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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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einziehen sollten.“
    „Aber …“ Bensmiller war erstaunt. Der Mann redete so, als sei die Zerstörung einer Kirche ein Gottessegen.
    „Sechzig Stunden, von der völligen Zerstörung bis zur vollständigen Inbetriebnahme, in einer Kuppel, die nie für lebenswichtige Funktionen konstruiert worden war. Das nenne ich doch ein ziemliches Wunder. Das kann ich noch meinen Kindern erzählen.“
    „Aber ich verstehe nicht, weshalb …“
    „Es war nicht leicht“, sagte Monahan in ernsthafterem Ton. „Glauben Sie mir, es war eine verdammte Plackerei.“
    Amen.
    „Nein, ernsthaft, Pater, ich und die anderen Jungs, wir haben darüber nachgedacht und festgestellt, daß Sie uns ziemlich viel Glück gebracht haben. Wenn sie nicht noch eine Kuppel besessen hätten, dann wäre überhaupt kein Spielraum für Notfälle mehr geblieben. Das hätte Houston gar nicht gefallen. Sie hätten eine Anordnung Nummer Fünf herausgeben können.“
    Anordnung Nummer Fünf. Sofort evakuieren. Das Ende von Station Grissom. Bensmiller schüttelte verwundert den Kopf. „Ich wußte nie, daß es so ernst war.“
    Monahan pfiff durch die Zähne. „Jetzt nicht mehr, aber eine Weile lang stand alles auf des Messers Schneide. Und wenn das Projekt abgeblasen worden wäre, dann wäre mir das Herz gebrochen. Die Reise nach Hause wäre für mich eine Reise ohne Wiederkehr gewesen. Einbeinige Männer sind nicht besonders gefragt als Flug- oder Stationspersonal. Es hat also gar nicht ein so schlechtes Ende gefunden. Außer für Sie, nehme ich an.“
    „Na ja, ich …“
    „Sie fühlen sich wahrscheinlich wie ein Hund, den man aus seiner Hütte verjagt hat, um sie als Hühnerstall benutzen zu können. Das muß natürlich ein bißchen weh tun, aber ich schätze, daß Gott leichter verzeiht als die Natur. Na ja, jedenfalls war es nicht fair, daß man Sie einfach so hinausgeworfen hat, ohne eine Ausweichmöglichkeit, also habe ich Kreski ein bißchen bekniet und den Platz in der Lagerkuppel verlangt, wo all die Ersatzteile für das neue Gewächshaus aufbewahrt wurden. Da ist jetzt ein ziemliches Loch. Na, und dann haben die anderen Kumpels von der H-Kultur eine Sonderschicht gefahren, haben das Kruzifix und ein paar Kirchenbänke ausgepackt und Ihnen eine Kirche gemacht.“
    „Kreski hat Ihnen das gestattet.“ Es war eine Feststellung voller Ungläubigkeit.
    „Wir haben gedroht, die Panzerplatten-Kekse purpurn zu färben. Es ist sein Lieblingsessen, und Purpur ist die Farbe, die er am wenigsten ausstehen kann. Da haben wir bekommen, was wir wollten.“
    „Dann muß ich mich bedanken. Ich meine …“
    „Nein. Halten Sie nur eine Messe für uns ab. Wir möchten ein bißchen unseren Dank abstatten. Wann?“
    „Morgen früh. 09.00.“
    „Danke, Pater. Sie sind ganz schön zäh, wissen Sie das?“
    „Nein. Aber wenn Sie das sagen, glaube ich Ihnen. Passen Sie auf sich auf.“ Die Tür schwang zu, als der Mann fortrollte.

 
4
     
    Die Mutter Gottes streckte ihre Arme aus, um das öde Land darin einzuschließen. Über ihre weiße Schulter hatte man ein Bündel elektrischer Kabel geworfen. An ihrer Krone war ein photoelektrischer Sensor befestigt worden.
    Sonnenlicht, Erdenglimmer. Das Leben braucht sein Licht.
    „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes …“
    Zwischen den schattenüberzogenen Kisten und den Reihen aufgetürmter Fässer drängten sich sieben Menschenwesen um eine Platte aus Kunststoffresten. Man hatte ein Tuch aus feinem Leinen darüber gelegt. Auf der einen Seite des Tuchs stand der goldene Kelch, auf der anderen ein kleiner Teller mit dunkelgrünen Keksen.
    Maria streckte ihre Arme aus. In jeder Hand hielt sie, mit Eisenbändern befestigt, ein Bündel Natrium-Quecksilberlampen. An Stengeln wuchsen überall weitere künstliche Sonnen. Die Kuppel vibrierte vor Licht.
    Ich sah eine Frau, mit der Sonne bedeckt und den Mond zu ihren Füßen, und auf ihrem Haupt war eine Krone aus zwölf Sternen.
    Zwölf Sterne. Zwölfhundert Sterne. Zwölftausend Sterne.
    Zwölf Billionen Sterne.
    Mutler, es sind Deine. Wir werden sie zu Deinen machen.
    „Herr, erbarme Dich unser. Christus, erbarme Dich unser. Herr, erbarme Dich unser.“
     
    Sieben Menschen hielten inne und erinnerten sich an ihre Fehler. Alle acht Sekunden atmete jeder von ihnen ein. Das Leben arbeitete hier, in ihren Lungen, in ihrem Blut, in jeder Zelle. Sauerstoff zu Stickstoff. Energie. Leben. Herr, vergib uns.
    Die Maschinen summten vor eigenem Leben. Um

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