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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Maschinen verkaufte und sich um ihre Bedürfnisse kümmerte, während das Leben seinen eigenen Schwanz vertilgte.
    „Gebenedeite Mutter, von einem Radieschenbeet verdrängt! Gott helfe uns!“ Er wollte zu der Jungfrau hinaufblicken, Kraft von ihr erhalten, aber er konnte es nicht.
    Bensmiller beugte sich hinab und schnüffelte an dem Teppich dicht gepflanzter Blätter. Die Luft dort schien frischer zu sein. Oder war das nur eine Erinnerung?
    Er schritt von den Garteneinheiten fort und begab sich an die Stelle, wo die Kanzel gestanden hatte. Das Computerterminal gab ein sanftes, summendes Geräusch von sich, während es die Funktionen all der Maschinen regulierte. Bensmiller lachte bitter in sich hinein. Sie haben mich entwurzelt und an meiner Stelle eine Maschine eingepflanzt, dachte er. An diesem Ort, mit einer solchen Gemeinde war es wohl auch das Beste. Er legte die Hände an beide Seiten des Terminalkontrollpults. Tränen, die er zu bekämpfen sich weigerte, schossen hervor und befingerten die liebesmüden Seiten seiner Erinnerung.
    „Das Evangelium nach dem Heiligen Lukas“, sagte er und blickte auf die schweigenden grünen Reihen. „Hört das Wort Gottes, ihr verdammten Radieschen!“
    Zwei Tage lang mied Pater Bensmiller Chamblen und blieb mit seinen Gedanken allein. Immer und immer wieder ging ihm das Dilemma durch den Kopf, während er die endlosen Reihen der Rattenkäfige säuberte und zu den Hunden mit den traurigen Augen sprach, die ihn hinter ihren feinmaschigen Netzgittern anwedelten. Er wollte kämpfen und seine Fahne auf die Seite des Lebens stellen, doch so sehr er sich auch umschaute, war es ihm doch unmöglich, die Gefechtslinien auszumachen. Die Menschen liefen durch die leeren Öden mit Körperfunktionsmonitoren, die ständig mit den Maschinen schwatzten, und fühlten sich dadurch sicherer. Es war schwer für ihn, das zu glauben. Die armen Hunde waren zu dumm, um die Elektroden zu verstehen, die an ihren Schädeln und Flanken mit Klebeband befestigt waren. Sie wedelten, wann immer er ihnen seine Hand entbot. Das Glück bestand lediglich aus einer weiteren Schüssel Panzerplatten-Kekse. Er beobachtete Männer dabei, wie sie damit prahlten, wie empfindlich ihre Monitoren seien und wie vollkommen die Maschinen ihr Wohlergehen bewachten. Ohne zu beten fragte er sich, ob die Menschen jemals wieder ohne sie leben könnten. Nichts in seinen Büchern gab ihm darauf auch nur die Spur einer Antwort, nein, ließ nicht einmal die Frage zu.
     
    Kurz nach dem Abendessensignal für die B-Schicht weckte der Summer Pater Bensmiller aus einem unruhigen Schlaf. Er richtete seine Pritsche und drückte die Türklinke hinunter. Vor dem luftdichten Türrahmen befand sich ein lächelnder Mann in einem Rollstuhl.
    „Tut mir leid, daß ich nicht hineinkommen kann, Pater“, sagte Monahan. „Aber meine Räder schaffen es nicht durch Ihre Tür. Aber ich wollte trotzdem vorbeikommen und Ihnen danken.“
    Bensmiller lächelte. Seine Augen brannten ein wenig.
    „Sind Sie sicher, daß Sie jetzt schon aufsein und herumfahren sollten?“
    Monahan lachte und klopfte leicht auf den bedeckten Stumpen, der genau über seinem linken Knie endete. „Dazu gehört mehr als ein fehlendes Bein, um mich festzuhalten. Bei einem Sechstel g heilen Leute ziemlich schnell. Wenn ich Glück habe, dann kann ich nächste Woche schon auf Krücken gehen.“
    Das lächelnde Gesicht, das ihn durch eine weitgeöffnete, luftdichte Tür anblickte, bewegte ihn einen langen Augenblick entsetzlich. „Ich wüßte nicht, warum Sie mir danken sollten.“
    „Kreski hat mir gesagt, daß Sie versucht haben, mir die Sterbesakramente zu spenden.“
    „Ich verstehe.“
    „Gehört Mut dazu, sich mit diesem alten Schraubenschlüssel anzulegen.“
    „Er wollte nur Ihr Bestes.“
    „Klar.“ Monahan grinste säuerlich. „Ist zwar die Hölle, mit ihm klarkommen zu müssen, aber er versteht sein Fach. Wie ich schon sagte, danke. Auch weil ich glaube, daß Sie Glück bringen.“
    „Wie?“ Bensmiller war verblüfft.
    „Klar. Ich und ein paar andere Typen aus der H-Kultur haben es entdeckt. Reverend Chamblen war sechs Monate lang vor ihnen da, und keiner hat viel von einer Kirche geredet. Aber als Sie dann gekommen sind, wurde sie sofort gebaut, und als sie fertig ist – wenn auch noch nicht soweit fertig, daß sie schon geweiht worden wäre und so –, da fliegt mein Gewächshaus in die Luft. Die Kirche war fertig und wartete darauf, daß wir dort

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