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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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blink­te hell­rot, was zu be­deu­ten hat­te, daß der An­ruf über einen Ver­zer­rer ging.
    Kol­lert saß ein paar Se­kun­den lang ganz still da. Es be­stand kei­ne Not­wen­dig­keit, Un­gläu­big­keit zu heu­cheln. Krup­kin war in kei­ner Po­si­ti­on, daß er sich sol­che Scher­ze hät­te er­lau­ben dür­fen. Aber die Un­ge­heu­er­lich­keit des Ge­sag­ten – und der Drang, es ihm nicht zu glau­ben, trotz der Per­son des Nach­rich­ten­über­brin­gers – lähm­ten Kol­lert für un­ge­wöhn­lich lan­ge Zeit. Er fuhr sich mit der Hand durch das glat­te blon­de Haar.
    „Kol­lert“, sag­te Krup­kin. „Sie se­hen aus, als hät­ten Sie einen Hieb mit dem Beil ab­be­kom­men.“
    „Spricht sie die Wahr­heit?“
    Krup­kin schüt­tel­te den Kopf. „Nein, Kol­lert, Sie ver­ste­hen nicht. Sie rühmt sich die­ser Er­run­gen­schaf­ten nicht. Bis­lang hat sie kein Wort da­von ge­sagt. Sie möch­te bloß mit Ih­nen spre­chen. Un­se­re Ra­dar­sta­tio­nen zei­gen uns aber, daß es kei­nen Zwei­fel gibt. Ich ha­be mit dem Of­fi­zier ge­spro­chen, der die letz­te In­spek­ti­on be­feh­ligt hat. Er be­haup­tet, daß in den Po­si­ti­ons­mo­to­ren des Beck­man-An­triebs ge­nü­gend Mas­se üb­rig war, um den As­te­roi­den …“
    „Das ist un­glaub­lich! Es wur­den kei­ne Vor­keh­run­gen ge­trof­fen? Die Mas­se wur­de nicht ab­ge­las­sen oder der­glei­chen?“
    „Ich bin kein Ge­schel, Far­mer. Mei­ne Tech­ni­ker er­klä­ren mir, daß die Mas­se auf Psy­che blieb, weil es meh­re­re hun­dert Mil­lio­nen ge­kos­tet hät­te …“
    „Das be­rührt uns jetzt nicht mehr. Mö­gen sich die Jour­na­lis­ten dar­über den Kopf zer­bre­chen, falls sie da­von Wind be­kom­men.“ Er blick­te auf und be­merk­te, daß Ge­sti­na noch im­mer in der Flü­gel­tür stand. Er hob die Hand, um ihr mit­zu­tei­len, daß sie blei­ben sol­le, wo sie war. Sie muß­te ihn im Haus ge­gen die Um­welt ab­schir­men, bis die gan­ze Sa­che vor­bei war.
    „Sie kom­men?“
    „Wel­ches Zen­trum?“
    „Spielt das ei­ne Rol­le? Sie geht nicht sehr dis­kret vor. Ih­re Bot­schaft ist auf der gan­zen Halb­ku­gel zu hö­ren, und es gibt Hun­der­te von Ab­hör­sta­tio­nen, die mit­hö­ren kön­nen. Meh­re­re da­von un­ter­lie­gen nicht un­se­rer Kon­trol­le. So­bald je­mand die Quel­le fest­stellt, ist die Ge­schich­te klar. Am ein­fachs­ten, Sie be­ge­ben sich zur Sta­ti­on Ba­ja. Me­xi­ko hat al­le ein­schlä­gi­gen Ab­kom­men un­ter­zeich­net.“
    „Ich ma­che mich jetzt auf“, er­wi­der­te Kol­lert. Krup­kin nick­te, und der Wür­fel er­losch.
    „Wo­von re­det er?“ frag­te Ge­sti­na. „Was ist Psy­che?“
    „Ein Fels­bro­cken, mei­ne Lie­be“, ent­geg­ne­te er. Ih­re Be­ga­bun­gen la­gen auf an­de­ren Ge­bie­ten – sie war nicht dumm. Selbst für ei­ne Na­de­ri­tin wuß­te sie je­doch we­nig über al­les, was jen­seits der Er­de lag.
    Er be­gann, die Re­geln für ih­re Be­we­gun­gen zu pla­nen, über­leg­te es sich aber und sag­te nichts. Wenn Krup­kin recht hat­te – und er hat­te si­cher recht –, dann be­stand kei­ne Not­wen­dig­keit da­zu. Wenn al­les gut aus­ging, wür­den die po­li­ti­schen Aus­wir­kun­gen un­ge­heu­er sein. Er konn­te als Gou­ver­neur des Pults, selbst als Prä­si­dent des He­xa­mons kan­di­die­ren.
    Und falls es nicht gut aus­ging, spiel­te es kei­ne Rol­le, wo sich je­mand auf­hielt.
    Tur­co saß in­mit­ten des Steu­er­zen­trums ih­res Groß­va­ters und wein­te. Sie war mü­de und hat­te Herz­be­schwer­den. Al­les lief jetzt so schnell ab, daß sie sich frag­te, ob sie noch nor­mal war. In ein paar Stun­den wür­de sie die ärgs­te Be­dro­hung sein, die die Er­de je ge­kannt hat­te, und wo­für? Um der Wahr­heit, der Ge­rich­tig­keit wil­len? Sie hat­ten ih­ren Groß­va­ter er­mor­det, den Ruf ih­res Va­ters zer­stört und ihn in den Selbst­mord ge­trie­ben – aber al­le sie­ben Mil­li­ar­den von ih­nen, Ge­schels wie Na­de­ri­ten glei­cher­ma­ßen?
    Sie wuß­te nicht, ob sie bluff­te oder nicht. Psy­ches Fall ließ sich noch im­mer steu­ern, und sie ver­ließ sich dar­auf, daß sie nie die Er­de tref­fen wür­de. Selbst wenn sie ver­lor und

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