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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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zum Über­le­ben viel zu na­he. Wis­sen Sie, ein paar Re­gie­run­gen spä­ter hät­te man viel­leicht al­les in Ord­nung ge­bracht. Po­li­ti­ker ster­ben, oder sie flie­gen aus dem Amt – so­gar Na­de­ri­ten. Ich be­haup­te, Sie ha­ben ei­ne schö­ne Be­sche­rung an­ge­rich­tet. Wer­den Sie glück­lich, Tur­co.“
    Er schal­te­te zor­nig ab und kon­zen­trier­te sich auf die Pro­gram­mie­rung der An­nä­he­rung.
    Far­mer Kol­lert war im Ses­sel zu­rück­ge­sun­ken, die Au­gen ge­schlos­sen, aber noch im­mer wach. Mit hal­ber Auf­merk­sam­keit horch­te er auf die Ge­räusche im Kon­troll­raum. Je­mand klopf­te ihm auf die Schul­ter, daß er zu­sam­men­fuhr, dann rich­te­te er sich hef­tig im Sitz auf.
    „Ich muß­te bei dir sein, Far­mer.“ Ge­sti­na stand über ihn ge­beugt, ein ner­vö­ses Lä­cheln ließ ih­re Wim­pern her­vor­tre­ten.
    „Man hat mich her­ge­bracht, da­mit ich bei dir bin.“
    „Warum?“ frag­te er.
    Ih­re Stim­me zit­ter­te, als sie ant­wor­te­te:
    „Weil un­ser Haus zer­stört wur­de. Ich ent­kam ge­ra­de noch recht­zei­tig. Was ist los, Far­mer? Warum wol­len sie mich um­brin­gen? Was ha­be ich ge­tan?“
    Der Of­fi­zier, der ne­ben ihr stand, hielt ihm ein Stück Pa­pier ent­ge­gen. Kol­lert griff da­nach. In ei­nem hal­b­en Dut­zend He­xa­mon-Zen­tren war es zu Aus­brü­chen von Ge­walt ge­kom­men, und un­zäh­li­ge Be­am­te hat­ten eva­ku­iert wer­den müs­sen. Die Ge­schels wa­ren nicht die ein­zi­gen, die sich dar­an be­tei­lig­ten – Na­de­ri­ten al­ler Klas­sen schie­nen die Ent­rüs­tung und die Wut über die Er­eig­nis­se zu tei­len. Die Aus­brü­che wa­ren nicht or­ga­ni­siert – und das war noch be­denk­li­cher. Wel­che Ge­rüch­te auch im­mer auf der Ge­rüch­te­bör­se her­um­schwir­ren moch­ten, die Leu­te rea­gier­ten scharf.
    Ge­stinas große Au­gen be­trach­te­ten ihn oh­ne Ver­ständ­nis, ge­schwei­ge denn mit Mit­ge­fühl. „Ich muß­te bei dir sein, Far­mer“, wie­der­hol­te sie. „Ich durf­te nicht blei­ben.“
    „Ru­he bit­te“, sag­te ein an­de­rer Of­fi­zier. „Es kom­men wei­te­re Sen­dun­gen her­ein.“
    „Ja“, er­wi­der­te Kol­lert. „Ru­he. Das ist es, was wir woll­ten. Ru­he und Frie­den und Nor­ma­li­tät. Si­cher­heit für zu­künf­ti­ge Ge­ne­ra­tio­nen.“
    „Ich glau­be, daß große Er­eig­nis­se be­vor­ste­hen“, sag­te Ge­sti­na. „Was ist los?“
    Por­ter über­prüf­te neu­er­lich die Ori­en­tie­rung, er­rich­te­te die Sichtschir­me und stell­te den Pro­zes­sor so ein, daß er das ko­dier­te Si­gnal aus­sand­te. Oh­ne merk­li­chen Über­gang be­för­der­te ihn der Schiffs­an­trieb aus dem Ex­plo­si­ons­ge­biet der Teil­chen.
    Gia­ni Tur­co be­ar­bei­te­te die Schleu­se­n­e­cke mit ei­nem fla­chen Stück Me­tall, das sie aus ih­rem Rücken­be­häl­ter her­aus­ge­bro­chen hat­te. Die schar­fe Kan­te paß­te ge­ra­de in die Ver­tie­fung, und durch Sto­ßen und Zwän­gen hat­te sie die Tür einen hal­b­en Zen­ti­me­ter auf­be­kom­men. Der Eva­kua­ti­ons­me­cha­nis­mus war nicht ein­ge­schal­tet wor­den, wes­halb ei­si­ge Luft aus dem Spalt zisch­te, was die Ar­beit dop­pelt er­schwer­te. Über dem Ja­nacki-Pol ging der Mond auf.
    Tief un­ter ihr fin­gen sie­ben vor­aus­be­rech­ne­te, aber un­über­prüf­te Spreng­la­dun­gen, die auf mas­si­ven Be­fes­ti­gun­gen in Kam­mern ruh­ten, zu sur­ren an. Vier Pro­zes­so­ren über­prüf­ten die zeit­li­che Ab­stim­mung, und bei Er­rei­chen der Gleich­zei­tig­keit wur­den die Si­cher­heits­ab­schir­mun­gen ge­öff­net.
    Sechs der La­dun­gen gin­gen so­fort los. Die sie­ben­te kam zehn Tau­sends­tel­se­kun­den zu spät, und ih­re Spreng­wir­kun­gen wa­ren ge­dämpft, weil der Be­häl­ter vor­zei­tig schmolz. Die Teil­chen­schock­wel­le ström­te durch die Bohr­lö­cher hin­aus, die jetzt Druck­ent­las­tungs­ven­ti­le wa­ren, und bil­de­te einen lan­gen Flam­men­hals mit ei­nem Schwanz aus Feu­er und io­ni­sier­ten Teil­chen, die sich un­auf­halt­sam tau­send Ki­lo­me­ter weit aus­dehn­ten, ehe sie zer­gin­gen. Der Aus­stoß vom Vlas­seg-Pol war dün­ner und

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