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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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gezogen. Der Deckel war abgeschlossen. Das Pult erweckte nicht den Anschein, als ob die Spurensicherung sich seiner angenommen hätte. Das lag aber auch daran, wie Sperrle nun dachte, daß der Fall ja klar war und man auf die Sicherungsgruppe Bonn, die im Laufe des Tages eintreffen würde, warten wollte, von der das wissenschaftliche Rätsel aufgelöst werden sollte. Aber, meinte er in Gedanken, es gehörte zu seinen Kompetenzen als Kriminaler, auch solchen Spuren nachzugehen.
    Da er lange Zeit in der Einbruchsabteilung gearbeitet hatte, war das Pult wenig später geöffnet. Vor Sperrle lag ein Notizbuch, lagen Papiere. Es waren Arbeitsanweisungen, Berechnungen, Formeln, Pläne und Projekte, die Broadnar verfaßt hatte, da er alleine arbeitete, und sein Gedächtnis war nicht das beste – kein Wunder, wenn man den Umfang und den Schwierigkeitsgrad seiner Arbeiten bedachte, murmelte Sperrle in Gedanken.
    Er hatte die Papiere überflogen und fand natürlich, da er wußte, wonach er suchte, einen Text auf, der seinen Eindruck von den Ereignissen komplettierte. Da schrieb Broadnar am Abend des vorigen Tages unter anderem:
    „Ich fühle mich schuldig. Ich, der ich so lange an der Schaffung eines besseren Menschen gearbeitet habe – und Gott möge mir verzeihen, wenn alle diese Geschöpfe meine Züge tragen, aber wer sonst als die Wissenschaftler wären auserwählt, die Menschheit zu führen? –, muß mir mein Versagen eingestehen. Es versteht sich, daß sich die Wissenschaft über Fehlschläge aufwärts entwickelt. Der Wissenschaftler, der alle Antworten auf seine Fragen vor dem Beginn der Experimente schon wüßte, ist noch nicht vom Himmel gefallen.
    Doch das Problem, das mich bedrückt, liegt in der Materie, in der ich arbeite, wenn ich mir selbst diese frivole Ausdrucksweise gestatte. Ich arbeite mit Menschen. Ich arbeite am Menschen. Es sind Menschen, gleich welcher Form und Gestaltung, die ich bilde. Es ist in meine Hand von vornherein eine ungeheure Verantwortung gegeben. Fehler, die ich mache, lassen sich kaum korrigieren. Und es ist ein Verbrechen, strenggenommen, überhaupt einen Fehler zu begehen.
    Gleichwohl habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen, um auf meinem Wege vorwärts, weiter, geradeauszuschreiten. Es nützt ja nichts, zu zweifeln und zu zaudern. Es hat keinen Sinn, sich beirren zu lassen. Es ist meine Aufgabe und Berufung, meinen Auftrag fortzuführen. Gott sei mir gnädig bei all den Fehlern, die ich mache. Ich frage mich, ob es einen Priester geben würde, rund um die Erde, dem ich dieses anvertrauen könnte.
    Was ist das für ein Fehler, den ich nur auf diesen Seiten niederlegen werde? Er betrifft Alpha, meine prächtige Kreatur, das gelungenste Geschöpf von allen. Er ist nicht zu vergleichen mit den Gnomen, mit den Zwergen, mit den Kreaturen, die mangels Nahrung, mangels Licht, mangels Sauerstoff, mangels Stromschlag mir mißrieten. Alpha ist prächtig, aber er ist nicht die Vollendung. Was fehlt ihm? Äußerlich ist er gut gewachsen. Ein prächtiger Bursche! Eine großartige Schöpfung!
    Aber wie ist er, nachdem ich ihn auf die erste Exkursion alleine schickte, nachdem ich ihn zuvor im Lieferwagen, versteckt in der Pritsche, mitgenommen hatte, mir nach Hause gekommen? Zerschlagen und zerschunden! Ein Spottbild! Ein Zerrbild! Ein Zwei-Meter-Mann, über den sich die Kinder kaputtgelacht haben. Und warum das? Weil er sich nicht wehrte! Weil er sich nicht wehren konnte! Mein prächtiger Alpha! Meine großartige Schöpfung! Ein Spielball der Kinder! Ein Gespött der Alten!
    Es ist, ich bekenne es offen, mein Fehler. Meine falsche Programmierung, meine falsche Konditionierung. Ich war mir, offen gesagt, selbst nicht im klaren, welche Schablonen draußen benötigt werden. Wir, die wir die Welt draußen von klein auf gewöhnt sind und nicht mehr daran denken, wie wir selbst vor Jahren draußen angefangen haben, übersehen, was uns befähigt, mit denen dort draußen umzugehen. Obwohl ich im Prinzip daran dachte, daß ich Alpha bestimmte Abwehrmittel geistiger Art einimpfen müßte, habe ich ihn doch – praktisch wehrlos – den Wölfen ausgeliefert.
    Gut. Man macht Fehler, um sie zu korrigieren. Er liegt jetzt in seinem Tank und schlummert. Lassen wir ihn schlafen. Er schläft, um den Wahnsinn, der ihm begegnet, aufzuarbeiten. Seine ramponierten Flanken sind zusammengewachsen. Ich habe eine neue Schablone ausgearbeitet und werde sie beim nächsten Ausflug testen. Was jetzt dahintersteht, ist der

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