Kopernikus 6
Gipfel unterging, und fragte sich vage, ob dieser Akt vielleicht eine gewisse Symbolik in sich barg. War nicht die Kernfusion die Energiequelle der Sonne? Er lächelte. Derlei fiel ihm höchst selten ein; vielleicht würde dies einen Geschel-Techniker amüsieren.
In zwei Tagen würde ein von ihm beauftragtes Team von Geschel-Wissenschaftlern die Kraftwerke besuchen und ihm Bericht erstatten. Er würde dann dem Pult seinen Bericht erstatten und als Vermittler für die unweigerlich umständliche, elitäre Sprache fungieren, deren sich die Geschel-Wissenschaftler bedienten. Auf diese Weise, durch die Einschaltung von Beratern überall in der Welt, hatten die Naderiten die Aufsicht über die Erzeugung der Geschel-Energie. Durch ihre Darlehen und Kapitalkontrollen hatten seine Leute die Welt einst vor dem technologischen Overkill gerettet, aber der Kampf ging noch immer weiter – ein Krieg gegen einige dunkle Neigungen der Menschheit.
Er trank seinen abendlichen Fruchtsaft aus und holte eine Schachtel Schreibutensilien aus einer Lade im Verandaschreibtisch. Die Berichte über die Energieverbrauchsbilanz des letzten Monats mußten aufgrund neuer Schätzungen überarbeitet und korrigiert werden. Er erledigte diese Arbeit gerne persönlich, anstatt sie der literarischen Computerpersönlichkeit zu überlassen. Es wirkte entsprannend auf ihn, wenn er etwas von Hand tat. Er schrieb auf einer positiven Rückkopplungsplatte, und die von ihm flüchtig hingeworfenen Buchstaben formten sich automatisch zu Druckschrift. Die Zunge hatte er zwischen den Lippen, die Augenbrauen waren vor Freude gerunzelt.
„Entschuldige, Farmer.“ Seine Ur-Frau Gestina stand in der Flügeltür, die auf die Veranda führte. Sie war noch immer so schlank wie damals, als er sie geheiratet hatte, trotz fünfzehn Jahren und zwei Kindern.
„Ja, cara, was gibt es?“ Er zog die Zunge ein und befahl der Tafel, das Geschriebene zu speichern.
„Josef Krupkin.“
Kollert stand so rasch auf, daß er den Metallsessel umwarf. Er eilte an seiner Frau vorbei ins Eßzimmer, ließ sich mit dem ganzen Gewicht in einen Sessel fallen und zog den Kristallwürfel auf der Alabastertischplatte heran. Der Würfel stellte das Bild genau auf den richtigen Sichtwinkel ein, und Krupkin erschien.
„Josef! Welche Überraschung.“
„Ja“, meinte Krupkin. Er war ein kleiner Mann mit eng zusammenstehenden Augen und gewelltem schwarzem Haar. Im Vergleich zu Kollerts Massigkeit war er gewandt – aber dreißig Jahre hinter einem Schreibtisch hatten ihm das gewöhnliche Aussehen eines Hexamon-Abteilungsleiters verliehen. „Haben Sie je von Giani Turco gehört?“
Kollert dachte einen Augenblick lang nach. „Nein. Warten Sie – Turco. Irgendeine Verwandtschaft mit Kimon Turco?“
„Die Tochter. Kalifornien sollte seine radikalen Geschels besser im Auge behalten, nicht wahr?“
„Kimon Turco hat auf dem Mond gelebt.“
„Aber sie wohnte in Ihrem Bereich.“
„Na gut. Was ist mit ihr?“ Kollert wurde allmählich unbehaglich zumute. Krupkin liebte selbst in wichtigen Situationen die Umständlichkeit, und wenn er ihn zu solch einer Stunde daheim anrief, hatte dies zu bedeuten, daß sich etwas Wichtiges ereignet hatte.
„Sie ruft Sie an. Sie will nur mit Ihnen reden, mit sonst niemandem. Sie akzeptiert keinen anderen. Nicht einmal Präsident Praetor.“
„Verstehe. Wo steckt sie? Was hat sie angestellt?“
„Es ist ihr gelungen, Psyche in Betrieb zu nehmen. In den Beckman-Motoren war noch genügend Reaktionsmasse vorhanden, um den Asteroiden auf eine Kollisionsbahn mit der Erde zu bringen.“ Die linke Seite des Würfels
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