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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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auf der Sei­te, ge­ra­de als die Ex­plo­si­on ein­setz­te. Ein bril­li­an­ter Flam­men­schein brei­te­te sich über den Kra­ter aus, ver­schmolz mit ihm und ver­dreh­te den Schweif der in­ne­ren Spreng­la­dun­gen. Vier Ka­nis­ter wur­den aus ih­rer Bahn ge­schleu­dert und wir­bel­ten in den Welt­raum hin­aus. Die üb­ri­gen sechs tra­fen am vor­aus­be­stimm­ten Punkt zu­sam­men und wur­den von den Schwin­gungs­kno­ten des Beck­mann-An­triebs er­faßt. Ih­re Ma­te­rie wur­de in rei­ne Ener­gie ver­wan­delt.
    Das Gan­ze stürz­te von ei­ner Sei­te teil­wei­se ge­gen den Kra­ter­bo­den und be­schleu­nig­te den As­te­roi­den et­was.
    Als das Rüt­teln ab­nahm, ließ Tur­co die Brech­stan­ge los und be­frag­te die Com­pu­ter. Sie er­hielt kei­ne Ant­wor­ten. Al­le au­ßer den un­be­dingt le­bens­not­wen­di­gen Ein­rich­tun­gen wa­ren au­ßer Be­trieb. Sie dach­te kurz dar­an, zu ih­rem Fähr­boot zu­rück­zu­keh­ren, so­fern es noch im­mer an sei­nem Platz war, aber es gab kei­nen Ort, wo­hin sie sich wen­den konn­te. Aus die­sem Grun­de be­gab sie sich krie­chend und schwe­bend zu ei­nem brei­ten Aus­sichts­fens­ter im Spei­se­saal der Bla­se. Die Er­de ging wie­der über dem Vlas­seg-Pol auf, füll­te die hal­be Sicht aus, Sturm­wir­bel und Strei­fen brau­ner Kon­ti­nen­te dreh­ten sich lang­sam vor ihr. Sie frag­te sich, ob es ge­reicht hat­te. Sie hat­te ein schlech­tes Ge­fühl ge­habt. Es gab ei­ne Me­tho­de, wie sie sich Ge­wiß­heit ver­schaf­fen konn­te, aber die Er­de sah viel zu nah aus.
    „Mei­ner Mei­nung nach ist Psy­che zu na­he“, mein­te der Prä­si­dent und stand ab­sicht­lich mit dem Rücken zu Kol­lert. „Sie wird über Grön­land hin­weg­zie­hen, hof­fent­lich nur die Aus­läu­fer der At­mo­sphä­re strei­fen, viel­leicht Tei­le von sich ver­lie­ren.“
    Die Of­fi­zie­re der An­ti­ter­ror­trup­pe pack­ten die Kof­fer und flüs­ter­ten da­bei mit­ein­an­der. Drei der Leib­wäch­ter des Prä­si­den­ten schau­ten mit gla­si­gen Au­gen auf den Schirm. Die­ser war leer, vom se­kun­den­lan­gen Auf­blit­zen vor dem Er­schei­nen ei­nes Bil­des ab­ge­se­hen. Ge­sti­na schlief mit fried­li­chem Ge­sicht im Stuhl ne­ben Kol­lert, die Hän­de hat­te sie im Schoß ver­schränkt.
    „In ein paar Mi­nu­ten tref­fen über ei­ne Re­lais­stai­on Bil­der aus Grön­land ein“, sag­te der Prä­si­dent. „Das wird ein An­blick.“ Kol­lert run­zel­te die Stirn. Der Mann wirk­te bei­na­he ge­löst, denn er wuß­te, daß ihm nichts pas­sie­ren wür­de. Selbst wenn das Über­le­ben un­ge­wiß war, wür­de sei­ne Re­gie­rung Er­klä­run­gen vor­be­rei­ten. Kol­lert konn­te die Ge­schich­te vor­aus­sa­gen: Ei­ne Ban­de von lo­se mit Gia­ni Tur­cos Va­ter und sei­nen ra­bia­ten Welt­raum­fah­rern ver­bün­de­ten Ter­ro­ris­ten war für al­les ver­ant­wort­lich. Das wür­de auf dem Mond ei­ni­ge Mo­na­te lang bö­ses Blut ma­chen, aber der Ne­xus hät­te zu­min­dest sei­ne Sün­den­bö­cke.
    Ein Kom­mu­ni­ka­tor im Raum fing zu pfei­fen an, und Kol­lert blick­te sich nach der Quel­le um. Ei­ner der Si­cher­heits­be­am­ten griff in die Ta­sche und hol­te einen klei­nen Pfrop­fen her­aus, den er sich ins Ohr steck­te. Er hör­te ein paar Se­kun­den lang zu, run­zel­te die Stirn und nick­te dann. Die an­de­ren zwei schar­ten sich eng um ihn und flüs­ter­ten mit­ein­an­der.
    Dann ver­lie­ßen sie ru­hig den Raum. Der Prä­si­dent be­merk­te nicht, daß sie weg wa­ren, aber für Kol­lert sprach ih­re Ab­we­sen­heit Bän­de.
    Ei­ne Mi­nu­te spä­ter ka­men sechs Ne­xus-Po­li­zis­ten her­ein. Ei­ner stell­te sich ne­ben Kol­lerts Ses­sel, oh­ne ihn an­zu­se­hen. Vier war­te­ten bei der Tür. Ein an­de­rer nä­her­te sich dem Prä­si­den­ten und be­rühr­te ihn an der Schul­ter. Der Prä­si­dent wand­te sich um.
    „Sir, vier­zehn Pul­te ha­ben ver­langt, daß Sie un­ter An­kla­ge ge­stellt wer­den. Wir ha­ben An­wei­sung, Sie in Schutz­haft zu neh­men.“
    Kol­lert woll­te sich er­he­ben, aber der Of­fi­zier ne­ben ihm leg­te ihm die Hand auf die Schul­ter.
    „Dür­fen wir blei­ben, um zu­zu­se­hen?“

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