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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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daß man mich klonen will.“
    „Kastrationskomplex“, bemerkte Muller II.
    „Höchste Zeit, daß die Terminologie geändert wird“, überlegte Muller III laut.
    „Exstirpationskomplex“, reagierte Muller II.
    „Nummer III meint nicht die Psychologie, sondern die Rechtsprechung“, wies Muller I seinen Ableger zurecht. „Wissen Sie, Nummer II hat sich der Psyche verschrieben“, wandte er sich an d’Albert. „Er denkt für meinen Geschmack ziemlich einseitig, um nicht zu sagen: anstößig.“ Dann drehte er sich wieder in Richtung von Muller II und sagte mit schneidender Stimme: „Wirst du endlich deinen Gedankenverstärker einschalten, du Dussel?“
    „Er ist in Reparatur.“
    „Ach so. Fahren Sie fort, Mr. d’Albert.“
    D’Albert, der das dialektische Gefecht fasziniert verfolgt hatte, schreckte auf und erwiderte gehorsam: „Als Indiz besitze ich diese Wunde am linken Ohrläppchen.“
    Im gleichen Moment sprangen Muller II und III auf und beugten sich eifrig über d’Alberts Kopf. Der eine strich die Haare zur Seite, und der andere sagte, nachdem er geräuschvoll die Luft ausgestoßen hatte: „Groß genug ist sie ja.“
    „Mehr als doppelt so groß“, stimmte der andere zu.
    „Aber kann man bei einer Wunde von einem Besitz sprechen?“
    „Kaum. Man kann höchstens feststellen, daß ein Stück Gewebe entnommen wurde – zu einem unbekannten Zweck.“
    „Zum Zweck des Klonens“, beharrte d’Albert.
    „Wir wollen den Fall untersuchen, nicht den Zweck“, versuchte Muller I den Streit zu schlichten. „Schildern Sie uns den Fall, d’Albert.“
    „Gerne. Als ich aufwachte, war meine Haut weg, die Wunde da und mein Verdacht erhärtet.“
    „Welcher Verdacht?“
    „Daß man mich klonen will.“
    „Schon wieder“, murmelte Muller III.
    D’Albert schluckte eine Erwiderung auf diese unverschämte Bemerkung hinunter, weil in diesem Augenblick das Telefon in der Ecke des Büros schrillte.
    Muller I erhob sich hinter dem Schreibtisch und durchquerte den Raum.
     
    „Darf ich Ihre Wunde befühlen?“ erkundigte sich Muller II.
    „Nein“, antwortete d’Albert, der noch immer mißgestimmt war.
    „Weshalb denn nicht?“
    „Sie schmerzt. Außerdem weiß ich wirklich nicht, warum Sie sie befühlen wollen.“
    „Weil ich einen Verdacht habe.“
    „Welchen Verdacht?“ fragte d’Albert.
    „Wie soll ich das wissen, wenn ich Ihre Wunde nicht einmal befühlen oder wenigstens noch einmal anschauen darf.“
    „Mein Kumpan äußerst nie einen Verdacht, den er nicht erhärten kann“, erläuterte Muller III. „Daher wäre es wünschenswert, wenn Sie ihm gestatten würden, die Wunde nochmals eingehend zu untersuchen.“
    „Also dann, in Gottes Namen“, ergab sich d’Albert.
    Die beiden sprangen genau wie zuvor auf und beugten sich über d’Alberts Ohr. Nummer III strich die Haare zurück, und Nummer II befingerte die Wunde. „Hast du auch den Eindruck?“ fragte er.
    „Du könntest recht haben.“
    „Wovon, zum Teufel, sprecht Ihr?“ erkundigte sich d’Albert aufgebracht.
    „Von Ihrem Fall natürlich. Mein Kollege meint – und ich neige dazu, ihm zuzustimmen –, daß man Ihnen gar kein Gewebe entnommen hat. Sie könnten sich unbemerkt verletzt haben, und das Hautstückchen, das noch an einem Zipfel hing, könnte sich später von selber gelöst haben.“
    „Schrecklich“, murmelte Muller II.
    „Mein Klonbruder ist sehr sensitiv“, erklärte Muller III. „Er fühlt sich in fremde Leiden ein.“
     
    Muller I kam vom Telefon zurück.
    „Da hat einer angerufen“, verkündete er.
    „Das wissen wir“, riefen die beiden Ableger wie aus einem Munde.
    „Selbstverständlich. Aber ihr wißt nicht, was er gesagt hat.“
    „Doch wissen wir das. Hast du vergessen, daß wir in dauernder empathischer Verbindung stehen?“
    „Natürlich nicht, die Natur einer solchen Verbindung selber verbietet das. Aber ich frage mich, ob Ihr auch zu meiner Schlußfolgerung gekommen seid.“
    „Sind wir“, beruhigte ihn Muller III. „Wir glauben auch, daß der Anrufer recht hat.“
    „Wovon redet Ihr schon wieder?“ fragte d’Albert jetzt ernsthaft erbost.
    „Von Ihrem Fall“, erwiderte Muller I mit einer Spur von Vorwurf in der Stimme. „Der Anrufer, ein gewisser Smissen oder Smithson, behauptet, er wisse aus zuverlässiger Quelle, daß man Ihnen tatsächlich eine Gewebeprobe entnommen hat.“
    „Woher will er das wissen?“ erkundigte sich d’Albert.
    „Verhandeln wir seinen oder Ihren

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