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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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ha­ben.

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    Max’ letz­te Ta­ge be­gan­nen in Mo­ses Park an der neu­en Tri­bo­rough Flug­bahn. Wir be­rich­te­ten ge­ra­de über den ers­ten der Gen­spleiß-Kra­wal­le, per Di­rekt­la­ser aus un­se­rer Pan­zer­ka­bi­ne in der Süd­bronx. Kann man das Stand­bild ver­ges­sen, das die Nach­rich­ten­bän­der aus­strahl­ten, wäh­rend die Sto­ry ab­lief? D EMONS­TRAN­TEN R UFEN „V ER­DAMM­TER M ORD “ U ND P RO­TES­TIE­REN G EGEN O PTI­MAL­GE­BURTS­GE­SETZ . Es hat den Stand­pho­to-Pu­lit­zer für 2021 ge­won­nen, mit dem Un­ter­ti­tel: Ei­ne ver­zwei­fel­te Mut­ter schleu­dert ihr gen­ge­schä­dig­tes Kind den Re­prä­sen­tan­ten der Bun­des­ge­sund­heits­be­hör­de ent­ge­gen, die ihr kei­ne Un­ter­stüt­zung ge­währ­ten. Nach dem neu­en Op­ti­mal­ge­burts­ge­setz gibt es kei­ne Bun­des­mit­tel für das Gen­splei­ßen von Fa­mi­li­en, die Emp­fän­ger Na­tio­na­ler Wohl­fahrts­mar­ken sind.
    Wäh­rend das Ba­by noch flog, war­te­te Max ab, einen Herz­schlag, einen wei­te­ren, und schätz­te eu­re Stim­mung ein. Die Schwe­bel­in­se folg­te dem ge­quäl­ten Kind. Ich gab euch ein Bild von ei­ner er­starr­ten Mut­ter, ihr ei­ge­nes Kind fest­hal­tend und wie ge­lähmt von dem, was so­eben ge­sche­hen war. Und Max fühl­te eu­ren Haß. Ich glau­be, er woll­te ir­gend­wie den Kra­wall dämp­fen. Der Vor­sa­ger schrieb Skript­zei­len, falls er wel­che ha­ben woll­te: „Ent­setz­lich“, konn­te er sa­gen, „aber wer kann es ihr ver­übeln? Gif­ti­ge Ab­fäl­le, die vor fünf­zig Jah­ren ver­gra­ben wur­den, ha­ben ih­ren Sohn ver­krüp­pelt. Die Bun­des­re­prä­sen­tan­ten nen­nen sie ei­ne Wohl­fahrts­sch­lam­pe und ver­sa­gen ihr die Un­ter­stüt­zung.“
    Aber wen habt ihr denn ge­haßt? Nicht die Bun­des­be­am­ten oder die Fir­men, die den Dreck ver­gra­ben hat­ten. Sie wa­ren un­er­reich­bar, al­so seid ihr um­ge­schwenkt. Die Wohl­fahrts­sch­lam­pe habt ihr ge­haßt. Statt des­sen las Max den Al­ter­na­tiv­text: „Wie viel, wie lan­ge, wie vie­le sol­len wir noch be­zah­len?“
    Auf das Kinn der Mut­ter mal­te ich Spei­chel. Ich gab ihr ein Ge­sicht von Aus­schwei­fung und Sün­de. Ich spür­te eu­re Stim­mung und mach­te Max für die zwei Me­ga­dol­lar, die mir die CBA im Jahr be­zahl­te, recht­schaf­fen.
    „Ei­ne Schlam­pe“, sag­te Max. Und ihr habt ihm zu­ge­stimmt. Max nahm eu­re Er­mun­te­rung auf und zog euch hö­her. „Ein Un­ge­heu­er“, sag­te Max, „ein Wohl­fahrtspa­ra­sit.“ Sein Ge­sicht wur­de rot, so daß ich sein chro­ma­ti­sches Ge­wicht zwei­mal in zehn Se­kun­den ver­än­dern muß­te.
    Durch die Schwe­bel­in­sen saht ihr, wie die Bul­len ih­re Neu­ro­peit­schen schwan­gen. Ihr habt Max ge­fühlt, wie er lang­sam, er­stickt at­me­te, und ihr fuhrt die Röh­re, als wür­det ihr auf dem Bu­ckel ei­nes sich auf­bäu­men­den Syn­thop­ferds sit­zen. Zwei und drei­vier­tel Top­zeit­mi­nu­ten lang war ich zitt­rig. Ich kämpf­te, wäh­rend der von Max an­ge­heiz­te Kra­wall an­schwoll. Und als die Niel­sen-Zah­len hoch­schäum­ten und als Mor­rie Bloom sei­nen Stolz, sei­ne Freu­de über das In­ter­phon durch­summ­te, sah ich, wie sich Max au­ßer Kon­trol­le lall­te.
    Ali­cia war auf­ge­stan­den, ih­re Hand lag auf mei­nem Arm; Max’ un­ge­schmink­tes Ge­sicht wur­de schlaff. Ich sag­te: „Mor­rie, leck mich am Arsch, hier hört die Rei­ße auf!“ Und ich schal­te­te das Ge­fühls­feld auf Null und wisch­te Max Todd von den Nat­Sat-Nach­rich­ten weg.
    Hin­ter Man­hat­tan ging ei­ne ver­quol­le­ne Son­ne un­ter und färb­te den zer­tram­pel­ten Schnee in Mo­ses Park blu­tig. Nat­Sat-Nach­rich­ten über­tru­gen die Sze­ne mit Me­ri­lee Dorn in der Zug­ei­sen­ka­bi­ne. Wand­groß und kör­nig wur­de die Nach­rich­ten­sen­dung am Bild­schirm des Bü­ros ab­ge­spielt. Max saß dort, die Hän­de zwi­schen den Kni­en her­ab­hän­gend. Sei­ne Au­gen wa­ren halb ge­schlos­sen und schläf­rig.
    Mor­rie Bloom fauch­te mich an: „Du hat­test kein Recht da­zu, kei­ner­lei Be­fug­nis! Du hat­test kei­ne Ge­neh­mi­gung, ihn mit­ten in ei­ner Sen­dung aus­zu­wi­schen!“ Wie ein fet­ter

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