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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Hal­lu­zi­na­tio­nen. Die Welt wird far­big und vol­ler Be­we­gun­gen. Die Grö­ßen der Ge­gen­stän­de ver­schie­ben sich. Töd­lich ist nur die stän­di­ge Wie­der­ho­lung des Schre­ckens. Die End­los­schlau­fe. Der Kör­per at­met tief durch, um wei­ter­le­ben zu kön­nen. Um das Pa­nik­an­häng­sel am Le­ben zu er­hal­ten in der le­bens­ver­nei­nen­den Um­welt. Er schlief.
    Aus dem Schlaf wur­de er ge­ris­sen, als lo­se Stei­ne, Mör­tel und Sand auf ihn her­un­ter­rie­sel­ten. In­stink­tiv wälz­te er sich, noch be­nom­men, zur Sei­te, weg von der Wand, die zu­sam­men­stür­zen und ihn un­ter sich be­gra­ben könn­te. Er wälz­te sich in den of­fe­nen Raum, ins Lee­re hin­aus.
    Un­ter ihm die Er­de warf sich brül­lend auf. Ein wahn­sin­ni­ges Bers­ten war um ihn. Ge­räusche stürz­ten zu­sam­men. Die Dun­kel­heit schi­en zu zer­rei­ßen. Die Er­de warf sich brül­lend auf. Er wur­de hin­ge­wor­fen und be­gra­ben. Er gab die Ver­ant­wor­tung für sei­nen Kör­per ab. Jetzt ge­schieht et­was mit dir, dach­te er. Jetzt ma­chen sich Stein, Sand und Er­de einen Dreck aus dir. Du wirst hin und her ge­schmis­sen. Stei­ne fie­len auf ihn, drück­ten sich in ihn ein.
    Er wim­mer­te und kau­er­te sich zu­sam­men, hat­te das Ge­fühl, als wür­de Luft aus dem Dun­kel, in dem er lag, her­aus­ge­zo­gen und dann wie­der über ihn ge­preßt. Schwef­li­ge, bren­nen­de Luft. Luft, die sich nicht mehr at­men ließ. Er riß den Mund auf und sog die Luft und den Dreck in sich ein. Er stram­pel­te den Sand, den Mör­tel und die Zie­gel von sich, noch ehe ihm be­wußt wur­de, daß die Er­de auf­ge­hört hat­te, sich auf­zu­wer­fen. Die Dun­kel­heit war vom Staub ein­ge­dickt und schwül. Sie schwelte nun auch tief in ihm. Aber im­mer noch er­drück­ten ihn Stein­wän­de. Er tas­te­te sich vor­wärts und wur­de er­neut von Lärm nie­der­ge­schla­gen. Die Ma­te­rie brüll­te auf, über­roll­te ihn, riß ihn in ihr In­ners­tes, be­leck­te ihn blu­tig. Mit bei­den Hän­den faß­te er den feuch­ten, bren­nen­den Bo­den. Dun­kel und un­ten und oben bil­de­ten eins. Feucht die Knie und El­len­bo­gen, auf de­nen er kroch. Über ihm ein In­fer­no, das sich ihm nicht mit­teil­te. Es war zu weit weg. Er war ein­ge­dost und trieb den Strom hin­un­ter. Ein Fuß­tritt. Ein Hund piß­te ihn an. Schlä­ge. Er kroch müh­sam vor­wärts und schmeck­te nas­sen Dreck im Maul. Er preß­te sein Ge­sicht an ei­ne Wand, an die er hin­ge­kro­chen war. Nach dem Auf­wer­fen der Er­de war die Stil­le wie­der da. Und die Dun­kel­heit. Nur die Stei­ne buch­sta­bier­ten sich in sei­nen wei­chen Leib. Er fuhr sich mit der Hand zwi­schen die Bei­ne und rieb sein Ge­schlecht. Es war da, klein, ver­schrum­pelt, ver­ängs­tigt, aber es war da. Er spür­te, daß et­was Ent­setz­li­ches, et­was Un­wie­der­bring­li­ches mit der Ma­te­rie um ihn vor­ge­gan­gen war. Und wie­der schlief er ein und ließ es zu, daß Traum­ge­sche­hen den Schreck­nis­sen, die sein Kör­per kaum noch auf­zu­neh­men im­stan­de war, ent­floh, in­dem er die Schreck­nis­se bis ins Ab­sur­de durch­spiel­te. Er trieb mit Ent­set­zen Scherz. Das war sein mo­men­ta­nes Über­le­ben­s­pro­gramm. Und schlief. Schlief lan­ge, exis­tier­te für Raum/Zeit nicht mehr. Exis­tier­te nicht mehr für die Form, in der sich die Ma­te­rie ge­ra­de or­ga­ni­sier­te, sich vom Be­wußt­sein er­hol­te. Ver­schlief, wie sie sich in ei­nem Drit­ten Welt­krieg, in ei­nem stra­te­gi­schen In­fer­no oh­ne­glei­chen, über ihm aus­tob­te und ver­form­te. We­der drang ein Ver­ständ­nis des­sen, was Krieg ver­ur­sach­te und be­deu­te­te, an sein ver­ne­bel­tes Sein, noch nahm er wahr, wie es über ihm mensch­li­che Kör­per zu Tau­sen­den hin­raff­te und ver­form­te. Spreng­köp­fe kre­pier­ten in der Luft über ei­ner Stadt, zu der er, Chick, der Sohn des Ame­ri­ka­ners, schon seit lan­gem kei­nen Zu­gang mehr hat­te. Der Krieg ge­sch­ah. Er hät­te ge­nau­so­gut auf Al­pha Pro­xi­ma statt­fin­den kön­nen. Sein Ge­müt ver­schlief das Schlimms­te. Der ers­te Schlag, die ers­te Ex­plo­si­on als Ver­stär­ker sei­nes schon vor­han­de­nen Schre­ckens,

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