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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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einen Plan.“ Vielleicht hielt sie es für einen Witz, weil ich das dämliche Grinsen nicht mehr unterdrücken konnte, das sich auf meinem Gesicht eingefahren hatte. „Das hier ist obszön. Sie heizen den Krieg an, weil unsere Nielsen-Quote dadurch steigt.“
    „Stimmt“, sagte sie. „Jetzt sind es 41,20.“ Eine Katze hätte sich das Maul geleckt.
    „Und sie klinken einen Weltuntergang für die Zuschauer-Charts“, sagte ich.
    „Sieht ganz so aus“, sagte Selene.
    „Ich werde es stoppen“, sagte ich zu Selene. „Ich werde Max umbringen.“
    Diesmal fuhr sie sich tatsächlich mit der Zunge über die Lippen. „Wie das den Nielsen anheizen würde! Was für eine Bombe! Was für eine Gehirnfetzerfahrt!“ Auf dem Schirm in der Halle nahm uns Max mit seiner Stimme live mit zur Flächenbombardierung Zentralbrasiliens.
    „Huiii!“ pfiff Selene und winkte mir ab. „Komm und verteil mir das nach der Sendung. Siehst du das? Eine Quote von 55,92!“
    „Hier blicken wir jetzt von ganz ganz oben herunter“, sagte Max gerade in die Röhre. „Der Golf wird von einem Feuerring erdrückt: Kuba brennt, Jamaika brennt, Haiti brennt und Panama … kein anderes Netz hat diesen Überblick, niemand hat den Hochsatelliten … Gott, die Atombomben jetzt, da geht der Hafen von Tampico hoch … dort drüben, Havanna … Gottgott, fahrt ihr … verpaßt es nicht! Denkt dran, wenn die Welt Krieg führt, hat CBA die umfassendste Berichterstattung … und jetzt …“
    Ich fror. Morry Blooms Privatfahrstuhl stank nach seiner Zigarre. Jetzt, wo ich mich entschlossen hatte, fühlte ich mich sehr ruhig, wie ein Schiff, das auf ruhiger See treibt. Ich beobachtete, wie die Stockwerkzahlen immer größer wurden, und verließ den Fahrstuhl im neunundzwanzigsten Stockwerk, die Wut des Sonnenflammers vor mich gereckt, eingeschaltet, einsatzbereit. Auf dem Kachelboden des Korridors erblickte ich Asche. Ich roch Rauch und stellte mir einen Augenblick lang vor, daß ein anderer Flammer schon vor mir hiergewesen wäre, daß er schneller gewesen wäre und mich ausgestochen hätte, wie wir Videomäcks eben so kämpfen.
    Aber ich hörte Max und sah ihn auf dem Wiederholungsschirm. Die Asche stammte lediglich von Morrie Blooms Zigarre, sie war fallengelassen worden, als sollte sie eine Spur erzeugen. Ihr wart mit Max im Jagdflugzeug, das soeben das Herz von Maui in eine kochende Lagune verwandelt hatte, eine zweite Plasmagranate war noch nicht am Boden angekommen, die Minikamera an ihrer Spitze führte euch in die Hitze und den Schaum hinab.
    „… bleibt auf Sendung! Es ist Topzeit am Abend, und der Fuseltreibstoffkrieg gerät außer Kontrolle!“
    Wir hatten gerade eine Quote von 79,61 erreicht, eine Dreiviertelmilliarde Zuschauer fuhren. Man hatte die provisorischen Hallen umgestellt, neue Trennwände eingezogen, neue Türen eingebaut, wie ein Rattenlabyrinth, in dem ich mich erst zurechtfinden mußte. Die Leuchtröhren an den Decken badeten die Halle in Mondlichttöne. Überall plapperten die Wiederholer mit der Stimme von Max, eine davon war seine, die anderen Spiegelungen in einem Kaleidoskop von Multiphasensprache. Die Wiederholerschirme strahlten im Sonnenuntergangsorange und rahmten Max in den Bränden einer verglühenden Erde ein.
    Eine Knotenpunktkabine auf dieser Etage war mit der Kontrollkabine kurzgeschaltet, wo Max im Gefühlsfeld hing. Die Schaltungen in diesem Raum verbanden die CBA mit ihrem Satellitennetz, ein Ort, wo Pseudo-Thalamusströme sich trafen und an das Sendesignal gekoppelt wurden, ein Raum, wo euer Bewußtsein sich mit dem des Ansagers verband. Ich wollte meinen Sonnenflammer anstellen und all die hypnotischen Verkopplungen zwischen euch Fahrern und der CBA verbrennen, verbrennen, verbrennen. Max in der Nacht mit seiner höchsten Quote töten und den Fuseltreibstoffkrieg dort beenden, wo seine Ursachen lagen. Ich wollte es vor Morrie Blooms Augen verbrennen und ihm den immer noch qualmenden Flammer überreichen und sagen: Was hältst du jetzt davon, Bloom? Dein Nur-kein-Gewissen-Nationales-Satelliten-Netz?
    Kann ich euch sagen, was für ein Gefühl das ist, sich im Herzen von einer Milliarde verwirrter, verkabelter Geister zu befinden? Es ist wie eine Stimme in einem unendlichen Chor, wie ein Stein in einer Lawine. Ich öffnete die Tür der Knotenpunktkabine und fühlte, wie meine Seele freigerissen wurde. Ich spürte jeden einzelnen von euch. Bis in die allerkleinste Zelle habt ihr mich überflutet mit dem Brennen

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