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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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sehr bequem, aber mehr für Geschels als Naderiten eingerichtet – grelle statt natürliche Farben, abstrakte Gemälde der mechanistischen Richtung, modernistische Möbel. Auf Kollert wirkte sie etwas deprimierend. Sein Gegenüber hatte die letzten fünf Minuten nichts gesagt, sondern sah einen Stoß Papiere durch.
    „Wer hat das autorisiert?“ fragte der Mann.
    „Der Hexamon-Nexus, Herr Präsident.“
    „Aber von wem stammt der Vorschlag?“
    Kollert zögerte. „Vom Beratenden Komitee.“
    „Wer hat es dem Komitee vorgeschlagen?“
    „Ich.“
    „Aufgrund welcher Autorität?“
    „Es ging völlig legal zu“, sagte Kollert entschuldigend. „Derartige Handlungen werden vom Notstandsgesetz, Geheimabschnitt 14, gedeckt.“
    Der Präsident nickte. „Sie ist also an den Richtigen gekommen, als sie nach Ihnen verlangte. Ich frage mich nur, woher sie ihre Informationen hat. Nichts von alledem kann über den Rundfunk verbreitet werden – warum hat man es gemacht?“
    „Es gibt eine Anzahl von Gründen, darunter finanzielle …“
    „Welcher Art? Das Unternehmen wurde hauptsächlich vom Mond finanziert. Die Erde hatte vielleicht einen fünfprozentigen Anteil, also kein entscheidendes Interesse – und es gab keine Verbindung mit radikalen Geschel-Gruppen, daher auch keine Verbindung mit Abschnitt 14 über revolutionäre Abschreckung. Ich kenne die Gesetze genausogut, Farmer.“
    „Ja, Sir.“
    „Wovor hatten Sie Angst? Handelte es sich um eine irrationale Sehnsucht nach dem Fangen von Schmetterlingen? Lieber Gott, Farmer, die Glaubensartikel der Naderiten erlauben so etwas nicht. Ihr und euer Komitee nahmt es jedoch auf euch, im geheimen das größte Unternehmen in der Menschheitsgeschichte zu vernichten. Glauben Sie wirklich, daß Sie damit in den Fußstapfen des Erlösers wandeln?“
    „Es ist Ihnen bekannt, daß es auf dem Mond Pläne gab, Kanonen für Atomteilchen zu bauen? Sie wurden abgebrochen, weil Psyche tot ist. Sie sollten dazu dienen, Asteroiden wie Psyche in den Weltraum hinauszudrängen, um hochentwickelte Beckmanantriebe einzusetzen.“
    „Ich bin technisch nicht vorgebildet, Farmer.“
    „Ich auch nicht. Aber derartige Teilchenkanonen hätten als Waffen eingesetzt werden können – und würden in Anbetracht der Tendenzen auf dem Mond auch so verwendet werden. Damit hätten ganze Städte auf der Erde geröstet werden können. Die Entwicklung potentieller Waffen ist eine Sache, die die Naderiten sehr wohl etwas angeht. Und es gibt viele Untersuchungen, die beweisen, daß sich das menschliche Verhalten im Weltraum verändert. Es wird weniger erdgerichtet, weniger gemeinschaftlich. Der Mensch kann nicht im Weltraum leben und Mensch bleiben. Wir haben versucht, das Recht der Menschheit auf eine sichere Zukunft zu retten. Selbst jetzt noch ist der Mond eine mächtige politische Kraft, und unsere Strategen raten zum Krieg … der Krieg ist etwas Schreckliches. Und zwar wegen der Abtrennung einer Gruppe von Menschen vom Ursprungskörper, von einer weisen Regierung und gesicherten Überzeugungen.“
    Der Präsident schüttelte den Kopf und wandte sich ab. „Ich schäme mich dafür, daß so etwas unter meiner Regierung geschehen konnte. Nun denn, Kollert, das bleibt Ihre Partie, bis sie mit jemand anderem zu reden wünscht. Meine Berater überwachen jedoch alles, was Sie sagen. Ich glaube nicht, daß für Sie noch die Möglichkeit besteht, etwas anzustellen. Wir arbeiten bereits mit dem Mond zusammen, um einer Verschärfung der Lage Einhalt zu gebieten. Und Sie können Gott danken – für Ihr Leben, nicht für Ihre Karriere, die ist bereits erledigt –, daß unseren Geschels eine Lösung eingefallen ist.“
    Kollert gab sich nach außen hin unterwürfig, im Inneren jedoch kochte er. Nicht einmal der Präsident des Hexamons hatte das Recht, ihn wie ein Kind abzufertigen oder, noch schlimmer, wie einen Verbrecher. Er war ein unabhängiger Berater, von einer unabhängigen Instanz entsandt, von hochstehenden Naderiten eingesetzt. Der Glaube der Ökumentalisten war anscheinend viel enger als der des Präsidenten. „Ich habe im besten Interesse meiner Wählerschaft gehandelt“, beharrte er.
    „Sie haben keine Wählerschaft mehr, und Sie haben auch keine Karriere mehr. Und das gleiche gilt für die Leute, die dieses Vorgehen mit Ihnen zusammen geplant und ausgeführt haben. Das geht die Ränge hinauf und hinunter. Eine komplette Säuberung.“
     
    Das Blinklicht weckte Turco auf, und sie verzog die

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