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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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In­di­zi­en, aber sie wa­ren nicht halt­los.
    Sie schloß Raum­an­zug und Helm und trat wie­der vor die Bla­se hin­aus, bloß um ein paar Mi­nu­ten lang die Ster­ne se­hen zu kön­nen. Der blei­graue Fel­sen un­ter ih­ren Fü­ßen war vom äo­nen­lan­gen Auf­prall von Mi­kro­me­teo­ri­ten zer­furcht. Meh­re­re Ki­lo­me­ter lan­ge Ril­len zeug­ten vom schlei­fen­den Auf­prall an­de­rer As­te­roi­den, von de­nen je­der auf der Er­de ei­ne Rie­sen­ka­ta­stro­phe aus­ge­löst hät­te. Die Er­de war schon frü­her ge­trof­fen wor­den, auch von Stücken, die so groß wie Psy­che wa­ren – zwar nicht sehr häu­fig, aber doch meh­re­re Ma­le –, und hat­te es über­stan­den. Die Er­de wür­de auch den Auf­prall Psy­ches über­ste­hen, und es wür­de al­les wie­der von vor­ne an­fan­gen. Die über­le­ben­den Pflan­zen und Tie­re – so­gar Men­schen – wür­den sich schließ­lich wie­der zum ge­gen­wär­ti­gen Ni­veau em­por­ar­bei­ten, und viel­leicht wür­de es ei­ne bes­se­re Welt sein, da sie von der Macht des eins­ti­gen Bö­sen mehr ein­ge­schüch­tert wä­re. Sie moch­te zu ei­ner Kraft po­si­ti­ver Er­neue­rung wer­den.
    Die Kup­pel­ket­te auf der Ober­flä­che von Psy­che war im Ster­nen­schein von kal­ter Schön­heit. Die Licht­ver­hält­nis­se hell­ten sich lang­sam auf, als die Er­de über dem Vlas­seg-Pol auf­ging. Sie war be­reits grö­ßer als der Mond. Es blie­ben ihr noch ein paar Stun­den zur An­brin­gung der op­ti­ma­len Kor­rek­tur. Ge­ra­de über der Er­de be­fand sich ein win­zi­ger, be­weg­li­cher Licht­punkt – Por­ter in sei­ner Raum­fäh­re. Er woll­te ei­ne ge­ra­de Li­nie zum klei­ne­ren Bohr­loch er­rei­chen, um die not­wen­di­gen Si­gna­le zu sen­den.
    Am liebs­ten hät­te sie wie­der ge­weint. Sie fühl­te sich wie ein klei­nes Kind, vol­ler Haß und Ent­täu­schung, aber jetzt in et­was so Un­ge­heu­er­li­ches und Un­aus­weich­li­ches ver­strickt, daß da­ne­ben je­de Lei­den­schaft ver­blaß­te. Sie konn­te nicht glau­ben, daß al­les von ihr ab­hing, daß sie so­viel Macht aus­üb­te. Si­cher­lich stand et­was hin­ter ihr, ei­ne un­per­sön­li­che, ob­jek­ti­ve Kraft. Al­lein war sie nichts, und ihr Ver­bre­chen wä­re un­glaub­lich – ge­nau wie es Por­ter be­haup­tet hat­te. Aber mit­tels ei­ner kos­mi­schen Recht­fer­ti­gung, dem zu­stim­men­den Ni­cken ei­nes rie­si­gen, all­wis­sen­den Got­tes wur­de sie zu ei­nem blo­ßen Werk­zeug und war al­ler Ver­ant­wor­tung le­dig.
    Sie griff nach den Hal­te­sei­len, die zwi­schen den Bla­sen auf­ge­spannt wa­ren, und zog sich zur Luft­schleu­se zu­rück. Mit ei­ner be­hand­schuh­ten Hand drück­te sie den Knopf nie­der. Sie spür­te, wie das Me­tall un­ter ei­ner Hand­flä­che ei­ne Se­kun­de lang vi­brier­te, sich dann aber nicht mehr rühr­te. Die Luft­schleu­se war noch im­mer zu. Sie drück­te neu­er­lich, und nichts ge­sch­ah.
    Por­ter horch­te ei­ne vol­le Mi­nu­te lang ge­nau hin und ver­such­te das schwa­che Si­gnal zu emp­fan­gen. Vor ein paar Mi­nu­ten war es plötz­lich ab­ge­ris­sen, ge­ra­de als er die end­gül­ti­ge li­nea­re Stel­lung zum Bohr­loch am Vlas­seg-Pol ein­nahm. Er rief sei­nen Di­rek­tor an und er­kun­dig­te sich, ob man von Tur­co Si­gna­le auf­ge­fan­gen ha­be. Da er jetzt nicht mehr in Sicht­li­nie war, muß­te der Mond als Re­lais fun­gie­ren.
    „Nichts“, be­merk­te die Mond­leit­stel­le. „Seit ei­ner Stun­de schweigt sie.“
    „Da stimmt et­was nicht. Wir ha­ben nur noch ein­ein­halb Stun­den. Man soll­te er­war­ten, daß sie die La­ge bis zum letz­ten aus­nutzt. Hört zu, MLSt, vor ein paar Mi­nu­ten emp­fing ich ein schwa­ches Si­gnal. Es könn­te sich um einen Irr­läu­fer han­deln, aber das glau­be ich nicht. Ich keh­re dort­hin zu­rück, wo ich es auf­ge­fan­gen ha­be.“
    „Ne­ga­tiv, Por­ter. Sie wer­den die gan­ze Re­ak­ti­ons­mas­se be­nö­ti­gen, wenn Plan A schief­geht.“
    „Ich ha­be ge­nü­gend Re­ser­ven, MLSt. Ich ha­be ein schlech­tes Ge­fühl da­bei. Et­was ist auf Psy­che nicht in Ord­nung.“ Beim Spre­chen däm­mer­te es ihm. „Großer Gott, MLSt., das Si­gnal muß von

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