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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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aus­ge­bil­det.
    Das war ihr schwa­cher Punkt. Die Bom­ben konn­ten von ih­rem Stand­ort aus nicht ent­schärft wer­den. Sie konn­ten von ei­nem Schiff aus­ge­löst wer­den, das längs der Tun­ne­lach­se flog, aber bis­lang war kei­nes da. Bis da­hin wür­den un­ge­fähr wei­te­re zwölf Stun­den ver­ge­hen, und dann wür­de kei­ne Zeit mehr blei­ben. Hof­fent­lich wa­ren bis da­hin al­le Ver­hand­lun­gen ab­ge­schlos­sen.
    Sie woll­te ver­zwei­felt aus dem An­zug her­aus. Die Ka­the­ter und Scha­len juck­ten hef­tig, und sie kam sich wie ein in Wol­le ein­ge­wi­ckel­ter Klum­pen Ta­pe­zierer­kleis­ter vor. Vor An­stren­gung und we­gen der Schweiß­an­samm­lung auf den Li­dern ta­ten ihr die Au­gen weh. Kam es in ei­nem ent­schei­den­den Au­gen­blick zu ei­ner hef­ti­gen Rei­zung, konn­te ihr das Är­ger ein­brin­gen. So oder so muß­te sie sich et­was rei­ni­gen – und es gab kei­ne Mög­lich­keit da­für, au­ßer sie ris­kier­te es, sich dem zu­rück­ge­blie­be­nen Gift aus­zu­set­zen. Ein paar Mi­nu­ten lang stand sie un­si­cher schwan­kend da, dann seufz­te sie und schlug sich mit der be­hand­schuh­ten Hand­flä­che auf den Schen­kel. „Ich bin mü­de“, sag­te sie im­mer wie­der durch die Lip­pen. „Ich kann nicht klar den­ken.“
    Sie blick­te zum Com­pu­ter hin. Es gab ei­ne Lö­sung, doch sie konn­te sich nicht dar­auf kon­zen­trie­ren. „Los, Mäd­chen. So ein­fach ist das. Aber was ist es?“
    Die Dro­ge hat­te mög­li­cher­wei­se ei­ne be­grent­ze Wir­kungs­dau­er – für den Fall, daß der Ne­xus spä­ter et­was mit Psy­che an­fan­gen woll­te. Aber wie be­grenzt? Auf zehn Jah­re? Sie glucks­te grim­mig. Sie hat­te die Am­pul­le und ih­re kryp­ti­sche che­mi­sche Be­schrif­tung. War im Com­pu­ter ei­ne ärzt­li­che En­zy­klo­pä­die ein­pro­gram­miert?
    Sie schloß sich neu­er­lich an die Kon­so­le an. „PDR“, sag­te sie. Der Schirm blieb ein paar Se­kun­den lang leer. Dann sag­te er: „Be­reit.“
    „Iro­pen­ta­pho­nat“, sag­te sie. „Zwei-sie­ben-Di­bol­ten.“
    Der Bild­schirm druck­te die be­tref­fen­den Da­ten aus. Sie such­te ei­ne gan­ze Mi­nu­te lang in dem tech­ni­schen Irr­gar­ten her­um, be­vor sie das Ge­such­te fand. „Ef­fek­ti­ve La­ger­fä­hig­keit vier Mo­na­te und zwei Ta­ge, ge­rech­net ab Er­zeu­gungs­da­tum.“ Da hat­te sie es.
    Sie prüf­te neu­er­lich die Luft – sie war ab­ge­stan­den, aber atem­bar –, dann lös­te sie den Helm. Ein blo­ßer Knö­chel am Au­ge fühl­te sich wun­der­bar an.
    Die klei­ne Vor­hal­le in der Sta­ti­on Ba­ja war nett mö­bi­liert und sehr be­quem, aber mehr für Ge­schels als Na­de­ri­ten ein­ge­rich­tet – grel­le statt na­tür­li­che Far­ben, ab­strak­te Ge­mäl­de der me­cha­nis­ti­schen Rich­tung, mo­der­nis­ti­sche Mö­bel. Auf Kol­lert wirk­te sie et­was de­pri­mie­rend. Sein Ge­gen­über hat­te die letz­ten fünf Mi­nu­ten nichts ge­sagt, son­dern sah einen Stoß Pa­pie­re durch.
    „Wer hat das au­to­ri­siert?“ frag­te der Mann.
    „Der He­xa­mon-Ne­xus, Herr Prä­si­dent.“
    „Aber von wem stammt der Vor­schlag?“
    Kol­lert zö­ger­te. „Vom Be­ra­ten­den Ko­mi­tee.“
    „Wer hat es dem Ko­mi­tee vor­ge­schla­gen?“
    „Ich.“
    „Auf­grund wel­cher Au­to­ri­tät?“
    „Es ging völ­lig le­gal zu“, sag­te Kol­lert ent­schul­di­gend. „Der­ar­ti­ge Hand­lun­gen wer­den vom Not­stands­ge­setz, Ge­heimab­schnitt 14, ge­deckt.“
    Der Prä­si­dent nick­te. „Sie ist al­so an den Rich­ti­gen ge­kom­men, als sie nach Ih­nen ver­lang­te. Ich fra­ge mich nur, wo­her sie ih­re In­for­ma­tio­nen hat. Nichts von al­le­dem kann über den Rund­funk ver­brei­tet wer­den – warum hat man es ge­macht?“
    „Es gibt ei­ne An­zahl von Grün­den, dar­un­ter fi­nan­zi­el­le …“
    „Wel­cher Art? Das Un­ter­neh­men wur­de haupt­säch­lich vom Mond fi­nan­ziert. Die Er­de hat­te viel­leicht einen fünf­pro­zen­ti­gen An­teil, al­so kein ent­schei­den­des In­ter­es­se – und es gab kei­ne Ver­bin­dung mit ra­di­ka­len Ge­schel-Grup­pen, da­her auch kei­ne Ver­bin­dung mit Ab­schnitt 14 über re­vo­lu­tio­näre

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