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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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seiner rastlosen Suche …
    … endlich …
    … in seinen eigenen, ungestillten Erwartungen …
    … gefunden …
    … endlich …

 
Drew Mendelson
Der Röhrenfahrer
THE TUBE RIDER
     
    Ich habe Max Todd ermordet, live in den Abendnachrichten. Ich habe euch vorm Ausklinken bewahrt. Ich tötete ihn um 18.05 Uhr Eastern Satellite Topzeit. Sein Tod bekam eine Sofort-Nielsen-Quote von 99,99. Eine Milliarde Röhrenfahrer haben sich eingeklinkt, haben sich selbst mit seinem Schmerz angemacht, sind drauf abgefahren. Das Netz hat mächtig abgesahnt.
    Maxwell Todd war der cleverste der Videomäcks, der Cleverste von allen. Hätte ich vorher gewußt, wie gleißend diese Flamme war, ich hätte ihn schon früher eingedämpft und die Seelen der Fahrer gerettet, die jetzt mit ihm zusammen brennen. Ich bin Sid Ware, der einzige Macher, den Max jemals gehabt hat, angefangen bei der kleinen Stadtröhre in Iowa bis zur nationalen Zugeisenmache auf CBA.
    Als der Naz Max geschaffen hat, da hat er ein Stück ausgelassen.
     
1
     
    In den teuren Managementetagen der Satellitennetze schwärmt man sehr fürs Militärmodell. Wir messen die Zugkraft unserer Werbemacht in Megadollar-Sekunden. Unseren Marktanteil berechnen wir nach erobertem Publikum pro Zielstadt. Den Wechselfluß unseres Publikums messen wir während der Abendtopzeit zwanzigmal in der Sekunde. Die Sofort-Nielsen-Daten schweben auf einer Digitalkarte der Hemisphäre wie die Zahlen der Opfer in einem Atomkrieg.
    Es werden Glanzgesicht- und Frohgeplapper-Nachrichten geklinkt. Wie das Gesicht bei der Nachrichten-Zugeisenmache aussieht, spielt keine Rolle. Das regle ich mit einem Lichtschreiber und einer Dosis kosmetischen Fixierers. Es macht nichts aus, wenn das Zugeisen eigentlich ein Randshow-Softy ist. Ihr seht dieses Gesicht sowieso nie unverändert. Wie Terry Norge, den Max abgelöst hat: Er hatte orangefarbenes Kräuselhaar und große Eberzähne und einen Körper, der nur aus Knorpeln und Knochen und Haar bestand. Es ist ihr besonderes Einfühlungsvermögen, ihre besondere Fähigkeit einzufahren, euch zum Schwitzen und Bluten und Heulen zu bringen, die sie zu Zugeisen macht. Der Rest ist Tünche.
    Aber Max war anders. Er war eine blauäugige, blonde Jungenschönheit. Er war ein enormer Rammler, wenn ihr das wissen wollt. „Klotzig gebaut und fetzig gekleidet …“ lautete unsere Ankündigung, „mit einem Lächeln, das jede Spleiß- Gen-Mieze auf sechzig Meter zum Schmelzen bringt …“ Er konnte fühlen! Er hat euch berührt, euch gelesen und euch zum Fühlen gebracht. Er hat euch im Äther aufgesaugt und es zurückgespuckt, denn er wußte genau, was ihr wolltet, und er hat es euch eingeschoben.
    Ich habe Max an der Iowa State entdeckt, wo er in einem Semester wie ein Sexmäher eine Bresche durch sechs Schwesternschaften und einen gemischten Schlafsaal geschlagen hatte. Was er den Frauen erzählte, war nichts Besonderes. Aber er fühlte, was die Frau empfand, es schwang zwischen ihnen hin und her wie ein Laser, der sich zum Lichtblitz auflädt. Er paßte sein Vorgehen und seine Körperhaltung und seine Bewegungen so feinfühlig an, daß die Frau überhaupt nichts merkte. Zum Schluß liebte sie Max, bei Gott, liebte ihn, auch wenn er schon längst mit ihr durch war und sie abgebaut hatte. Ich schätze, ein Gebetsdealer würde sagen, daß Max keine Seele hatte.
    Was mit Max passierte, das war ein Alptraum, der nur darauf wartete, geträumt zu werden. Max löste Terry Norge als abendliches Nachrichten-Zugeisen ab. Er übernahm es, als Terry Norge eines Abends starb, ziemlich schwach drauf und nur eine Viertelmilliarde Zuschauer dabei. Er starb mit einem fünfjährigen Filipinojungen, der in einer Straße in Manila nach seiner Mutter schrie, während ein R-9-Jäger bolivianischer Bauart einen Angriff flog. Millionen fuhren Norges Live-Bericht über den neuesten heißen Schauplatz im Fuseltreibstoffkrieg. Sie fuhren auf ihren Videogeräten mit, völlige Leere im Kopf, und warteten darauf, daß Norge ihnen sagen würde, was sie empfinden sollten.
    Norge sagte: „Bastarde“ und versuchte zu emotionalisieren. Noch einmal sagte er versuchsweise: „Die Bastarde“ und schnalzte mit der Zunge. Er fühlte überhaupt nichts, und sein Nielsen purzelte, 59, 44, 21, 12. In ganzen fünfzehn Sekunden hat er alles verloren, bis auf eine Quote von 7, und starb noch auf Sendung.
    „Die Bastarde“, sagte er freundlich. Er schüttelte den Kopf und tauchte aus der Kabine. N ORGE S

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