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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Topzeit-Nachrichtensendung von SatNet.
    Wir haben ihn getötet, weil er dabei war, uns zu töten. Wir haben ihn getötet, weil wir dabei waren, uns selbst zu töten, mit Max als Waffe, alles aus Sportsgeist, alles im Namen des Dollars. Ich habe euch Röhrenfahrer auf dem Gleitbus beobachtet. Ich habe euch angestarrt in euren angesprühten Anzügen, wie in einer synthetischen Haut, die das Schwellen eures gengespleißten Fleisches verbarg. Ihr wart nur Fleisch und nur Blitz, habt Quatsch rumgetönt wie aus der Röhre, die ihr fuhrt. Ohne die Röhre war euch alles egal, außer einem von euch.
    Ich kenne deinen Namen nicht. Du hast gesagt: „He, Opa, warum heulen?“ und hast dich neben mich gesetzt. Du hast nach etwas gesucht, was du mir geben könntest, damit ich mir die Augen trocknete. Ich habe das halbe Lächeln erwidert, das du mir als einziges anzubieten hattest. Vielleicht hast du Max getötet. 1500 Meilen lang habe ich über dein Lächeln nachgedacht. Es hat dich von all den anderen perfekten Körpern im Bus unterschieden. Sie waren homo oblivians, die neue Menschenrasse, eingestöpselte Röhrensauger, Röhrentrottel. Du nicht. Für dich habe ich Max umgebracht.
    Eine Videomieze, die meinen Kopf zu fahren versuchte, fragte mich, ob ich an diesem Tag Angst gehabt hätte. „Angst? Meinen Sie das im Ernst?“ fragte ich sie. „Der Flammer in der Tasche hatte eine Ladung von einer Megawattstunde. Ich hatte Angst seit dem Augenblick, als ich seine Solarzellen frisiert habe, um die zusätzliche Ladung aufzunehmen. Trotz des Blödsinns, der später in der Röhre zu hören war: Ich hatte keinerlei Absicht, mich selbst zu verbrennen. Angst? Taub war ich, ich ging wie auf Eis.“
    CBA Plaza war wie die Standphotos vom Roten Platz in Moskau, die ihr vielleicht mal in unserer Minidok über die „Geschichte früherer Nationen“ gesehen habt. Erinnert ihr euch an das Leninbild, das über seinem Mausoleum an der Kreml wand hing? Ersetzt dieses Bild durch Maxwell Todd. Stellt es euch lächelnd vor, drei Stockwerke hoch, ein computerbereinigtes, makelloses Bild. Ich sah es, als ich, die Tasche vorsichtig unterm Arm verklemmt, aus der Straßenbahn stieg.
    Wundert ihr euch, wieso niemand etwas bemerkte? Wundert ihr euch, warum niemand Verdacht schöpfte, schon bevor ich den ersten Schritt machte? Ich kam mir selbst so auffällig und heimtückisch vor wie ein Comic-Anarchist mit einer Zündschnurbombe. Dreimal krächzte ich dem Überwachungsschirm meinen Namen entgegen, bis er zu dem Schluß kam, daß meine Stimme mir gehörte, und das Schloß entriegelte, um mich einzulassen. Wundert ihr euch, wieso das Personal in der Empfangshalle nichts merkte und nicht zu schreien anfing, wieso es nicht in wilder Panik vor dem Ungeheuer fortlief, das aus ihrem Id entfesselt worden war, kräftig und schrecklich geworden durch das Säugen an der Röhre? Ich erwartete, daß sie anfangen würden, verdammt, verdammt, o mein Gott! zu brüllen. Strahlte ich nicht mit jeder Fiber MORD aus, wie eine Laserblitzreklame?
    Mein Timing war so makellos wie bei jedem Nachrichtenprofi. Es war 17.59 Uhr Eastern Satellite Topzeit. Ich schritt in die Empfangshalle, als die Glocken fünfmal schlugen und auf dem Schirm die Welt zusammenschmolz. Vierhundert Millionen Zuschauer fuhren.
    „Aus N EW Y ORK D IE CBA-S ATELLITE -W ELTNACHRICHTEN ; S OFORT U ND W IRKLICH M IT M AXWELL T ODD …“
    Sein Gesicht wuchs aus dem brennenden Globus hervor, die Krisenherde des Fuseltreibstoffkriegs in seinen Augen und das CBA-Logo leuchtend auf seinen Wangen.
    „Willkommen Amerika, ich bin Maxwell Todd. Fahrt mich heute abend und verpaßt bloß nichts! Die Schlacht um den Fuseltreibstoff steht kurz vor dem Explodieren. Vielleicht passiert es hier, vielleicht erlebt ihr es live, wenn ihr bis zum Ende fahrt. Wenn die Blase platzt, dann haben wir es hier zuerst, weltweit, und sofort bekommt ihr dann gleich das Schlimmste mit …“ Im eisblauen Licht des Nielsen-Messers las ich die Sofort-Einschaltquote. 39,70 fuhren die Röhre in den Weltuntergang, live mit Maxwell Todd.
    „Hey Sid!“ sagte Selene, Morrie Blooms Schnalle. „Hat geheißen, daß du das Handtuch geschmissen und für immer abgeklinkt bist. Schön, dich mal wieder an Bord zu sichten!“ Sie stieß mir mit dem Ellenbogen in die Rippen, daß der Flammer durchgeschüttelt wurde.
    Ich dachte, daß ich ihr erzählen sollte, was ich vorhatte. Und dann sagte ich es ihr. „Selene“, flüsterte ich, „ich habe

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