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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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lachte.
    „Die Auflösung des Warschauer Paktes, die darauf folgenden Versuche zur Unterdrückung erschütterten Europa. Israel wurde hinweggefegt, als Regierung, Verwaltung und Armee beinahe aufhörten zu bestehen. Das südafrikanische System der Weißen wurde zerschlagen. Auf dem mühsam im Gleichgewicht gehaltenen indischen Subkontinent brach die Revolution aus, während überall in den Vereinigten Staaten die riesigen Gesellschaften durch den ökonomischen Einbruch auseinanderbrachen und Ausbrüche von Mord und paranoiden Terrorakten an der Tagesordnung waren. Tatsache ist, daß jede noch so winzige Änderung des Status quo in neuen Ausrichtungen des Machtpotentials resultiert und so die Möglichkeiten eines Konfliktes steigert. Darüber hinaus büßte die menschliche Rasse das Potential einer ganzen Generation ein. Ein Zwanzig-Jahre-Loch an voraussichtlichen Geburten. Zwanzig Jahre, in denen Kinder eine Seltenheit geworden sind, eine verlorene Generation, die sich nachteilig auf die Chance einer für ein weiteres Jahrhundert im Gleichgewicht gehaltenen Gesellschaft auswirken wird. Innerhalb dieses Zeitraums wird sich das Problem von selbst lösen. Aber welcher Preis ist zu zahlen, bevor das Jahrhundert zu Ende gegangen ist?“
     
    Das Labyrinth von Korridoren, das sie gefangenhielt, war mit Reihen klimatisierter ‚Särge’ in sorgfältig beschrifteten Rängen gesäumt. Jeder ‚Sarg’ barg einen atmenden Träumer, der den augenscheinlich zufälligen Augenblick des Erwachens erwartete. Ihre Gegenwart war entnervend. Reihe um Reihe lebender Toter. Schüsse peitschten auf und hallten in diesem eintönigen Korridor wider, als die Verteidiger die Eindringlinge bedrängten. Tanghe machte sich Sorgen. Das Rückgrat des Plans war exakte Zeiteinhaltung. Aber es war schiefgelaufen. Aufgehalten im Verwaltungskomplex des Mausoleums, während sie auf der Suche nach den Informationen die Gedächtnisspeicher geplündert hatten. Darauf der strategische Rückzug zum Stockwerk, das den Sarg des Träumers Aldous barg.
    Wieder war Zeit eingebüßt worden, bis der Körper wieder hergestellt war. Die Verteidiger hatten sich wieder gesammelt und waren zum Angriff vorgegangen, hatten die Fluchtwege versperrt und die Angreifer tiefer in die Katakomben zurückgedrängt.
    Dann ertönte die erste der Explosionen, die das massive Gebäude erschütterten. Der Angriff verebbte. Winzige Staubteilchen fielen, von matten, unwirksamen Lichtstreifen in kleine, gelbe Kugeln verwandelt, von der bebenden Decke. Dann die zweite und dritte Explosion, entfernt, gedämpft, und doch ließ sie den Boden unter ihnen erbeben. Benyon ergriff die Initiative, stürmte den Korridor empor, wo die verwirrten Verteidiger des Mausoleums vor seinem plötzlichen Ansturm zurückwichen. Tanghe und die Soldaten, die den benommenen Träumer mit sich führten, folgten.
    Wütendes Gewehrfeuer machten Logik und klares Denken zunichte. Uniformierte Fremde lagen tot über den Boden verstreut, während automatische Waffen vor und hinter ihnen aufbellten. Verwirrtes Brüllen und laufende Füße, rote Silhouetten herausspritzenden Blutes. Dann hatten sie die verwaisten Liftschächte erreicht, und als eine weitere Explosion das Mausoleum schwanken ließ, wurden sie bereits zum Dach emporgetragen.
    Eine erschöpfte Kommandotruppe, stationiert auf der anderen Seite der Erde, ergoß sich in die plötzlich auftauchende Luft und lief über das eintönige Betonfeld auf die ungeduldig wartenden Hubschrauber zu. Dann verlor sich der Monolith unter ihnen.
    „Lokaler Angriff“, übertönte Benyon die Motoren. „Sie bombardieren das Mausoleum, versuchen es zu zerstören. Das Ding wurde gebaut, um selbst atomaren Angriffen standzuhalten, aber sie legen ganz schön los mit den Langstreckenraketen.“
    Dem Hubschrauber, der den Träumer Aldous an Bord hatte, dessen Rettung der Angriff galt, folgten seine zwei Kameraden, die Steuerungen waren auf den Rückflug eingestellt. Tanghe fühlte sich elend.

 
Malte Heim
Kloniade
     
    D’Albert entdeckte die Wunde, als er sich rasierte.
    Er beugte sich näher zum Spiegel und betrachtete entsetzt die kleine, feucht-rosa schimmernde Vertiefung in seinem linken Ohrläppchen.
    Obwohl er erst eine Seite seines Gesichtes von Haaren befreit hatte, unterbrach er die Rasur und eilte im Schlafanzug aus dem Haus. Das Frühstück holte er im Helicar nach.
     
    Die Anwaltspraxis des Muller-Klons war in einem Hochhaus inmitten des Geschäftsviertels von

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