach Koa, der tief in der Er­de ver­bor­ge­nen Was­ser­wur­zel, bis uns die Ar­me weh ta­ten. Manch­mal schlu­gen wir auch mit Stö­cken auf den Na-Baum ein, daß die sü­ßen Bee­ren ab­fie­len, und dann jag­te mich Tu­ka im­mer rund­her­um und lach­te und kreisch­te wie ein Ir­rer. Zu sol­chen Zei­ten frag­te ich mich manch­mal,

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