Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
die ihm in der Tat eine sorgenfreie Zukunft garantieren konnte.
    Aber den Ereignissen soll hier nicht vorgegriffen werden.
    Zunächst stellte sich auch für ihn, als er sein erstes Bier in der Kneipe gegenüber der Strafanstalt hinunterschüttete, die Welt ziemlich trostlos dar. Seine besten Freunde saßen alle noch, und Familie hatte er keine mehr.
    Er würde natürlich versuchen, einige der alten Verbindungen wiederaufzunehmen. Aber er war sich nicht so sicher, ob man ihn überall mit offenen Armen empfangen würde. Noch waren längst nicht alle Rechnungen beglichen.
    Frank hatte das vierzigste Lebensjahr gerade überschritten. Er war von mittelgroßer Statur, hatte schütteres, dunkelblondes Haar und eine blasse Gesichtsfarbe, die mit seiner augenblicklichen Herkunft zusammenhing. Er trug eine billige Trevirakombination, bestehend aus einer hellgrauen Hose und einem dunkelblauen Jackett. Neben seinem Stuhl hatte er einen kleinen braunen Koffer abgestellt, der seine wenigen Habseligkeiten enthielt.
    Es war zehn Uhr morgens, und er war der einzige Gast in dem dämmrigen Lokal. Der Wirt brachte ihm ein neues Bier und setzte sich neben ihn.
    „Du kommst von drüben?“
    Der Wirt nickte zur Anstalt hinüber. Frank zog an seiner Zigarette und schwieg.
    „Hast du schon was, wo du hingehst? Ich hätt’ hier ’n paar Adressen. Sind Freunde von mir. Die würden so einem wie dir weiterhelfen. – Na ja, für die eine oder andere kleine Gefälligkeit.“
    „Für Gefälligkeiten hab ich zwölf Jahre gesessen. Weil ich aus Gefälligkeit das Maul gehalten hab!“
    Frank schüttelte ablehnend den Kopf.
    „Bist schwer sauer, was?“ Der Wirt grinste. „Bist du übers Ohr gehauen worden? Bei meinen Freunden ist so was nicht drin, klar!?“
    Er stand auf, trat hinter die Theke und zapfte sich selbst ein Glas.
    „Ich bin dir ehrlich gerne behilflich. Wenn du kein’ hast, stehst du hier draußen doch echt aufm Schlauch. Und dann bist du so und so bald wieder drin.“
    Frank ging hinüber zum Automaten, wo er sich eine weitere Schachtel Zigaretten zog. Dann kam er zum Tisch zurück und setzte sich wieder. Der Wirt bot ihm Feuer an.
    Nach ein paar tiefen Zügen fragte er:
    „Du weißt also was für mich?“
    Der Wirt schlug ihm auf die Schultern.
    „Ich wüßt’ schon was! Du kannst dich sogar erst mal erholen und an die Luft hier draußen gewöhnen. Es gibt Bedingungen. Aber die erfährst du. Und – auf meine Freunde kannst du dich verlassen!“
    Eine Stunde später stand Frank vor einem alten fünfstöckigen Haus im Bahnhofsviertel und studierte die Namensschilder neben den Klingelknöpfen.
    Bevor er läutete, versuchte er die Haustür. Sie war nur angelehnt.
    Er stieg zum vierten Stock empor und blieb vor einer Tür mit Rauhglasscheiben stehen, durch die ein Lichtschein aus dem Innern der Wohnung in das düstere Treppenhaus fiel.
    Er läutete. Aber zunächst tat sich nichts, so daß er seinen Versuch wiederholte. Dann hörte er, wie drinnen jemand umherging. Doch es dauerte noch mehrere Minuten, bevor die Tür geöffnet wurde. Eine verschlafene Brünette im Morgenrock starrte ihm mißmutig entgegen.
    „Der Wirt von der ‚Letzten Zuflucht’ schickt mich her.“
    „Komm rein!“
    Sie öffnete die Tür weiter, ohne daß jedoch ihr Gesichtsausdruck freundlicher wurde.
    Frank trat in eine üppig ausgestattete Diele. Ein dunkelroter Teppich, hellblaue Tapeten mit Goldmuster und riesige Spiegel erzeugten eine recht schwüle Atmosphäre. Mehrere geschlossene Türen verteilten sich links und rechts des Ganges. Im Hintergrund stand eine halb offen.
    „Leo Schatz, da ist Besuch für dich“, rief die Brünette.
    Aus dem offenstehenden Zimmer kam das Gebrummel einer männlichen Stimme.
    „Komm mit!“ forderte das Mädchen Frank auf.
    Er hatte seinen Koffer abgestellt und folgte ihr unsicher. Der Raum, den sie betraten, enthielt nichts weiter als ein riesiges rundes Bett, einen Fernsehapparat und eine Stereoanlage mit gewaltig dimensionierten Lautsprechern unter der Decke.
    Zwischen Kissen und zerwühlten Laken entdeckte Frank eine nackte männliche Gestalt, die allerdings im Augenblick nicht bereit schien, sich mit ihm abzugeben. Das Mädchen warf den Bademantel von sich und verkroch sich unter die Bettdecke. Frank verspürte ein trockenes Kratzen im Hals.
    Schließlich drehte der Mann sich auf den Rücken und starrte ihn an.
    „Scheißkerl!“ war sein wenig freundlicher Gruß. Das Mädchen sagte nichts.
    „Ich hau ab und

Weitere Kostenlose Bücher