Kopernikus 6
abgeschlossen.“
„Befinden sich die Sprengladungen noch immer an Ort und Stelle?“ fragte Kollert.
„Soweit ich weiß, ja“, erwiderte der Geschel.
„Kann man sie jetzt auslösen?“
„Weiß ich nicht. Wer immer den Abbau überwachte, hätte sie zum Schutz seiner Leute entschärfenmüssen – aber schließlich hätte man auch die Reaktionsmasse beseitigen sollen. Wer kann es also sagen? Der Bericht ist noch immer streng geheim.“
Und wird es auch bleiben, dachte Kollert. „Wenn sie nicht entschärft wurden, wie kann man sie jetzt auslösen? Was würde geschehen, wenn man sie auslöste?“
„Jede Sprengladung enthält ein kompliziertes Kommunikationssystem. Es war geplant, sie durch verschlüsselte Signale auszulösen, und sie könnten möglicherweise noch immer ausgelöst werden. Bestimmt, wenn wir den Kode hätten. Natürlich sind auch diese Kodes streng geheim.“
„Was würde geschehen?“ Kollert verlor die Geduld mit dem Geschel.
„Ich glaube nicht, daß die Sprengladungen je endgültig eingestellt wurden. Alles hängst davon ab, wie die Grobeinstellung erfolgte. Falls sie nicht stimmt oder falls man die endgültigen Ergebnisse der geologisehen Untersuchungen nicht berücksichtigt hat, könnte Psyche in Stücke zerbersten. Wenn sie aber stimmt, wird der vorgesehene Zweck erfüllt, und es werden Felskammern eingesprengt. Jede Kammer wäre an die fünfzehn Kilometer lang und dürfte einen Durchmesser von zehn Kilometer haben.“
„Welche Auswirkungen hätte die eventuelle Explosion des Asteroiden auf unsere Lage?“
„Statt mit dem Einschlag einer zusammenhängenden Masse hätten wir es mit einer Wolke zu tun, mit Trümmern von zwanzig bis dreißig Kilometern und noch kleinerem Durchmesser.“
„Wäre das günstiger?“ fragte Kollert.
„Sir?“
„Wäre ein Zusammenprall mit einer solchen Wolke besser als der Einschlag eines einzigen Felsens?“
„Glaube ich nicht. Der Unterschied ist ziemlich unerheblich – auf jeden Fall käme es zu tiefgreifenden Veränderungen auf der Erdoberfläche, und nur wenige Lebensformen würden überleben.“
Kollert wandte sich seinem Sekretär zu. „Befehlen Sie ihnen, eine Leitung zu Giani Turco herzustellen.“
Die Verbindung wurde eingerichtet. Bis dahin versuchte Kollert, aus den Zahlen des Geschel-Fachmanns klug zu werden. In Mathematik war er sehr gut, aber in den letzten sechzig Jahren wichen viele der in Physik und Chemie verwendeten Symbole von denen in Biologie und Psychologie ab. Für Kollert war die Geschel-Mathematik verwirrend verfilzt und unverständlich.
Als sich Turco in dem Würfel vor ihm zeigte, legte er das Stück Papier beiseite. Ein paar Störgeräusche im Hintergrund wurden unterdrückt, und ihr Bild zeigte sich klar. „Ser Turco“, sagte er.
„Ser Farmer Kollert“, erwiderte sie ein paar Sekunden später. Ein Piepton kündigte das Ende der Übertragung von einer Seite an. Sie klang müde.
„Sie handeln sehr unklug.“
„Ich habe eine Liste von Forderungen“, erwiderte sie.
Kollert lachte. „Sie klingen wie der Allerbeste in Person, Ser Turco. Die Taktik, den Stier bei den Hörnern zu packen. Nun, das wirkt nicht immer, nicht einmal bei ihm.“
„Ich möchte, daß die Öffentlichkeit – Geschel wie Naderiten – erfährt, warum das Projekt Psyche sabotiert wurde.“
„Es wurde nicht sabotiert“, warf Kollert ruhig ein. „Es lieferte den bedauerlichen Beweis, daß Menschen nicht unter Bedingungen leben können, die sich zu sehr von denen auf der Erde unterscheiden.“
„Fragen Sie die auf dem Mond!“ sagte Turco bitter.
„Der Mond hat eine weitaus stärkere Anziehungskraft als Psyche.
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