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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Vögel viele Male, und zweifellos war er persönlich von ihnen fasziniert. Sogar besessen. Zu Anfang sind die Bilder ganz stimmig; die späteren jedoch weisen einige Ungenauigkeiten auf. Daraus läßt sich schließen, daß er zunächst nach einem lebenden Modell gearbeitet hat und später dann aus dem Gedächtnis, als sein Modell dahingegangen war, wohin ihm bald seine ganze Art nachfolgen würde. Auf einer seiner Zeichnungen sieht man zwei der Raphidae, die sich um irgendeinen Leckerbissen auf dem Boden balgen. Seine Arbeiten sind recht reizvoll.
    Wieder ein anderer holländischer Künstler (sie scheinen aus dem Boden zu schießen wie Pilze nach einem Frühlingsregen), Peter Withoos, brachte ebenfalls Dodos in seinen Gemälden unter, manchmal an seltsamen und aufregenden Stellen – sie spazieren umher, während ihr Besitzer Musikunterricht hat, oder sie sitzen mit Adam und Eva in irgendeinem paradiesischen Idyll.
    Die exakteste Darstellung, so heißt es, entstand weit weg von dem religiösen und politischen Trubel des seefahrenden Europa. Es gibt eine indische Miniatur von einem Dodo, die heute in einem russischen Museum liegt. Vielleicht haben Holländer oder Portugiesen den Dodo auf ihren Reisen nach Goa und an die Küsten des indischen Subkontinents gebracht. Vielleicht waren es auch, Jahrhunderte früher, die Araber, die den Indischen Ozean auf ihren Schiffen mit den dreieckigen Segeln befuhren und die die Maskarenen schon entdeckt hatten, bevor die Europäer sich auf den ersten Kreuzzug vorbereiteten.
     
    Irgendwann in den frühen Tagen meiner Vogelleidenschaft (nachdem ich aufgehört hatte, sie mit Bolzengewehren zu schießen, und bevor ich anfing, für ein Stipendium zu arbeiten) habe ich mich einmal hingesetzt und herausgefunden, wo die Dodos gewesen waren.
    Zwei kamen mit van Neck im Jahre 1599, einer nach Holland, einer nach Österreich. Ein dritter war 1600 im Park des Grafen Solm. Ein Bericht spricht von „einem in Italien, einem in Deutschland, mehreren in England und acht oder neun in Holland“. Willem Boentekoe van Hoorn wußte von „einem, der 1640 nach Europa gebracht wurde, und von einem weiteren im Jahre 1685“, dieser sei „ebenfalls von einem holländischen Maler gemalt“ worden. Von zweien wird erwähnt, daß man sie „in Surrat House in Indien als Haustiere“ hielt; einer von diesen ist vielleicht der auf dem Bild. Wenn man großzügig ist und unter „mehrere“ mindestens drei versteht, dann waren das alles in allem zwanzig Dodos.
    Es mußte mehr geben, denn man hatte sie zu jener Zeit in Schiffsladungen gesammelt.
    Welche Informationen haben wir über die Dodo-Vögel? Ein paar Logbücher von Schiffen, ein paar Berichte von Reisenden und Kolonisten. Die Engländer waren von ihnen fasziniert. Sir Hamon Lestrange, ein Zeitgenosse Pepys’, sah auf einer Ausstellung „einen Dodar von der Insel Mauritius … doch vermag er nicht zu fliegen, weil er zu groß ist.“ Einer wurde ausgestopft, als er starb, und in das Museum Tradescantum in South Lambeth gestellt. Von dort kam er schließlich in das Ashmolean Museum. Er wurde unansehnlich, und man verbrannte ihn. Nur ein Bein und der Kopf blieben übrig. Das war 1750, und da gab es auf der Inselgruppe der Maskarenen schon keine Dodos mehr, aber das wußte zu der damaligen Zeit noch niemand.
    Francis Willughby konnte vor der Einäscherung noch eine Beschreibung anfertigen. Davor hatte der alte Carolus Clusius den im Park des Grafen Solm studiert. Er sammelte alles, was man über die Raphidae wußte, und beschrieb ein Dodo-Bein, das Peter Pauw in seinem Naturkundlichen Kabinett verwahrte, 1605 in Exoticarium libri decem, sieben Jahre nach ihrer Entdeckung.
    Francois Leguat, ein Hugenotte, der einige Jahre auf Réunion lebte, veröffentlichte einen Bericht über seine Reisen, in dem er die Dodos erwähnte. Dieser Bericht erschien 1690 (als der Mauritius-Dodo schon ausgerottet war), und er enthielt die Information, daß „einige Männchen fünfundvierzig Pfund wiegen … Das Weibchen legt ein Ei, welches ist größer denn das einer Gans, und es bedarf sieben Wochen, dieses auszubrüten“.
    1761 besuchte der Abbe Pingré die Maskarenen. Er sah die letzten der Rodriguez-Exemplare und sammelte alle Informationen, die er über die toten Artgenossen von Mauritius und Réunion bekommen konnte.
    Danach blieben nur noch die Erinnerungen der Kolonisten und eine wissenschaftliche Debatte darüber, wo die Raphidae im großen taxonomischen Schema der

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