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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ein Kübel, von der Sorte, in dem auf dem Bau der Verputz angerührt wird, im Dunkel stand. Er hatte eines Tages, durch das Loch in den Kübel hinunterschauend, und ihm war dabei fast schlecht geworden vor Ekel, Unmengen kleiner weißer Würmer sich durcheinanderwinden gesehen.
    Er nahm sein altes Fahrrad aus dem Schuppen. Das Rad war für ihn zu groß, es hatte einen 28er-Rahmen. Der Sattel war ganz auf den Rahmen runtergeschraubt. Wenn er fuhr, mußte er „eiern“. Außerdem hatte das Rad noch keine Gangschaltung, statt dessen einen Rücktritt.
    Er rollerte bis zur Gartenpforte, die nur angelehnt war, stieß sie auf und war froh, aus dem Gartenweg raus, aus der Kleingartenkolonie raus, am Kanal entlang, in eine Gegend zu gelangen, wo vierstöckige, einförmige, hellgrüngestrichene Mietskasernen standen. Er fuhr am Obdachlosenasyl vorbei, vor dem zerlumpte Männer mit braunen Bierflaschen in den Händen auf der kleinen Mauer vor dem Kiosk saßen. Einer der Penner grölte etwas hinter ihm her.
    Er war froh, auf die Hauptstraße zu kommen, auf der Straßenbahnen, Busse und Autos in die Stadt hineindrängten. Der Verkehrslärm betäubte ihn. Die schlechte, von Autoabgasen verseuchte LUFT fraß sich in seine Lungen. Er radelte so schnell er konnte auf dem schmalen Radweg dahin, umkurvte halsbrecherisch Fußgänger, wobei er laut klingelte.
    Eine alte Frau fing an zu keifen, als er dicht an ihr vorbeizischte. Er drehte schnell den Kopf, streckte ihr die Zunge lang raus und brüllte mit rauher Aussprache: „Blöde Sau!“ Der Frau blieb die Luft im Hals stecken. Er sah gerade noch, wie sie sich, sich nach allen Seiten beifallheischend umblickend, aufzuplustern begann.
    Weiter raste er.
    Dann, nachdem der erste Rausch verflogen und die Oberschenkel vom ständigen Rauf- und Runtertreten der Pedale ein wenig ermüdet waren, fischte er eine zerknitterte Zigarettenschachtel aus seiner dunkelblauen Cordjacke und steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen.
    Er fuhr langsamer, fuhr freihändig, und er sah, wie einige alte Meckeropas empört auf ihn zeigten.
    Er qualmte große Wolken aus sich raus und spürte, wie das Nikotin in seinem Brustkorb nachsäuerte. Er spuckte klatschend gegen Häuserwände und kümmerte sich nicht um Schaufenster, Hauseingänge und Passanten.
    Jetzt prügeln die sich zu Hause sicher schon wieder. Sie wirft ihm vor, keine Arbeit zu haben, sich nicht zu bemühen, ein Säufer zu sein, sie auszubeuten. Sie wäre ja schließlich keine Nutte. Er wirft ihr vor, eine Schlampe zu sein, die es ja sowieso mit jedem treiben würde. In jedem frißt das eigene Versagen. Dann werden die Flaschen rausgeholt, und die saufen sich, sich immer weiter wüst beschimpfend, in eine Versöhnung hinein. Wenn er in die Bude zurückkam, lagen die manchmal besoffen auf dem Stragula-Boden.
    Nee, dahin würde er keinen Kumpel schleppen können. Nicht in dieses Drecksloch.
    Der Nachbar war Maurer. Nach Feierabend arbeitete der noch oft im Garten. Der hatte da Tulpen im Frühjahr auf den Beeten und eine zufriedene dicke, schwangere Frau, die in der Küche herumkochte. Der Nachbar sah ihn manchmal verständnisvoll an, so als wolle er sagen: „Du hast es nicht leicht, Junge“. Mit den beiden Alten unterhielt der Nachbar sich wenig. Man hielt Abstand zu dem Gesindel, wenn man selbst auch nicht viel besser dastand.
    Beim Wichsen dachte er oft an die dralle Nachbarsfrau. Er stellte sich deren gewaltige Schenkel vor.
    Jetzt bekam die schon wieder ein Kind und streckte aufreizend ihren Bauch vor.
    Er freute sich, immer mehr in die Stadt hineinradelnd, auf den Sonntag, wo er mit zwei Kumpels aus der Kolonie in die Stadt zu einer Disco gehen wollte. Vielleicht konnten sie dort ein paar Frauen anhauen. Auf jeden Fall gab es dort immer geile Musik. Scheiße nur, wenn die Alten kein Geld, keinen Pfennig mehr, rausrücken konnten, weil sie alles versoffen hatten.
    Sich immer mehr der Innenstadt nähernd, stellte er nüchtern fest, daß er keinen Bock hatte, zur Schule zu gehen. Er würde lieber mit dem Rad herumfahren.
    Aber dann traf er durch Zufall einen aus seiner Klasse, den sie „Dete“ nannten. Einen langen Dürren mit einer knarrenden Stimme. Der hatte ein Rad mit 10er-Schaltung und Felgenbremsen.
    Mit Dete fuhr er zum Flughafen raus. Dort lungerten sie eine Stunde herum. Er aß einen Schokoladenriegel und trank eine Dose Cola an einem Kiosk.
    Dann rauchten sie noch eine und fuhren doch noch zur Schule. Dort saß und schlief er

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